0319 - Im Würgegriff des roten Dämons
Silbergeschosse den Dämon trafen, ihn schon durch die Auftreffwucht zurückschleuderten. Aber sie konnten ihn nur schwächen, nicht vernichten. Der Dämon heulte auf. Die beiden Männer gewannen ein paar Sekunden Zeit. Wertvolle Sekunden.
Bill Fleming zauberte einen Sprühflakon mit Weihwasser aus der Hemdtasche. Er stieß das Mädchen hinter sich und griff den Dämon an. Der wurde von Spritzern des Wassers benetzt. Sofort bildeten sich große Brandblasen auf seinem Körper. Dann kreiselte er herum und schlug noch aus der Bewegung heraus mit der krallenbewehrten Faust zu. Bill wurde förmlich vom Boden abgehoben und durch die Luft geschleudert. Im nächsten Moment warf sich Goro’heel auf Tendyke.
Der Abenteurer sah, daß er um einen Kampf nicht herumkam, und er besaß keine Mittel, ihn zu bestehen. Er wich noch zur Seite aus und versuchte, den Dämon mit dem Revolver niederzuschlagen. Er hielt ihn mit einem wuchtigen Fußtritt auf Abstand. Aber im nächsten Augenblick packte der Dämon ihn.
Tendyke schrie auf, als der Schmerz kam.
Der Dämon brüllte wieder Worte seiner uralten, magischen Sprache. Die Welt riß auf. Ein flammenumsäumtes Loch tat sich auf, dahinter war endlose Schwärze und Leere. Und Goro’heel stürzte sich mit Rob Tendyke in diese Schwärze hinein.
Bill Fleming schaffte es gerade noch, sich aufzuraffen. Er sah noch, wie die beiden Gestalten, Mensch und Dämon, durchsichtig wurden, als glühten sie von innen heraus. Ein heller, glosender Schein bildete sich um ihre Umrisse, die eins mit der Schwärze wurden, dann erlosch das Feuer. Und immer noch schossen Flammenbahnen in alle Richtungen. Flammenbahnen, die der Rand des Weltentors ausspie.
Sie erloschen abrupt, als Bill ungeachtet des Feuers darauf zustürmte. Direkt vor dem Historiker schloß sich das Loch. Ein schmatzender Laut erklang, als habe ein riesiges Ungeheuer Mensch und Dämon verschlungen und klappte jetzt sein riesiges Maul zu. Bill prallte von einer unsichtbaren Mauer zurück, die dort stand, wo gerade noch Schwärze und Flammen gewesen waren. Als er einen zweiten Anlauf nahm, taumelte er durch das Nichts hindurch.
Das Tor war fort, erloschen, weggezaubert, als sei es niemals existent gewesen.
Bill raffte sich wieder auf. Er starrte die Stelle fassungslos an, wo sein Freund und Kampfgefährte entführt worden war. Mit geballten Fäusten schritt er hindurch. Gerade eben flüsterte ihm eine innere Stimme noch zu, daß er die Stelle markieren sollte, und mit den Schuhen kratzte er ein paar tiefe Furchen in den Sand, markierte ein großes Doppel-X dort, wo die Ränder des Weltentors gewesen waren.
Das war alles, was er im Augenblick tun konnte. Er konnte nur anschließend versuchen, mit seinen noch vorhandenen geringen Mitteln das Tor neu entstehen zu lassen und zu öffnen, um Rob Tendyke zu folgen und herauszuholen.
Wenn Tendyke bis dahin noch lebte.
Bill schüttelte den Kopf. Er begriff immer noch nicht so ganz, wie das alles hatte geschehen können. Tendyke war fort, der Dämon war fort…
Aber er hatte Manuela wieder bei sich!
»Manuela…?«
***
Goro’heels Lachen schallte durch die Schwärze. Für ihn war sie nicht dunkel. Er sah hier wie am Tage, denn sie war sein Element. Dennoch würde er mit seinem Gefangenen nicht hierbleiben.
Es ging weiter, hinab in die Tiefen einer Welt neben der Welt. Niemand würde ihn hier finden. Niemand konnte ihn aufstöbern und an seiner Rache hindern. Rob Tendyke hatte ihn einmal hereingelegt und übertölpelt. Das erforderte Rache, denn die ganze Planung des Dämons war über den Haufen geworfen worden. Seinem Vorhaben, an Zamorras Waffen zu gelangen und damit in der Hierarchie der höllischen Heerscharen aufzusteigen, war er um nichts näher gekommen. Dabei hatte er sich damit das Ansehen erkämpfen wollen, das er brauchte, um selber zu einem der Unterführer zu werden, die andere Höllengeister zu befehligen hatten.
Er wollte nicht mehr einer der Geringsten in der Horde des einstigen Belial sein. Er wollte aufsteigen, und das ging nur durch eine spektakuläre Aktion.
Tendyke hatte ihm alles verdorben.
Das sollte dieser Mann ihm büßen. Goro’heel hatte ihn jetzt in der Hand, und es gab keine Spuren, denen ein Befreier hätte folgen können…
***
»Manuela«, sagte Bill und kauerte sich neben das Mädchen in den weißen Sand. »Ich kann’s immer noch nicht glauben, daß du wirklich noch lebst. Wie war das möglich? Du bist doch bei diesem verdammten Unfall im Wagen
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