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032 - Töchter der Nacht

032 - Töchter der Nacht

Titel: 032 - Töchter der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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weiter?«
    »Die Dame sah mein Mädchen und entfernte sich schnell. Meine Zofe eilte ihr nach, aber sie konnte in dem langen Korridor keine verschleierte Dame entdecken. Und als sie dann zu meinen Räumen zurückkam, waren sie leer. Doch das Merkwürdigste kommt noch. Etwa um halb zwölf Uhr nachts ging ich mit Mr. Winter ein paarmal an Deck auf und ab - so heißt mein Butler, ein sehr achtbarer Mann. Der Geistliche, Mr. Price aus Texas, kam dazu und begleitete uns. Wir sprachen über dies und das. Sie wissen ja, man redet die albernsten Dinge, nur damit die Unterhaltung nicht einschläft. Und so ein Pfarrer ist die einzig mögliche Person, die einem Gesellschaft leisten kann, wenn man seinen Butler dabei hat. Wir gingen also zusammen auf und ab, bis es zwölf war und von der Kommandobrücke die Glocke zur Ablösung ertönte. Dann verabschiedete ich mich von Mr. Price und suchte meine Kabine auf. Winter mußte mich, wie es seine Aufgabe ist, bis zur Tür begleiten. Als ich öffnete, brannte das Licht.
    Ich wollte gerade eine Bemerkung zu Winter machen, als ich eine schmutzige Hand und einen blauen Ärmel sah - die Hand tastete sich aus dem anderen Zimmer um die Türecke und drehte das Licht aus. Mr. Winter ist sehr mutig, er eilte sofort in mein Schlafzimmer, machte Licht und kam gerade noch zurecht, um einen Mann zu sehen, der wie ein Aal durch die Kabinenluke aufs Deck hinauskletterte. Er verschwand über die Reling nach unten.«
    Margot sah Mrs. Markham bestürzt an.
    »Wissen Sie, wer es war?«
    »Es muß ein Matrose gewesen sein. Natürlich habe ich mich beim Kapitän beschwert.«
    »Weshalb ist der Mann in Ihre Kabine eingedrungen? Wollte er Sie bestehlen?«
    Mrs. Markham schüttelte den Kopf.
    »Ich bin ziemlich sorglos mit meinen Schmucksachen. Es lagen verschiedene wertvolle Stücke in der Kabine herum, aber wir müssen ihn vermutlich bei der Arbeit gestört haben, denn es fehlte nichts.«
    »Haben Sie sein Gesicht gesehen?«
    »Das war unmöglich, aber Mr. Winter sagte, daß es ein Heizer gewesen sein müsse. Seine Hände und sein Gesicht waren schmutzig, und er trug einen dunkelblauen Kittel, wie ihn gewöhnlich die Heizer im Dienst anhaben.«
    Der Kapitän nahm die Sache offenbar sehr ernst, denn am Nachmittag ließ er alle Heizer am hinteren Deck antreten. Mr. Winter begleitete Mrs. Markham, um den Schuldigen herauszufinden.
    Aber er hatte kein Glück dabei, denn er erkannte keinen der Männer. Jedenfalls befand sich der Gesuchte nicht unter den Heizern, die angetreten waren.
    Am Abend erhielt jeder Passagier ein Exemplar der Schiffszeitung, die an Bord gedruckt wurde. Darin standen die wichtigsten Funknachrichten. Margot war gespannt, ob Mrs. Markhams Erlebnis erwähnt wurde.
    Sie sah die Zeitung von Anfang bis zu Ende genau durch, aber vor allem wurden Auszüge aus Vorträgen und Reden wiedergegeben, die irgendwelche politische Persönlichkeiten gehalten hatten. Dafür interessierte sie sich nicht im geringsten. Sie überflog die letzten Resultate der Tennisturniere an der Riviera, dann folgten Börsenberichte - das war alles.
    Margot sprach den Zahlmeister an, als er im Laufe des Abends auf dem Promenadendeck erschien.
    »Ihre Zeitung ist nicht gerade sehr interessant, wie?«
    »So interessant, wie wir sie eben machen können«, meinte er lächelnd. »Wir können ja nur das drucken, was uns erreicht.«
    »Haben Sie denn nichts unterschlagen?«
    »Nein, bestimmt nicht, Madame. Erwarten Sie etwas Besonderes in der Zeitung zu finden?«
    »Nein - nein, das gerade nicht.« Sie zuckte die Achseln. »Aber ich hoffte doch, etwas Anregenderes zu entdecken als nur langweilige Reden von Ministern und Staatsoberhäuptern.«
    Diese letzte Bemerkung hatte Mrs. Markham mitangehört. Sie ging jedoch fort, ohne sich an der Unterhaltung zu beteiligen.
    »Hat Ihnen etwa Mrs. Markham erzählt, was gestern abend vorgefallen ist?«
    Margot nickte.
    »Ach, es wäre mir lieber gewesen, wenn nichts derartiges passiert wäre«, sagte der Zahlmeister beunruhigt. »Ich habe an und für sich schon sehr viel zu tun. Aber es vergeht kaum eine Reise ohne einen solchen Zwischenfall. Wenn sich so viele Leute an Bord eines Schiffes aufhalten, sind immer auch einige Verbrecher darunter. Unsere eigenen Leute sind vollkommen ehrlich, sie sind meistens schon jahrelang im Dienst und haben nie Anlaß zu Klagen gegeben. Früher, als die Schiffe noch Kohlenfeuerung hatten, war es allerdings mit den Heizern schlecht bestellt. Damals mußten wir

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