0320a - Terror zwischen Wolkenkratzern
Tür.
Dann schoß sie nach draußen. Nachdenklich ließ ich mich auf dem einzigen freien Sitzmöbel nieder, das es hier in der Garderobe gab. Es war ein Stuhl, der so neben dem Schminktisch stand, daß ich halb hinter der spanischen Wand versteckt war.
Ich hatte meine Zigarette kaum ausgeraucht, als die Tür aufflog und Glenda Blake ins Zimmer stürmte.
Sie knallte die Tür mit einem Stoß ihrer rechten Hacke ins Schloß und wirbelte zum Schminktisch. Als sie sich nach dem Bademantel auf dem Hocker vor dem Spiegel bückte, erhob ich mich.
Glenda Blake zuckte leicht zusammen und starrte mich verwirrt an. Ich griff nach dem Bademantel und legte ihn dem Mädchen um die Schulter.
»Ich muß mit dir sprechen, Glenda«, sagte ich.
»Kannst du damit nicht noch etwas warten, Jerry?« gab Glenda Blake zu meinem Erstaunen zurück. Sie atmete schwer und ließ sich auf den Hocker fallen, als wäre sie am Ende ihrer Kräfte. Ihr Gesidit war glänzend vor Feuchtigkeit, und sie wischte es mit einem Handtuch ab, das sie mit sicherem Griff neben sich aus dem Gewühl auf der Couch gefischt hatte.
»Es handelt sich um deinen Bruder«, sagte ich ruhig. Ich überlegte krampfhaft, wer von den beiden Geschwistern wohl die Wahrheit gesagt hatte.
»Was ist mit ihm?« fragte Glenda aufgeregt.
»Er hat mich angerufen.«
»Hat er gesagt, wo ich ihn finden kann? Wo hat er die ganze Zeit gesteckt? Ist er in Gefahr?«
»Ich weiß es nicht«, antwortete ich. »Du hast doch mit ihm gesprochen, oder? Dann mußt du doch auch etwas wissen. Was hat er denn gesagt? Und wieso hat er dich angerufen? Warum nicht mich?«
»Er hat mich angerufen, um mir zu sagen, daß er mich in Kürze umbringen will.«
»Umbringen? Franky? Das ist doch wohl nicht dein Ernst, Jerry.«
»Ihm war es verdammt ernst«, sagte ich bitter. »Er wollte nicht, daß du in die Geschichte reingezogen würdest. Er glaubt, ich habe mich an dich gewandt, um ihn zu fangen.«
»Aber das ist doch absurd, Jerry.«
»Dein Bruder war nicht vom Gegenteil zu überzeugen. Das ist übrigens nicht das einzig Absurde.«
»Was noch, Jerry?«
»Dein Bruder behauptete steif und fest, daß du genau wüßtest, wo er sich versteckt hält. Wenn du ihn sehen wolltest, wüßtest du genau, wo du suchen müßtest. Seine Behauptung klang glaubwürdig.«
Glenda Blake blickte mir voll ins Gesicht. Ich konnte sehen, daß sie krampfhaft überlegte.
»Dann habe ich dich also angelogen«, sagte.sie tonlos. »Das willst du doch damit sagen, nicht wahr? Du glaubst jetzt, daß ich dich nur unter einem Vorwand aufgesucht habe.«
»Nein, das glaube ich nicht, Glenda. Du hast die Wahrheit gesagt. Du weißt nicht, wo dein Bruder ist. Aber ich bin ebenso fest davon überzeugt, daß dein Bruder ebenfalls nicht gelogen hat. Irgendwo liegt da ein Mißverständnis vor, etwas stimmt nicht, und ich weiß, daß dieser Punkt wichtig ist. Dein Bruder könnte der Meinung sein, du wüßtest über sein Versteck Bescheid, ohne daß er dir den Ort nennen müßte. Gibt es einen solchen Platz?«
Glenda Blake schüttelte verneinend den Kopf.
»Ich habe schon alles mögliche überlegt, Jerry, aber ich weiß es nicht. Du mußt mir glauben.«
»Ich glaube dir. Aber ich wundere mich, wieso dein Bruder mit solcher Sicherheit behaupten kann, du wüßtest über alles Bescheid. Bitte, zerbrich dir den Kopf, und wenn dir etwas einfällt, ruf mich sofort an.«
Ich nahm eine Karte aus der Brieftasche und schrieb noch einige Zahlen auf die Rückseite.
»Das hier ist meine Privatnummer, Glenda. Ruf mich also an. Sollte ich nicht in meinem Office sein, wähle die andere Nummer.«
Sie nickte gehorsam und las aufmerksam die Nummer auf der Karte, bevor sie das kleine Stück Karton in ihre Handtasche steckte.
Ich verabschiedete mich und ging zur Tür.
»Ach so, deine Freundin hat gekündigt«, sagte ich, als ich schon an der Tür war. »Es hat wohl Differenzen mit Carson gegeben?«
Über das Gesicht von Glenda Blake glitt ein leichtes Lächeln.
»Das macht Pat zweimalin der Woche, Jerry. Ich wundere mich, daß man sie nicht schon mal beim Wort genommen hat. Wahrscheinlich tut Carson es meinetwegen nicht gern. Vor einiger Zeit habe ich ihm nämlich mal gesagt, daß ich dann auch gehen würde.«
»Du scheinst ja viel für sie zu tun«, gab ich zurück. »Sogar deine Garderobe teilst du mit ihr, nicht wahr?«
»Nein, das nun wieder nicht. Es genügt, wenn wir zu Hause aufeinanderhocken. Aber hier muß ich vor und nach meinen
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