0321 - In letzter Sekunde
Odell?«, fragte er und setzte sich unaufgefordert auf den freien Stuhl neben dem Schreibtisch.
Odell nahm die neuen Scheine vom Schreibtisch und hielt sie hoch. »Können Sie sich erinnern, diese Scheine angenommen zu haben, Mortelman?«, fragte er.
»Schon möglich. Sie wissen doch selbst genau, dass ’ne Menge Geld reingekommen ist. Wie soll ich mich da ich erinnern, ob gerade ich die Scheine kassiert habe? Warum fragen Sie überhaupt? Stimmt etwas nicht?«
»Es ist Falschgeld, Mortelman«, sagte Odell. »Ich will Ihnen keinen Vorwurf machen, denn das sind die Fälschungen, die so schwer zu erkennen sind. Ich habe es zufällig gemerkt. Aber überlegen Sie genau, haben Sie die Scheine angenommen? Vielleicht können Sie sich sogar noch daran erinnern welcher Kunde Ihren die Blüten angedreht hat?«
»Wird derjenige, der die Scheine angenommen hat, das Geld ersetzen müssen?«, fragte Mortelman vorsichtig.
Odell schüttelte den Kopf. »Ich habe Ihnen doch gesagt, dass Ihnen kein Vorwurf gemacht werden kann. Selbstverständlich brauchen Sie das Geld nicht zu ersetzen. Aber überlegen Sie lieber genau, ob das Geld aus Ihrer Kasse stammt und ob Sie sich vielleicht an den Kunden erinnern können, der damit bezahlt hat. Das ist jetzt wichtig.«
Mortelman überlegte einen langen Augenblick lang. Dann holte er ein Zigarettenetui aus der Tasche und zündete sich eine davon an. Odell dachte mit leichtem Neid an die Zigarette, die er noch in seiner Packung hatte, aber er unterdrückte den Wunsch, sich ebenfalls einen Glimmstängel anzustecken.
»Ja, ich glaube, die Scheine habe ich angenommen«, sagte .jetzt Mortelman zwischen zwei Zügen. »Ich weiß noch, dass ich dachte, die sind wohl eben erst von der Bank gekommen. Ich weiß aber nicht mehr, von wem ich das Geld habe.«
»Überlegen Sie, Mortelman. Mann, das ist ungeheuer wichtig. Strengen Sie Ihr Gedächtnis mal an.«
»Was nützt alles anstrengen, Odell, ich komme nicht darauf. Es fällt mir einfach nicht mehr ein. Ich werde aber weiter überlegen. Vielleicht komme ich später darauf. Werde mal darüber schlafen.«
Er erhob sich von dem Stuhl und wollte aus dem Zimmer gehen. Aber Odell hielt ihn zurück und sagte: »Ich muss Sie bitten hier zu bleiben, Mortelman. Ich muss jetzt das FBI verständigen. Bis die Beamten kommen, müssen Sie warten. Die werden mir etwas erzählen, wenn ich Sie jetzt laufen lasse. Die haben noch Fragen an Sie. Es tut mir leid, Mortelman, aber ich kann es leider nicht ändern. Ich muss ja auch hier bleiben.«
Mit einem gellendem Schrei ließ der Gangster die Pistole fallen, die genau auf meinen Bauch gerichtet war, sinken. Sie fiel aus seiner kraftlosen Hand.
Phil musste genau getroffen haben.
Ich drehte mich schnell um und sah, wie er versuchte, wieder auf die Beine zu kommen. Der Schlag mit dem Bleirohr konnte nicht so wuchtig gewesen sein, denn sonst wäre er noch nicht wieder zu sich gekommen.
Ich war mit ein paar schnellen Schritten bei ihm, um ihm auf die Beine zu helfen. »Kümmere dich lieber um den Mann dahinten!«, ächzte Phil matt. Er schwankte wie ein Schilfrohr bei Windstärke acht, als ich ihn wieder in die Senkrechte gebracht hatte.
Ich brachte ihn rüber zu der Kiste, auf die er sich setzen konnte. Ich legte ihm die Hand auf die Schulter und sagte: »Dein Schuss kam genau im richtigen Augenblick. Danke, Phil.«
Der Gangster hatte seine blutende Hand weit von sich gestreckt. Er hockte auf dem Boden und wimmerte leise vor sich hin.
Ich sah mir die Wunde an und verband sie notdürftig. Dann fesselte ich den Gangster.
»Leg dich hin, Bruder!«, hörte ich Phils Stimme hinter mir.
Der Gangster, der mit dem Blasrohr gespielt hatte, versuchte sich aufzurappeln. Er hatte auf einmal wieder Interesse an seiner Umgebung und wollte aktiv eingreifen. Phils Pistole hielt ihn in Schach, bis ich heran war. Auch ich nahm ihm Gürtel und Krawatte ab und fesselte ihn provisorisch. Den dritten Gangster behandelte ich anschließend, noch bevor der von seinem unfreiwilligen Schlaf erwachte.
Dann sah ich mich in dem Raum genauer um. Das heißt, zuerst durchsuchte ich noch die anderen Räume, fand sie aber leer. Als ich zurückkam, lehnte Phil an der Maschine, die mir gleich beim Eintreten aufgefallen war.
»Ein hübsches Maschinchen, Jerry«, sagte er. »Hier kannst du auch sehen, wozu die Brüder das Ding benutzt haben.«
Er reichte mir die Druckplatte und eine Banknote die nur einseitig bedruckt war. Ich prüfte sie genau.
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