0322 - Ein Hai zeigt die Zähne
Spencer schon am Mittwoch vergangener Woche nach New York geflogen. Seine Cousins ließ er jedoch im Glauben, er sei erst am Sonntag hier eingetroffen. Sie sollten sich für die Passagierlisten unserer Flughäfen interessieren. Wo kann ich mit Mr. Dupont ungestört reden?«
Wir boten ihm eines unserer Vernehmungszimmer an und postierten Danny Clyde vor der Tür. Dann gingen wir in unser Office zurück.
***
»Dieser Colindale ist ein sympathischer Bursche«, meinte Phil. »Wenn man ihn persönlich kennen lernt, begreift man, warum er überall so viel Achtung genießt. Er wird faire Mittel und Wege benutzen, Jerry, aber er wird uns noch ganz gehörig einheizen.«
»Davon bin ich überzeugt, Phil. Es wird ihm aber auch bekannt sein, dass wir keine Polizisten sind, die dem staunenden Publikum um jeden Preis einen Täter präsentieren wollen. Aber es spricht sehr viel gegen Dupont. Daran ändert auch die Tatsache nichts, dass auf der Mordwaffe keine Fingerabdrücke zu finden sind. Natürlich kann ihm jemand das Ding in den Koffer praktiziert haben. Er musste aber heute zugeben, dass er in der Mordnacht noch einmal in der Villa war. Streifenpolizist Brandt hat ihn ja auch herauskommen sehen. Das ist für meine Begriffe der strittige Punkt. Wer konnte denn ahnen, dass Dupont seinen Onkel in der Nacht noch einmal aufsuchen würde, Phil?«
»Das habe ich mich auch schon gefragt, Jerry. Eigentlich war das von einem anderen Täter überhaupt nicht vorauszusehen. Wenn aber niemand mit einer solchen Möglichkeit rechnen konnte, warum sollte er dann die Waffe in Duponts Zimmer schmuggeln?«
»Das ist auch meine Überlegung. Hinzu kommt, dass Randall irgendwie an der Sache beteiligt war. Sonst hätte man nicht auch ihn getötet. Spencers Mörder muss also eine Verbindung zum Werk gehabt haben, wie sollte er sonst mit Randall Kontakt bekommen haben? Dupont ist auch der einzige Mensch, 36 der unseres Wissens davon unterrichtet war, dass Caroline Watson das Haus verlassen hatte.«
»Nimmst du ihm die Geschichte mit dieser Frau ab, die ihn zu dem Besuch angeblich erst überredet hat?«
Ich schüttelte den Kopf. »Nein, Phil. Wenn es diese Frau geben würde, warum nennt er dann nicht ihren Namen?«
Wir unterhielten uns noch eine Weile über den Fall. Dann meldete uns Clyde, dass er den Untersuchungshäftling zum Zellentrakt zurückbringen würde. Kurz darauf kam Colindale in unser Office.
Seufzend setzte er sich auf einen Stuhl. »Das wird ein harter Fall, Gentlemen«, sagte er und zündete sich eine Zigarre an.
»Dupont erzählt mir etwas von einer Dame der Gesellschaft, die er unmöglich kompromittieren könne. Er weigert sich, ihren Namen zu nennen. Alles in allem macht der Bursche einen günstigeren Eindruck, als ich nach Briddens Bericht erwarten konnte. Und was die Pistole betrifft… Ich gebe zu, dass sie Dupont belastet. Sie dürfen mir jedoch nicht verübeln, wenn ich sie nur als Indiz betrachte, als Beweisstück jedoch ablehne. Ich habe mir heute Morgen sein Zimmer angesehen. Natürlich hatte ich eine Genehmigung von Attorney Tatton. Dupont, so wurde mir jedenfalls vom Personal des Hotels bestätigt, liebt frische Luft. Sein Fenster liegt direkt an der Feuerleiter, die bis auf den Hof hinunterführt. Da sich an der Waffe keinerlei Fingerabdrücke fanden, werde ich so lange anführen, dass man sie ihm untergeschoben hat, bis Sie, Gentlemen, einen Gegenbeweis antreten können.«
»Damit habe ich gerechnet, Sir«, meinte ich.
»Wenn er nur endlich das Geheimnis um diese Frau lüften würde.«
Ich zuckte die Achseln. »An diese Geschichte glaube ich nicht, Mr. Colindale. Inzwischen haben die Zeitungen den Mordfall breit gewalzt. Wenn diese Frau existiert, muss sie sich doch sagen, dass gerade Dupont durch seinen nächtlichen Besuch stark belastet wird. Warum meldet sie sich nicht bei der Polizei?«
»Vielleicht gerade deshalb, weil sie ihn der Täterschaft für fähig hält und ihn nicht belasten will? Ich halte es sogar für möglich, dass sie sich noch meldet, wenn sie erst einmal erfährt, dass man Dupont verhaftet hat. Es könnte weitgehend davon abhängen, wie diese Frau zu meinem Mandanten steht. Nun, wir werden ja sehen, wie sich alles entwickelt. Ich möchte Sie jetzt nicht länger aufhalten, Gentlemen. Es wird ja wohl zu einem Prozess kommen. Wir sehen uns dann noch.«
Er drückte uns die Hand und verließ das Office.
***
Wir arbeiteten noch genau zehn Tage an dem Spencer-Fall. Phil suchte den jungen
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