0321 - In letzter Sekunde
die anderen Gangster zu warnen, falls es hier irgendwelche Signaleinrichtungen gab. Der Knopf unter dem Schreibtisch war bestimmt nicht das einzige Spielzeug dieser Art.
Ich konnte nur Wut und Enttäuschung aus der Miene des Gangsters herauslesen als ich die Hand auf die Türklinke legte. Doch plötzlich trat ein anderer Ausdruck in seine Augen. Kaum hatte ich die Tür leicht geöffnet, da riss er den Mund zu einem Schrei auf. Ich hatte ihn genau beobachtet und war auf der Hut. Ich war schneller als er. Bevor er den Warnschrei ausstoßen konnte, hatte ich mit der einen Hand seinen Mund verschlossen. Mit der anderen schloss ich vorsichtig die Tür.
Der Gangster versuchte, mir sein Knie in den Bauch zu rammen. Ich stieß ihn zurück. Durch den eigenen Schwung wurde er herumgerissen und fiel zu Boden, da er nur auf einem Bein stand. Ich nahm ihm den Gürtel und die Krawatte ab. Mit Phil fesselte ich Williams. Sicherheitshalber steckten wir ihm noch einen Knebel zwischen die Zähne, denn wir wollten keine weiteren Überraschungen erleben.
Ich winkte Phil und ging zu der linken Tür. Leise öffnete ich sie. Dahinter lag ein dunkler Gang, der zu einer Treppe führte.
Nachdem Phil die Tür geschlossen hatte, blieben wir einen Augenblick lauschend stehen. Unten war alles ruhig. Kein Lichtschein drang herauf.
Phil trat dicht neben mich. »Woher willst du wissen, dass noch mehr Kerle da unten sind?«, fragte er leise.
»Ich weiß es«, gab ich leise zurück. »Aber ich weiß nicht, wie viele es sind. Wir müssen vorsichtig sein.«
Ich hatte eine winzige Taschenlampe. Ich leuchtete damit und stieg langsam die Stufen hinunter. Es waren zwölf. Dann war ich in einem Kellerraum, von dem zwei Türen abgingen. Vor der einen stand ein hohes Regal, in dem ein Haufen Krimskrams untergebracht war.
Unter der zweiten Tür fiel ein Lichtschimmer hervor!
Hier musste es sein!
Langsam und geräuschlos drückte ich die Klinke herunter. Ich öffnete die Tür einen Spalt. Ein hell erleuchteter Raum lag vor mir. Soweit ich durch den Spalt sehen konnte, war niemand darin. Nur einige Maschinen standen im Licht der Lampen.
Ich stieß die Tür weit auf. Meine Waffe hatte ich schussbereit in der Rechten. Kein Mensch war zu sehen. Mit einem Satz war ich über die Schwelle. Phil folgte mir auf dem Fuß.
***
Zuerst hörte ich ein Geräusch hinter mir, und im selben Augenblick einen leisen Schmerzenslaut. Ich fuhr herum und sah, wie Phil zu Boden sackte. Der Gangster, der in der Nische neben der Tür gestanden haben musste, hatte das Stück Bleirohr schon wieder hochgerissen. Mit der Rechten fing ich den Schlag ab, aber dabei entfiel mir meine Kanone.
Ich stand dem Gangster waffenlos gegenüber. Ich erkannte ihn auf den ersten Blick. Es war der Mann, der auch bei dem Kampf vor dem Juwelierladen dabei gewesen war. Es war der Mann, der seinen Komplizen niedergeschossen hatte, als dieser den Wagen nicht mehr erreichen konnte. Ich konnte mir vorstellen, was mir blühte, wenn ich mir eine Blöße gab.
Leicht gebückt stand ich vor ihm und erwartete seinen nächsten Angriff. Er hatte das Bleirohr zum Schlag erhoben und lauerte auf seine Chance.
So ein Stück Bleirohr kann eine gefährliche Waffe sein, wenn es in den richtigen Händen ist. Hier war es in den richtigen Händen. Ich machte eine Finte, um den Gangster zum Schlag zu reizen aber er fiel nicht darauf herein. Er war kein Anfänger.
Langsam wich ich in das Innere des Raumes zurück und zwang den Gangster, mir zu folgen. Ich wollte dann blitzschnell vorstoßen und seinen Schlag unterlaufen.
Aber ich hatte einen Fehler gemacht. Einen ganz entscheidenden Fehler!
Ich hatte nicht dafür gesorgt, dass mir der Rücken frei blieb!
»Nimm die Flossen hoch!«, kam hinter mir eine scharfe Stimme.
Ich gehorchte und drehte den Kopf zur Seite. Ein zweiter Gangster kam heran. Die Waffe in seiner Hand zielte auf meinen Rücken.
Ich nahm die Hände hoch.
Der Gangster trat an mich heran und bohrte mir den Lauf seiner Kanone ins Kreuz. Er tastete mich von hinten ab.
Der Gangster mit dem Bleirohr kam jetzt auch langsam näher. Kalte Mordlust glitzerte in seinen Augen. Ich wusste, was jetzt kam.
Da setzte ich alles auf eine Karte!
Als der Gangster hinter mir mit seiner linken Hand meine rechte Jackentasche durchsuchte, wurde der Druck in meinem Kreuz für einen Augenblick schwächer. Wie ein geölter Blitz tauchte ich unter seinem linken Arm weg und rammte ihm meinen Kopf in die Seite. Dicht vor
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