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0319 - Im Würgegriff des roten Dämons

0319 - Im Würgegriff des roten Dämons

Titel: 0319 - Im Würgegriff des roten Dämons Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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der Nähe, und das ist auf der anderen Seite des Sees. Zapato zählt nicht, es gibt keinen Fährbetrieb. Wir müssen also vorher rüber.«
    »Wir hätten einen Schwimmwagen nehmen sollen.«
    »Durchs Gelände müssen wir ohnehin. Es gibt von Nuevo Laredo aus nur eine Straße, die in die Nähe des Stausees kommt, und die verläuft auf mexikanischer Seite etwa fünf bis sieben Meilen parallel zur Grenze. Die müssen wir nehmen und irgendwann querkant auf den See zufahren.«
    »Laß uns doch direkt am Rio-Grande-Ufer bleiben«, schlug der Historiker vor, aber Tendyke tippte sich nur mit einer großzügigen Geste an die Stirn. »Nichts da. Wir kriegen höchstens Ärger mit den Greasern, weil wir denen die Grashälmchen kaputtfahren. Die Beziehung Texas-Mexiko ist gespannt wie eh und je, und auf beiden Seiten warten die Grenzposten nur darauf, daß sie einem von der Gegenseite eins auswischen können.«
    Bill nickte mißmutig. Sekundenlang erwog er, irgendwo auf freiem Gelände über den Rio Grande zu setzen. Jeder kleine Gangster, der von einem Land ins andere wollte, tat das doch schließlich auch. Aber dann verwarf Bill diesen Gedanken wieder. Erstens waren sie keine Gangster, die einen zwingenden Grund hatten, illegal über die Grenze zu fliehen, und zweitens wollte er den Wagen nicht als sichtbares Signal für jeden am Ufer zurücklassen und drüben nur auf Schusters Rappen angewiesen sein. Warum mußte sich der Dämon ausgerechnet die mexikanische Seite des Rio Grande aussuchen?
    Bill fragte sich, warum er selbst damals drüben gewesen war und somit jetzt offenbar einen Bezugspunkt für den Dämon geschaffen hatte. Aber er konnte sich daran nicht mehr erinnern, nur eben daran, daß er dort gewesen war. Wahrscheinlich hatte er ein paar Tage Urlaub gemacht.
    »Okay«, sagte er. »Machen wir es eben so, wie du es für richtig hältst. Langsam komme ich mir neben dir vor wie ein kleiner Junge.«
    Tendyke schwieg. Er ließ den Motor des Chevy Blazer an und begann, in Richtung Stadt zu fahren. Er war sicher, daß ihnen niemand beim Grenzübertritt Schwierigkeiten machen würde.
    ***
    Der Dämon dagegen war sich dieser Sache gar nicht so sicher. Deshalb mußte er sich gründlich vorbereiten. Er mußte auf die andere Seite des Rio Grande gelangen, um seine Falle dort aufzubauen. Er hatte sein teuflisches Spiel so eingeleitet, und nun mußte er es durchziehen, auch wenn er es ganz zu Anfang ein wenig anders geplant hatte. Aber die Fäden der Handlung waren ihm vorübergehend entglitten, und er mußte umdisponieren.
    Warum, bei Put Satanachias Ziegengehörn, mußte Bill Fleming ausgerechnet an jenes Rio-Grande-Uferstück denken, als er die Video-Cassette zum ersten Mal ablaufen ließ und dabei Manuela Ford sah? Jeder andere Hintergrund wäre besser gewesen. Aber ausgerechnet Mexiko! Bill Fleming selbst hatte den Hintergrund geprägt, unterbewußt, auf den er sich dann anschließend fixierte.
    Tendyke hätte es viel einfacher gehabt. Der hatte sich seinen eigenen Swimming-pool vorgestellt. Das alles hätte weniger Umstände erfordert. Aber nun war eben Mexiko angesagt. Tendyke und Fleming waren mit absoluter Sicherheit dorthin unterwegs, und ehe der Dämon sich durch eine Beschwörung dorthin zwingen ließ, wollte er den anderen lieber zuvorkommen.
    Immerhin spürte er, wie seine Kräfte und Fähigkeiten allmählich zurückkehrten. Tendyke hatte also geblufft. Er war nicht allein fähig, die Blockierung wieder aufzuheben, sondern sie verschwand von ganz allein. Das gab dem Dämon neue Vorteile in die Klauen. Mit einem einzigen Blick hatte er es geschafft, das Mädchen unter seinen Willen zu zwingen. Gerade noch rechtzeitig, denn jetzt, tagsüber, hätte es Schwierigkeiten gegeben. So aber war sie jetzt nicht mehr in der Lage zu entweichen oder sich an andere Menschen um Hilfe zu wenden.
    Auch die anderen Fähigkeiten würden bald zurückkommen. Er spürte, wie er stärker wurde. Goro’heel triumphierte. Nicht mehr lange, und er würde es Tendyke heimzahlen. Der Vertrag… er würde erfüllt werden. Aber in einer Form, wie es sich die beiden Männer nicht vorstellen würden.
    »He«, murmelte das Mädchen mit weit aufgerissenen Augen. »Was ist mit deinen Ohren los? Die sind ja plötzlich so spitz…«
    Goro’heel grinste. Er sah es im Rückspiegel. Und nicht nur seine Ohren bekamen die altgewohnte dämonische Spitzform seiner Originalgestalt, sondern aus den Schläfen wuchsen auch nach rechts und links vorn die Hörner

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