0322 - Ein Hai zeigt die Zähne
jetzt?«
Fess zuckte die Achseln. »Ich lasse die Prints zum Archiv der Stadtpolizei bringen. Es ist ja nicht ausgeschlossen, dass Randalls Mörder ein bisher unbestrafter Mann ist.«
»Dann sind die dort auch nicht registriert«, meinte Phil.
»Natürlich nicht«, gab Fess zu. »Ich deutete diese Möglichkeit ja auch nur an. Bei der Stadtpolizei sind aber auch die Prints der Leute aus der Unterwelt registriert, die wegen relativ harmloser Straftaten ins Kittchen mussten.«
***
Der Wind peitschte Regen und Schnee durch die Brightwater Avenue. Dennis Spencer stoppte seinen seegrünen Corvair Monza vor der Villa seines Onkels. Rasch eilte er durch den Garten zur Haustür und läutete. Caroline Watson öffnete ihm.
»Hallo, Caroline!«
»Oh, Mr. Dennis. Kommen Sie schnell herein. Es ist ein fürchterliches Wetter.«
Dennis Spencer trat ein. In der kleinen Halle blieb er stehen und sah sich um.
»Es ist alles beim alten geblieben, und doch wirkt es leerer.«
Caroline nickte und half ihm aus dem Mantel. »Ich habe manchmal richtige Angst, allein in diesem Haus zu bleiben«, gestand sie.
Dennis nahm ihre Hände. »Das ist doch Unsinn, Caroline! Sehen Sie, es sterben doch überall Menschen. Wenn nun jeder Angst hätte, in einem solchen Haus weiterzuleben, wo sollte das hinführen?«
Caroline Watson sah sich ängstlich um. »Aber nicht jeder stirbt so, Mr. Dennis«, flüsterte sie.
Dennis drückte sacht ihre Hand. »Das stimmt schon, Caroline. Aber bevor nicht entschieden ist, was mit dem Haus meines Onkels geschieht, brauchen wir Sie doch. Ich werde mit Willard reden, damit er Ihnen erlaubt, Ihre Schwester hierher zu holen. Onkel Harrison hat bestimmt nie an diese Möglichkeit gedacht, sonst hätte er Ihnen schon längst diesen Vorschlag gemacht.«
Caroline konnte ihre Rührung kaum verbergen. »Oh, Mr. Dennis, das wäre nett von Ihnen.«
»Ist schon einer da?«
»Mr. Willard ist vor einer Stunde gekommen, Mr. Dennis. Er sitzt im Arbeitszimmer.«
Dennis grinste. »Vor einer Stunde schon? Der kann’s wohl kaum erwarten? Wir sehen uns ja nachher noch, Caroline. Und denken Sie daran, mein Versprechen gilt.«
Er ging zum Arbeitszimmer und klopfte kurz an. Als er eintrat, stand Willard gerade vor einem Bücherschrank.
»Hallo, Dennis!«
»Hallo.«
Sie setzten sich an den kleinen Rauchtisch.
»Hat du dir inzwischen einmal Gedanken darüber gemacht, wer nun eigentlich unseren lieben Onkel auf dem Gewissen haben könnte?«, fragte Willard.
Dennis zuckte die Achseln. »Wer konnte ein Interesse daran haben, ihn umzubringen?«
»Nun, ein Fremder wohl kaum.«
»Du meinst, einer von uns wäre es gewesen?«
Willard nickte.
Dennis war blass geworden. »Aber, Willard! Weißt du, was du da sagst?«
»Natürlich! Ich spreche einen furchtbaren Verdacht aus. Nach reiflicher Überlegung bin ich jedoch zu dem Schluss gekommen, dass die G-men richtig liegen. Ich werde das ihnen gegenüber natürlich niemals zugeben.«
»Wie kannst du nur eine derartige Behauptung aufstellen, Willard? Vor allem, wer sollte…? Ich wage gar nicht, daran zu denken.«
»Denke einmal in aller Reihe nach, Dennis. Du inszenierst Broadway-Revuen, oder vielmehr gibt du einen Teil des Geldes für derartige Inszenierungen. Das ist immerhin eine kostspielige Angelegenheit, die nicht ohne gewisse Risiken ist, nicht wahr?Vielleicht stehst du vor der Pleite. Eine Erbschaft könnte dich retten…«
»Schön, Willard. Aber wir haben bisher keine großen Pannen erlebt. Lexton ist ein gerissener Geschäftsmann und ich könnte mir keinen besseren Teilhaber wünschen. Bis heute hatte ich jedenfalls keinen Grund, Onkel Harrison plötzlich um 50.000 Dollar zu bitten.«
Willard grinste. »Gut gekontert, Kleiner! Ich ziehe ja auch nur einige Möglichkeiten in Erwägung. Dabei will ich mich keinesfalls ausschließen. Ich könnte den neuen Roman von Arno Palisander erwerben. Dazu brauchte ich die 50.000 Dollar. Warum sollte ich nicht auf den Gedanken kommen, Onkel Harrison zu töten? Wenn ich erst einmal mein Erbteil habe, brauche ich nicht bei jeder Gelegenheit um Geld zu bitten.«
Dennis starrte seinen Cousin entsetzt an.
Willard sagte: »Sehen wir weiter. Da ist Clark mit seinem kostspieligen Hobby, nach alten Kulturschätzen zu buddeln. Es kostet ihn mehr, als es einbringt. Vielleicht hat er ein paar Monate vergeblich gegraben?«
Dennis war aufgesprungen. »Clark ist erst am Sonntag hier eingetroffen, Willard. Du redest Unsinn, das alles sind doch
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