0322 - Ein Hai zeigt die Zähne
überhaupt?«
»An den Ausläufern des Bensonhurst Parks. Es ist das Haus am Wasser, 8890 Bay Parkway.«
Er malte den Grundriss auf.
»Wo liegt die Bibliothek?«
»Hier!«
Er malte ein Kreuz.
Ich legte ihm die Handschellen wieder an und gab Hardy den Schlüssel.
»Sorgen Sie für seinen Abtransport zum FBI, Lieutenant.«
Dann sah ich Dupont an. »Sie hätten uns den Namen der Dame früher nennen sollen, Mister, dann wäre Ihnen womöglich allerhand erspart geblieben. Vielleicht können Sie morgen schon frei sein, Dupont. Wenn ich mich nicht sehr täusche, werden Sie allerdings auf Florence Carey dabei verzichten müssen.«
***
Ich zog Phil mit mir zur Tür. Immer zwei Stufen auf einmal nehmen, hetzten wir hinunter und sprangen in den Jaguar. Ich überließ Phil wieder das Steuer, und bediente das Funksprechgerät.
»Achtung, Zentrale! Hier spricht Jerry Cotton. Wir fahren zur Villa des Psychiaters Robert Carey, Bay Parkway in Brooklyn. Schickt Ambulanzwagen und Verstärkung dorthin.«
Dann ordnete ich über Sprechfunk an, dass man einen richterlichen Haussuchungs- und Haftbefehl mitschicken solle.
»Ist schon wieder was passiert, Jerry?«, fragte Willard Emery, der Leiter der Funkzentrale aufgeregt.
»Ich hoffe, dass ich den Ambulanzwagen vergeblich bemühe, aber passieren wird einiges. Ende!«
Ich schaltete ab und nahm mir die Grundrissskizze vor. »Ich werde die Rolle Duponts übernehmen, Phil, und in die Bibliothek einsteigen. Wetten, dass man sofort auf mich schießen wird?«
»Du glaubst ihm also die Geschichte?«
»Ja, findest du es nicht seltsam, dass diese Florence bei ihrem Rendezvous mit Dupont auf eine Versöhnung mit Harrison Spencer drängte? Ich nehme an, dass Carey ihr tatsächlich auf die Schliche gekommen ist. Er setzte sie unter Druck. In seinem Auftrag beschwor sie Dupont, seinen Onkel noch in jener Nacht aufzusuchen. Sie wusste genau, dass er einen Toten in der Villa finden würde. Carey ließ ihr wahrscheinlich keine andere Chance, als ihren Liebhaber zu opfern. Während Dupont in die Falle tappte, fuhr er unmittelbar nach dem Mord in dessen Hotel und versteckte dort die Gaulois-Pistole. Heute nun wollte man Dupont in eine zweite Falle locken. Ich bin sicher, dass nicht nur Florence Carey in der Villa auf sein Erscheinen wartet, sondern auch ihr Mann. Ich begreife nur noch nicht den ganzen Plan. Sicher ist, dass Carey ihn umbringen will, aber wo will er die Leiche lassen?«
Phil zuckte die Achseln. »Ich traue Dupont noch immer nicht so recht über den Weg, Jerry.«
Mein Kollege drückte ordentlich auf die Tube, und um 4 Uhr erreichten wir schließlich das letzte Stück des Bay Parkway. Auf der rechten Straßenseite parkte ein dunkler Wagen. Wir stellten fest, dass niemand am Steuer saß und fuhren daran vorbei. Dann tauchte auch schon das letzte Grundstück auf. Phil trat so plötzlich auf die Bremse, dass ich beinahe mit dem Kopf gegen die Scheibe sauste. Noch einmal betätigten wir das Sprechfunkgerät und erfuhren, dass die Haft- und Haussuchungsbefehle bereits ausgestellt waren und hierher gebracht wurden.
***
Wir entsicherten unsere Dienstwaffen und stiegen aus. Das Gartentor war abgeschlossen, aber man konnte bequem hinüberklettern. Dann stapften wir durch den Schnee zur Villa, die in völliger Dunkelheit unter dem sternklaren Himmel lag. Ich hatte mir Duponts Skizze genau eingeprägt. Die Bibliothek lag an der rechten Seitenfront.
Lautlos pirschten wir uns heran. Der Widerschein des Schnees spendete genügend Helligkeit, um alles erkennen zu können. Unangefochten erreichten wir die beiden Fenster, die zur Bibliothek gehören mussten. Das erste war verriegelt. Das zweite gab jedoch unter dem Druck meiner Hand nach.
Phil kniete im Schnee nieder und legte beide Hände gegen die Hauswand. Ich stieg auf seinen Rücken und stemmte mich hoch. Geräuschlos glitt ich ins Innere des Hauses.
In diesem Moment flammte eine Taschenlampe auf. Geblendet schloss ich die Augen.
»He, was wollen Sie denn hier?«, sagte eine Männerstimme erstaunt.,Ich machte einen Satz nach rechts, um aus dem Lichtkreis hinauszukommen. In diesem Augenblick bellte Phils Kanone los. Glas splitterte, das Licht erlosch. Und ich hörte ein Stöhnen. Ich war gegen einen Tisch gerannt, dessen Platte ich jetzt abtastete. Ich fand eine Lampe, die ich anknipste.
Ein seltsamer Anblick bot sich unseren Augen. Ein Mann stand neben einem Sessel und hielt sich seine blutende Hand. Vor ihm auf dem Teppich lag
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