0321 - Freitag - Mordtag
Anstalt einstufen.
»Mußt du jetzt schon von Frauen träumen, während wir uns über einen Fall unterhalten wollen?« spottete Bill.
»In diesem Falle schon. Es drehte sich bei dieser Person um Miriam di Carlo.«
Suko wußte Bescheid. »Das Medium!«
»Und Bewohnerin des Landes Aibon!« fügte ich noch hinzu. Ich brauchte den Begriff Aibon nicht erst zu erklären. Bill Conolly war informiert, denn auch er wußte von dem geheimnisvollen Dunklen Gral.
Als wir damals gegen den Angst-Dämon Urak kämpften, war dieser Begriff zum erstenmal aufgetaucht. [4]
»Dann hat sie mit dir Kontakt aufgenommen?« fragte Suko.
»So ist es.«
»Ging es um unseren Fäll?«
»Ja. Das war der Grund.« Ich fing an zu berichten. Meine Freunde hörten gespannt zu, wobei sie hin und wieder die Köpfe schüttelten, weil sie einfach nicht begreifen wollten, was da geschehen war. Ich hatte eine sehr starke Magie erlebt und war mir sicher, daß ich nur durch sie allein weiterkommen würde.
Zum Glück war die Erinnerung noch frisch, so daß ich fast wortwörtlich wiedergeben konnte, was man mir berichtet hatte. Im Mittelpunkt stand der Name Frank Boysen.
»Er ist also ein Druide!« stellte Suko fest.
Ich nickte. »Der in einer Tarnexistenz unter uns gelebt hat. Das ist nun vorbei.«
»Also müssen wir damit rechnen, daß er zuschlägt!« faßte der Reporter zusammen.
»Leider.«
»Fragt sich nur, wo wir ihn finden können. Oder hat Miriam di Carlo etwas gesagt?«
Ich schüttelte auf Sukos Frage hin den Kopf.
»Dann sind wir so schlau wie zuvor.«
»Nicht ganz«, widersprach ich. »Ein wenig mehr wissen wir schon. Wir haben es mit einem Abtrünnigen aus dem Lande Aibon zu tun, der einen von Mandras Dolchen besitzt.«
»Sollen wir unserem indischen Freund nicht Bescheid geben?«
»Das ist noch zu früh«, sagte ich. »Nein, nein, laßt mal. Sollten wir Erfolg haben, können wir es noch immer tun.«
Mit diesem Vorschlag waren auch Bill Conolly und Suko einverstanden. Es gab nach wie vor das Problem des Auffindens. Frank Boysen hatte keine Spuren hinterlassen. Wir wußten nicht, hinter welcher Existenz er sich verbarg, und das war das Fatale.
»Vielleicht meldet er sich von selbst«, sagte Bill.
»Wie kommst du darauf?«
»Er scheint doch zu wissen, daß man ihm auf der Spur ist.«
»Optimist.« Ich grinste.
»Wenn er gewohnt ist, Widerstände aus dem Weg zu räumen, wird er sich irgendwann einmal mit uns beschäftigen müssen«, erklärte Suko voller Überzeugung, »Wir wären also Lockvögel.«
»Genau.«
Ich wiegte den Kopf. »Das kann ziemlich lange dauern. Dagegen habe ich etwas. Miriam di Carlos Erklärungen klangen, so langatmig die Ausführungen auch waren, doch ziemlich drängend. Zudem scheint er auch Helfer zu haben.« Darauf sprangen meine beiden Partner sofort an.
»Wen meinst du denn damit?«
»Keine Ahnung.«
Bill hatte noch eine Frage. »Ist der Dolch eigentlich gefährlich?«
»Im Prinzip nicht«, antwortete ich.
»Aber?«
Ich hob die Schultern. »Genaues kann ich dir nicht sagen. Luzifer muß ihn manipuliert haben. Eigentlich ist Aibon ein friedliches Land, obwohl es dort Strömungen gibt, die das Gegenteil vermuten lassen.«
Niemand wiedersprach mir. Ich winkte den Ober, um zu zahlen.
Bill und Suko hatten sich bereits erhoben, ich war noch sitzengeblieben. Der Ober kam schnell, nahm das Geld, ich ließ mir nichts mehr herausgeben und wollte ebenfalls aufstehen.
In der Bewegung fiel mir etwas auf. Bill und Suko standen seltsam steif auf der Stelle. Sie erinnerten mich an Statuen, und ihre Blicke waren warnend auf mich gerichtet.
Sehr genau schaute ich hin und auch an ihnen vorbei, denn erst da fiel es mir auf.
Meine Freunde waren nicht mehr allein. Zwei Gestalten hatten sich zu ihnen gesellt.
Die Männer in Grau.
Aibons Hüter!
***
Er besaß den Dolch, er besaß die Macht, und er war ein Kind des Landes Aibon. Nach seinem ›Tod‹ floß in seinen Adern ein fremdes, dennoch altes Blut, das ihm eine Stärke gab, die er ausnutzen wollte.
Er selbst fühlte sich als unbesiegbar. Da konnte kommen, was wollte, ihn machte man nicht nieder.
Vor den Menschen fürchtete er sich nicht mehr, deshalb konnte er sich Dinge erlauben, die noch vor einem Tag für ihn als nicht akzeptabel galten. Jetzt hatte sich die Lage verschoben, und er wollte zuschlagen, sei es auch nur als Test.
So verließ er sein Haus und stieg wieder in die U-Bahn. Er sah aus wie immer, er stellte sich an seinen Stammplatz und
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