0321 - Freitag - Mordtag
zu bewegen.
»Der hat noch nicht aufgegeben, John!«
»Kann sein.« Ich hatte mich inzwischen auf die Waffe in der rechten Hand des Druiden konzentriert und mußte mir eingestehen, daß man uns nicht belogen hatte.
Es war Mandra Korabs Dolch!
Der fünfte!
Wer hätte gedacht, daß wir ihn so rasch wiedersehen würden, und ich wollte alles daransetzen, um ihn dem Mann wieder abzunehmen.
Gesehen hatte ich genug. Daß er die Klinge freiwillig hergeben würde, darauf brauchten wir nicht zu hoffen.
»Du bist an der Reihe!« wisperte ich Suko zu.
Es war das Startsignal.
Nicht allein für meinen Freund, auch für einen anderen, der uns einen gewaltigen Strich durch die Rechnung machte.
Der Unbekannte griff ein – und schickte das Feuer!
Wir hörten beide das Fauchen, das über uns ertönte und waren für einen Moment abgelenkt. In derselben Sekunde noch regneten die Flammen auf uns nieder. Lange, gelbweiße Zungen, die um uns einen Bogen machten, denn ich sah gleichzeitig mein Kreuz in einem wahren Strahlenkranz aufglühen. Es wehrte sich gegen die fremde Magie.
Die Flammenwand erschien zwischen uns und dem abtrünnigen Druiden. Dort stand, loderte und waberte sie, während uns durch die zuckende Wand oder auch an ihr vorbei ein gellendes Lachen ertönte.
Das konnte nur Boysen ausgestoßen haben. Er hatte die Hilfe bekommen, der Fluchtweg war ihm eröffnet, und auch wenn wir die Flammen schafften, blieb ihm genügend Zeit, die Bank zu verlassen.
Zunächst einmal sah es so aus, als wollten sie uns den Weg vollends versperren. Sie hatten die gesamte Breite der Bankhalle eingenommen, loderten, fauchten und verbrannten trotzdem nichts.
Ein Beweis, daß es sich um magisches Feuer, unter Umständen Höllenfeuer handelte. Auch waren die langen Feuerzungen nicht normal. Sie wirkten wie zuckende Lichtschwerter, und in ihren Zentren sahen wir fratzenhafte Gesichter.
Der Teufel hatte uns seine Höllenbotschaft geschickt. Er bestand darauf, daß wir sie annahmen.
Wenn wir etwas retten wollten, mußten wir hindurch. Das wußte Suko, das war mir bekannt.
Unwillkürlich waren wir vor dem Feuer ein wenig zurückgewichen.
Eine normale Reaktion. Jetzt hatten wir uns wieder gefangen, und ich sagte: »Wir versuchen es!«
»Klar. Aber wie?«
Ich streifte Kette und Kreuz über den Kopf. Wahrscheinlich hatten uns die Flammen vernichten wollen, doch die Magie meines wertvollen Talismans hatten sie abgehalten.
Ohne Rücksicht auf Verluste stürmte ich vor. Die Wand wurde größer, ich sah die höhnischen Fratzen, die sich noch stärker verzerrten und regelrecht zerschmolzen, als ich dicht vor ihnen auftauchte und sie die Magie des Kreuzes spürten.
Da prallten wiederum zwei gegensätzliche Kräfte aufeinander.
Das Höllenfeuer war schwächer.
Licht tötete die Flammen.
Hinein jagte das gleißende Kreuzlicht, um die höllischen Feuerzungen zu löschen.
Ich konnte aufatmen, als ich erkannte, wie das Feuer vor meinen Füßen zusammensank.
Das war überstanden.
Auch Suko folgte mir. Jetzt empfanden wir es als Vorteil, daß Frank Boysen einen Durchgang in die Tür geschnitten hatte. Er war so groß, daß auch wir hineinpaßten.
Nur noch ein paar Schritte waren es bis zur Treppe. Draußen aber peitschten die ersten Schüsse.
Wir gerieten von einer Hölle in die nächste.
Zuerst war Bill Conolly ein wenig sauer gewesen. Dann hatte er nachgedacht und war zu dem gleichen Ergebnis gekommen wie sein Freund John Sinclair. Es hatte keinen Sinn, als Waffenloser mit in die Bank zu gehen. Der andere würde den Schwachpunkt sehr schnell erkennen und ihn ausmerzen. So blieb Bill zurück.
Nur tatenlos zuzuschauen, entsprach überhaupt nicht seinem Naturell.
Aus diesem Grunde sah er sich in gewisser Weise als Informationslieferant an und begab sich zum Bentley. Einer mußte da sein, wenn sich das Telefon meldete und Sir James über den neuesten Stand der Dinge informiert werden wollte.
Die Aufgabe übernahm Bill.
Er öffnete den Wagenschlag an der linken Seite und nahm auf dem Beifahrersitz Platz. Bill hatte sich schräg hingesetzt, so daß er auch die Bank im Auge behalten konnte.
Er empfand die gesamte Atmosphäre der Belagerung als unwirklich und unnatürlich. Man konnte die Spannung fast fühlen, die in der Luft lag. Da warteten die Männer auf ihren Einsatz, hielten die Waffen schußbereit, standen unter voller Konzentration und durften doch nichts riskieren. Ein kaum zu ertragender Streß, dem sie ausgesetzt waren.
Bill
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