0322 - Ein Hai zeigt die Zähne
Karte ein und sah mir Duponts Schuhe an, die im Schrank standen. Sie hatten alle Größe 44. Das stimmte mit dem Abdruck, den wir in Harrison Spencers Garten gefunden hatten, nicht überein.
An einer Sohle entdeckte ich trockene Erde. Ich riss ein Stück von einer alten Zeitung ab. Dann schabte ich die Erde mit einem Taschenmesser von der Sohle und packte sie in dem Papier ein.
»Das Labor wird schon feststellen, ob es Erde aus Spencers Garten ist«, sagte ich zu Phil.
»Du, Jerry, sieh mal hier«, forderte mich mein Freund auf.
Er hatte den Mantel vom Bügel genommen und über den Arm gelegt. Nun deutete er mit dem Finger auf einen rostbraunen Fleck dicht neben dem untersten Knopf.
»Das könnte Blut sein«, sagte ich, »Bestimmt sogar, Jerry!«
Phil schien sich seiner Sache sehr sicher zu sein. Ich suchte weiter im Schrank herum, konnte jedoch keine aufregende Entdeckung machen. Dann sah ich den Koffer, der auf dem Schrank lag, nahm ihn herunter und legte ihn auf den wackeligen Tisch. Er war unverschlossen.
Zwischen schmutziger Wäsche lag eine Pistole. Wir erkannten auf den ersten Blick, dass sie mit dem Modell der Washingtoner Skizze übereinstimmte. Im Griff war der Firmenname eingestanzt. Es war eine Gaulois.
Als ich am Lauf roch, stellte ich schwachen Pulvergeruch fest.
»Wetten, dass drei Patronen aus dem Magazin fehlen?«, sagte ich.
Phil schüttelte den Kopf. »So leicht verdiene ich mein Geld nicht, Jerry. Willst du selber nachsehen?«
»Nein, Phil. Das Modell ist mir fremd. Ich könnte eventuelle Fingerprints unkenntlich machen. Die Arbeit überlassen wir lieber unseren Experten. Schätze, wir haben genug gefunden. Aus dieser Schlinge kann Dupont seinen Kopf nicht mehr ziehen.«
Ich warf die Pistole wieder in den Koffer und schloss den Deckel. Phil nahm den Mantel mit. So beladen, verließen wir das Zimmer.
***
Am Donnerstagvormittag holte Phil Dupont aus dem Zellentrakt ab. Dupont sah ziemlich blass aus, und es schien mir so, als wenn er erheblich an Selbstvertrauen eingebüßt hätte. Während Phil das Tonbandgerät zur Aufnahme zurechtmachte, bot ich Dupont eine Zigarette an. Er rauchte gierig. Nach den üblichen Fragen über seine Person begann dann das eigentliche Verhör.
»Sind Sie bereit, ein Geständnis abzulegen?«, fragte ich ihn.
»Ich habe meinen Onkel nicht ermordet.«
»Dupont, es hat wenig Zweck, wenn Sie sich erst lange aufs Leugnen verlegen. Wir haben nämlich Ihr Hotelzimmer durchsucht.«
»Na und?«
»Wir fanden am untersten Knopf eines Mantels Blutspuren. Die chemische Untersuchung hat ergeben, dass es sich um Blut Ihres Onkels handelt. Wie erklären Sie sich das?«
Er biss sich auf die Lippen und schwieg.
»Außerdem fanden wir eine halbautomatische Gaulois Pistole. Sie wurde von unserer ballistischen Abteilung als Tatwaffe identifiziert. Drei Kugeln fehlten im Magazin. Zwei davon trafen Ihren Onkel, die dritte traf Martin Randall.«
»Das ist unmöglich!«, schrie er.
Ich legte ihm die Beweisstücke vor. »Halten Sie Ihre bisherige Aussage unter diesen Umständen noch länger aufrecht?«
Er zuckte die Achseln. »Also gut. Ich hatte am Freitag einen sehr heftigen Streit mit meinem Onkel gehabt.«
»Worum ging es dabei?«
»Um Geld natürlich. Ich hatte ihn längere Zeit nicht mehr behelligt, trotzdem war er über mein Ansinnen empört.«
»Wie hoch war die Summe, um die Sie ihn baten?«
»Ich kam gar nicht erst dazu, sie ihm zu nennen. Er wurde sofort zynisch. Wir gerieten sehr hart aneinander. Schließlich ging ich im Zorn aus dem Haus.«
»Wann war das?«
»Kurz nachdem Miss Watson die Villa verlassen hatte.«
»Das war um etwa 19 Uhr. Was machten Sie dann?«
»Ich verabredete mich telefonisch mit einer Bekannten in der Stadt. Dann fuhr ich in das Hotel und zog mich um. Gegen 21 Uhr verließ ich das Hotel wieder und fuhr mit einem Taxi zur Avenue U. Meine Bekannte erwartete mich dort mit ihrem Wagen.«
Er zog hastig an seiner Zigarette.
»Weiter Dupont«, ermahnte ich ihn.
»Wir fuhren ziel- und planlos durch die Gegend. Unterwegs erzählte ich ihr von der Auseinandersetzung mit meinem Onkel. Sie missbilligte mein Verhalten und empfahl mir dringend, mich mit ihm wieder zu versöhnen.«
»Kennt Ihre Bekannte denn Ihren Onkel?«
»Sehr gut sogar.«
»Wie heißt sie denn?«
»Das ist doch völlig unwichtig, G-man. Auf jeden Fall hat sie mich weich gemacht. Sie hat mich auch absichtlich in die Nähe der Brightwater Avenue gefahren. Dort stieg ich
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