0320a - Terror zwischen Wolkenkratzern
nicht dulden, daß Sie hier herumschnüffeln. Oder haben Sie vielleicht einen Haussuchungsbefehl?«
»Warum, Carson? Haben Sie etwa wieder etwas auf dem Kerbholz?« erkundigte ich mich freundlich, denn die Großspurigkeit des Burschen fing an, mich zu amüsieren.
»Ich verbitte mir das!« fauchte der Hagere in dem Smoking leise, und deutlich sah ich, daß er wirklich noch bleicher wurde. »Ich bin ein anständiger Bürger, und ich habe nichts zu befürchten. Und hier im Club ist auch alles in Ordnung.«
»Daß im Club alles okay ist, glaube ich Ihnen aufs Wort, Carson«, antwortete ich gedehnt. »Ich wollte nur jemand sprechen. Es ist Glenda Blake. Sie werden sicher nichts dagegen haben, oder?« Der Mann war plötzlich wie ausgewechselt.
Er zeigte sein Gebiß, dessen Farbe verriet, daß er sehr viel rauchte.
»Aber sicher, Cotton, warum sollten Sie sich nicht mit Glenda unterhalten«, lärmte er erleichtert. »Bloß jetzt im Moment wird es nicht gehen. Die Kleine muß in ein paar Minuten auftreten, deshalb können wir sie jetzt nicht stören. Sie werden das hoffentlich verstehen, nicht wahr? Ich mache Ihnen einen Vorschlag: Sie kommen mit mir an die Bar und sehen sich die Show an. Danach können Sie von mir aus stundenlang mit dem Girl plaudern.«
Ich konnte seiner Forderung, Glenda Blake erst nach ihrem Auftritt zu sprechen, nicht entgegentreten. Aber die Art des Burschen war mir zuwider. Bevor ich jedoch eine entsprechende Antwort geben konnte, flog die Tür des Büros abermals auf.
Pat Shilling wirbelte aus dem Office und tänzelte zu uns herüber.
»Ist das nicht Jerry?« fragte das Girl nach kurzem Stutzen und nachdem es mich überrascht gemustert hatte. »Hallo, Sie wollen sich sicher unseren Auftritt ansehen. Ich werde Glenda sagen, daß Sie hier sind. Oder sind Sie etwa meinetwegen gekommen?«
Sie stellte sich auf die Zehenspitzen und tanzte einige Schritte in klassischer Manier.
»Nur Ihretwegen bin ich gekommen, Pat«, sagte ich und lächelte treuherzig. »Doch wenn Sie Glenda sagen wollen, daß ich sie nach ihrem Auftritt sprechen möchte, können Sie in meiner Gunst noch steigen.«
Pat hauchte einen Kuß in die Luft und entfernte sich dann wie ein Flamingo, der auf einen glühenden Zigarettenstummel getreten ist.
Ich drehte mich um und marschierte in die andere Richtung. Cliff Carson hängte sich an meine Fersen. Ich versuchte vergeblich, ihn abzuschütteln. Er blieb mir am Rocksaum, bis ich mich auf einen der Hocker in der Bar schob.
»Jack, Whisky für meinen Freund Cotton. Aber ein bißchen schnell, ja. Und natürlich auf Kosten des Hauses«, sprudelte Carson heraus. Er versuchte den Mixer nervös zu machen. Der wog gut zwei Zentner und ließ sich nicht stören, sondern kippte die Zutaten für einen Manhattan in den Mixbecher.
Cliff Carson aber ließ sich nicht bremsen.
»Sind Sie wegen Frank Blake hier, Cotton?« fragte er im gleichen Augenblick weiter. »Der Junge ist ja wie vom Erdboden verschwunden. Wenn Sie meine Meinung wissen wollen, dann muß ich Ihnen sagen, daß er in der Geschichte drinsteckt bis zum Kragen. Wollen Sie deswegen seine Schwester sprechen?«
Der Bursche ging mir ganz gehörig auf die Nerven.
»Sie haben sich doch verändert, Carson«, sagte ich kühl. »Ich meine beruflich.«
Sein Schnurrbart zuckte auf einmal, und in das bleiche Gesicht kam ein Hauch von Farbe.
»Wie meinen Sie das, Cotton?« vergewisserte er sich.
»Wie ich es gesagt habe. Sie sind doch ein ehrenwerter Bürger geworden, nicht wahr?«
»Ich bin ein guter Bürger, ich zahle meine Steuern, und ich habe nichts zu verbergen.«
»Wie kommen Sie dann zu den Informationen über Frank Blake? Die dürften doch nur in ganz bestimmten Kreisen zu haben sein, und ich weiß nicht, ob dort wirklich gute Bürger zu finden sind.«
Er hatte auf einmal eine ausgesprochen gesunde Gesichtsfarbe.
»Ich… ich weiß nicht, was Sie wollen, Cotton. Ich muß mich außerdem jetzt wieder um den Betrieb kümmern. Sie entschuldigen mich wohl. Vielleicht sehen wir uns später noch einmal. Jack, kümmere dich um Mr. Cotton«, rief er laut zu dem Mixer hinüber, der noch immer mit dem Mixbecher jonglierte. »Mr. Cotton ist mein Gast.«
Carson hatte es plötzlich sehr eilig. Ich war froh, daß ich den Kerl endlich losgeworden war.
»Bourbon oder Scotch?« erkundigte sich Jack, der Mixer.
»Weder noch, Jack. Geben Sie mir Cola mit Rum!«
Im großen Club-Zimmer ging das Licht aus, und zwei Scheinwerfer richteten sich
Weitere Kostenlose Bücher