0321 - In letzter Sekunde
meinem Gesicht explodierte ein Schuss, aber die Kugel klatschte in die Betondecke. Zu einem zweiten Schuss kam der Gangster nicht mehr!
Ich schnappte seinen Arm und stieß ihn nach hinten. Mit einem schrillen Schmerzensschrei ließ er seinen Colt fallen. Mit dem Fuß stieß ich die Waffe schnell außer Reichweite und donnerte meine Linke mit einem Schwinger an die Kinnspitze des Gangster.
Der fiel wie ein nasser Sack in sich zusammen.
Jetzt war der andere heran. Ich konnte gerade noch vor dem niedersausenden Bleirohr zur Seite springen. Es streifte mich nur an der Schulter ohne mich außer Gefecht zu setzen.
Der Gangster hatte anscheinend seine ganze Kraft in den Schlag gelegt, der ihn ein Stück nach vorn riss. Ich konnte mit einem schnellen Griff das Ende des Bleirohrs fassen. Mit einem Ruck riss ich es dem Gangster aus der Hand und warf es hinter mich. Dann deckte ich ihn mit einem Stakkato von Schlägen ein. Er konnte nur die ersten gut verdauen.
Mit letzter Anstrengung riss er die Arme zur Deckung hoch und drehte sich herum. Er lief genau in einen Schwinger hinein, der ihn auf den Punkt traf. Einen winzigen Augenblick stand er hoch aufgerichtet, bewegungslos wie eine Salzsäule. Aber nur einen winzigen Augenblick, dann stürzte er wie ein gefällter Baum zu Boden.
Ich wischte mir den Schweiß von der Stirn. Plötzlich erstarrte ich. In der Tür stand ein kleiner Mann. In der Hand lag eine 45er Automatic, die genau auf meinen Bauch gerichtet war.
Bevor ich mich zu Boden fallen lassen konnte, bellte ein Schuss auf!
***
Chester Odell fischte die letzte Zigarette aus der Packung, die auf seinem Schreibtisch lag und seufzte.
Er hatte noch fast zwei Stunden Dienst und schon eine Menge Glimmstängel geraucht.
»Schade«, murmelte er und blickte wieder auf die Uhr. Es war kurz vor 21 Uhr. Nach kurzen Zögern steckte Odell die Zigarette wieder in die Packung zurück, denn die wollte er sich für den Feierabend aufsparen.
Odell war Chefbuchhalter bei der Trans World Airlines.
Jetzt machte er sich wieder an die Arbeit. Er prüfte die Einzahlungslisten der Kollegen'von den Ticketschaltern und wunderte sich wie fast jeden Abend, dass doch eine Menge Leute eine Menge Geld für eine Flugreise übrig hatten. Die Summen, die er auf den einzelnen Listen addierte, waren hoch.
Dann kam die Arbeit die Odell nicht liebte. Nein, er hasste sie förmlich. Odell war nicht nur gewissenhaft, er hatte auch einen Sauberkeitstick. Seine Kollegen machten schon Witze, weil er so oft am Tag im Waschraum steckte und seine Hände wusch oder seinen Anzug säuberte.
Aus diesem Grund war die Arbeit des Geldzählens Odell verhasst. Die meisten Scheine waren alt, zerknittert und schmutzig. Wenn Odell sich vorstellte, durch wie viele Hände ein solcher Schein schon gewandert war, bekam er einen Ekel davor, das Papier anzufassen.
Und doch war Odell gewissenhaft genug, das Geld der einzelnen Ticketschalter sogar zweimal durchzuzählen.
Während Odell automatisch die Scheine zählte, stutzte er plötzlich. Er sah sich den Schein genau an. Auch die anderen die gleich dahinter lagen. Es waren alles ganz neue 20-Dollar-Noten, nicht so abgenutzt und schmuddelig wie die anderen, die auf dem Stoß lagen.
Aus der linken oberen Schublade seines Schreibtisches holte Chester Odell ein Schreiben heraus, das er sorgfältig durchlas. Es war ein Rundschreiben der Geschäftsleitung wegen der in der letzten Zeit so häufig vorgekommenen falschen Noten. Nachdem er das Schreiben genau durchgelesen hatte, prüfte Odell die aussortieren Scheine noch einmal. Er nahm sogar eine Lupe zu Hilfe.
Jetzt war kein Zweifel mehr möglich!
Sämtliche Scheine, die er aussortiert hatte, waren Falschgeld!
Chester Odell versuchte sich zu erinnern, zu welcher Liste die Scheine wohl gehörten. Das war sehr schwierig, denn es waren nicht die einzigen neuen Scheine, die unter all den anderen Banknoten lagen. Aber da sie genau hintereinander lagen, musste sie auch von einem Schalter stammen.
Dann erinnerte er sich. Das Falschgeld musste in der Kassette gewesen sein, die Mortelman von Schalter 7 abgegeben hatte.
Er drückte den Knopf der Rufanlage und sagte in das Mikrofon: »Mr. Mortelman! Mr. Mortelman, kommen sie doch bitte gleich mal in die Hauptkasse.«
Er wartete die Antwort nicht ab, sondern schaltete das Gerät sofort nach seiner Durchsage wieder aus. Er brauchte nicht lange zu warten. Mortelman kam wenige Augenblicke nach der Durchsage zu ihm.
»Was gibt’s denn,
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