Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
032 - Der Opferdolch

032 - Der Opferdolch

Titel: 032 - Der Opferdolch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenkiller
Vom Netzwerk:
Segel.

    Dorian schrie hinter dem entschwindenden Schlauchboot her und fuchtelte mit den Armen herum. Umsonst.
    Endlich wandte er sich um. »Wann kommen sie wieder?«
    »In sechs Wochen. Wie oft sie anderswohin kommen, weiß ich nicht.«
    Dorian fluchte. Das waren schöne Aussichten. Auf die Bibelschmuggler brauchte er nicht zu rechnen. »Kennst du irgendwo einen Unterschlupf? Es ist elend kalt hier im Freien.«
    »Ein Bruder meines Mannes hat ein kleines Haus am Rand von Vlora«, sagte Vavra. »Dort können wir den Morgen abwarten. Sobald es hell geworden ist, kehre ich zu meinem Haus zurück.«
    »Wenn es noch steht«, sagte Dorian.

    Vavras Schwager zeigte sich nicht sehr gastfreundlich. Gjergj Noli war ein kleiner unrasierter Mann mit mürrischem Gesicht. Der Besuch seiner Schwägerin schien ihm nicht gelegen, aber er konnte sie auch nicht einfach von der Tür weisen. Gjergjs Frau war noch jung, aber schon so unförmig wie eine Tonne. Sie hatte den sanften Blick und den Gesichtsausdruck einer Kuh. Das Ehepaar mit den sechs Kindern lebte in den drei Zimmern des kleinen Hauses.
    Es wurde wenig gesprochen in der Nacht. Vavra und Dorian Hunter bekamen eine Ecke zugewiesen und ein paar Decken. Nach einem dünnen Kaffee am Morgen verabschiedeten sie sich, ohne mit einem Wort über die Ereignisse der vergangenen Nacht gesprochen zu haben. Die Frau und die sechs Kinder glotzten ihnen nach, und Gjergj Noli spuckte auf den Boden und zog die zu weiten Hosen hoch.
    Vavra vernahm die Worte, die er zum Abschied sprach. »Noch keine vier Wochen ist es her, seit mein Bruder dem Mbret zum Opfer gefallen ist, und schon reibt sich die Hure an einem Ausländer. So sind die Weiber.« Und wieder hatte er ausgespuckt.

    Das Gehöft stand noch. Es war kurz nach neun, als sie das Haus betraten. Von den Untoten und Vampiren war nicht einmal eine Fußspur geblieben. Im Haus war einiges zertrümmert, doch selbst die toten Tiere waren verschwunden.
    Vavra begutachtete den Schaden. Sie ging hinter Dorian her in den Keller. Sie sahen sich den unterirdischen Gang an.
    »Wenn man den Gang zumauern und die Türen reparieren würde, könnte ich hierbleiben«, meinte Vavra.
    Dorian konnte nur den Kopf schütteln über so viel Hartnäckigkeit.
    Anscheinend wollte sie lieber als Untote auf ihrer Scholle leben als von ihr weichen.
    »Bevor der Mbret nicht tot ist, gibt es hier keine Sicherheit«, sagte er. »Was weißt du über dieses Geschöpf?«
    »Zuerst laß mich Kaffee und ein Frühstück machen und nachsehen, ob die Hühner noch auf dem Dachboden sind. Später werde ich dir alles erzählen.«
    Die Hühner waren verschwunden; nur ein paar Federn lagen noch da. Die Lebensmittelvorräte aber waren unangetastet. Dorian bekam vor dem Frühstück einen Slibowitz, der sein Inneres wieder etwas mehr ins Gleichgewicht brachte.
    Nach dem Frühstück – Milchkaffee und selbstgebackenes Bauernbrot mit Quittengelee oder Ziegenkäse – erzählte Vavra dem Dämonenkiller die Geschichte vom Mbret, dem Herrscher der Untoten, dem Fürsten der Wiedergänger und Vampire aus den Katakomben unter der Festung Kanina.

    »Im 15. Jahrhundert war es, als der große Nationalheld Skanderbeg gegen die Türken kämpfte und sie aus dem Land jagte. Auf der Festung Kanina saß ein grimmiger Wüterich, genannt der Schwarze Bey. Niemand wußte genau, wie alt er war, und keiner hatte je sein Gesicht gesehen. Er trug immer eine schwarze Seidenmaske. Viele behaupteten, er sei der Oberste der Tempelritter, der damals nicht gestorben sei, als die Templer Anfang des 13. Jahrhunderts allesamt aufgeknüpft wurden. Gräßliche Geschichten wurden vom Schwarzen Bey und seinem Gefolge erzählt. So schlimm war sein Ruf, daß selbst Skanderbegs treueste Gefolgsleute sich weigerten, gegen ihn zu kämpfen. Der Schwarze Bey hatte auf den Zinnen seiner Festung die Köpfe erschlagener Feinde aufgespießt, und der Weg zur Burg Kanina war mit gepfählten Leichnamen gesäumt. Skanderbeg ergrimmte derart, daß er seine Männer mit dem blanken Schwert in der Hand zum Sturm auf die Festung zwang. Einen seiner besten Hauptleute erschlug er eigenhändig, weil er sich weigerte, gegen den Schwarzen Bey zu kämpfen.
    Drei Mal wurden Skanderbegs Kämpfer zurückgeschlagen, und drei Mal trieb Skanderbeg sie von neuem an. Beim vierten Mal endlich gelangten sie über die Mauern und eroberten die erste und zweite Terrasse. Die dritte Terrasse wurde vom Schwarzen Bey und seinen Männern erbittert bis zum Einbruch

Weitere Kostenlose Bücher