0321 - Freitag - Mordtag
lauthals hinausgeschrieen, doch er beherrschte sich. Schließlich hatte er gewußt, daß ihn sein Mentor nicht im Stich lassen würde. Das Höllenfeuer hatte er geschickt. Es würde die verdammten Kerle in der Bank verbrennen.
Zu öligem Staub machen, mehr waren sie nicht wert.
Er schlüpfte durch die Tür, erreichte mit wenigen Schritten die Treppe und sah die Stufen vor sich. Über sie schaute er hinweg.
Dann erkannte er die Dächer der Streifenwagen, er sah die Polizisten hinter den Fahrzeugen und auch einen Mann an dem silbergrauen Bentley stehen, den er sich ausgesucht hatte.
Dieser Kerl sollte kein Hindernis sein…
Er hörte die Stimme. Sie klang hart und kratzig. Verstärkt über ein Megaphon.
»Bleiben Sie stehen, heben Sie die Hände! Wir schießen scharf und gezielt!«
Vielleicht hätten einen normalen Bankräuber die Waffen beeindruckt, nicht einen Mann, der eigentlich schon tot war und nach der Aufforderung die Geschwindigkeit seiner Flucht steigerte.
Die Hälfte der Treppe lag hinter ihm. Die restlichen Stufen überwand er mit einem Sprung.
Frank Boysen befand sich noch in der Luft, als der Befehl zum Feuern kam.
Erste Schüsse knatterten auf. Mündungslichter leuchteten, um mit den Sonnenstrahlen zu verschmelzen. Die Bleimantelgeschosse hieben in den Körper des abtrünnigen Druiden. Sie trafen ihn im Sprung, schüttelten ihn durch, brachten ihn aus der Richtung, und ein jeder der versammelten Polizisten sah, wie der Mann mit dem unnatürlich grünen Gesicht vor der Treppe zu Boden sank.
Erledigt!
Der Einsatzleiter gab über Megaphon den Befehl zur Einstellung des Feuers. Einen kurzen Blick warf er Bill Conolly zu. Die Lippen dabei spöttisch verzogen, als wollte er damit sagen: da siehst du nun, was du davon hast. Es war leichter, als wir angenommen hatten.
Aber Bill Conolly war vom Tod des Druiden nicht überzeugt. Er hob die Hand zur Warnung und Abwehr, als er sah, wie der Einsatzleiter auf den vermeintlich Erschossenen zuschritt.
Der Beamte war zu schnell.
Noch schneller reagierte Frank Boysen!
Für die Männer war es ein Alptraum und gleichzeitig eine grausame Realität.
Der angeblich Tote schoß aus seiner liegenden Stellung hoch. Den Schrei stieß nicht er aus, sondern der Einsatzleiter, der seinen Oberkörper hoch- und zurückbog, wobei der Arm des »Toten« die Bewegung mitmachte, denn in der Hand hielt er den Dolch, dessen Klinge im Körper des Polizisten verschwunden war.
Als der Polizist auf den Rücken fiel, drang aus dem Mund des abtrünnigen Druiden ein gellendes Gelächter. Mit einem heftigen Ruck zog er die Waffe wieder aus der Brust und kam mit einer schraubenhaft anmutenden Drehung in die Höhe.
Da stand er für einen Moment, schwenkte den Dolch und jagte auf sein schon zuvor ins Auge gefaßte Ziel zu.
Es war der Bentley!
***
Genau dort stand Bill Conolly!
Er hatte zwar mit einer Aktivität des höllischen Druiden gerechnet, daß es jedoch so hart und grausam kommen würde, überraschte auch ihn. Der Einsatzleiter besaß nicht die Spur einer Chance. Der zweckentfremdete Dolch traf ihn mitten in die Brust.
Bill wußte, daß nichts auf der Welt den Mann noch retten konnte, und das war auch dem Druiden bekannt, deshalb kümmerte er sich nicht mehr um den Niedergestochenen, sondern suchte sich sofort sein neues Ziel aus.
Das war der Bentley.
Bill Conolly sah ihn, wie er mit einer nahezu affenartigen Geschwindigkeit auf den Wagen zustürmte und dort genau ankommen würde, wo er, der Reporter, stand.
Im Hintergrund hörte er die Stimmen der Männer. Zwei Schüsse fielen. Dann eine sich fast überschlagende Stimme.
»Feuer einstellen!«
Der Befehl hatte kommen müssen, denn die Schützen liefen Gefahr, Bill zu treffen.
So hatte der Druide freie Bahn.
Er war schon zu nah, als daß Bill hätte zur Seite wegtauchen können.
Ihm blieb nur der Weg zurück.
Das bedeutete: Hinein in den Wagen!
Bill Conolly ließ sich fallen. Rechtzeitig genug zog er auch den Kopf ein, so daß er sich den Schädel nicht am Türholm stieß, dann fühlte er das Polster des Sitzes unter sich und bekam im nächsten Augenblick den harten Schlag ab. Der Druide hatte die Lage erkannt und mit seiner freien Hand zugedroschen. Bill sah Sterne, er schmeckte Blut, weil die Lippe geplatzt war, und vernahm einen dumpfen Schlag, denn Frank Boysen hatte die Wagentür zugeschlagen.
»Eine bessere Geisel konnte ich nicht kriegen!« lachte er. »Zudem steckt der Schlüssel.«
Er drehte ihn.
John
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