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0322 - Leonardos Höllenwurm

0322 - Leonardos Höllenwurm

Titel: 0322 - Leonardos Höllenwurm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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getroffen werden mußten; April Hedgeson, deren Vater von der Queen von England in den erblichen Adelsstand erhoben worden war und den es doch nie im naßkalten England gehalten hatte, wollte in ihren Geburtstag hinein feiern.
    Die Hand des Schattens hatte die Spinne freigegeben, nachdem der Schatten über Zaun und Hecke geglitten war. Jetzt lief die faustgroße Spinne über den Rasen und wollte zwischen Ziersträuchern verschwinden. Dennessey sah das Biest. Er vergaß seine Butlerwürde, machte ein paar sehr schnelle Schritte und erwischte das Rieseninsekt mit der Schuhspitze.
    Er trat die hinteren drei Beine flach.
    Die Spinne ruckte heftig, und für einige Augenblicke war es, als würde sie sich unter Zurücklassung ihrer zerquetschten Beine losreißen. Aber dann erschlaffte sie förmlich.
    Dennessey ließ ab und trat erneut zu. Diesmal erwischte er den Kugelkörper voll. Die Spinne wurde unter seinem Fuß plattgedrückt.
    Angeekelt trat der Butler zurück. Er verabscheute und haßte Spinnen, und je größer diese Biester waren, um so mehr ekelte er sich davor. Er schreckte davor zurück, die flachgebügelte Spinne zu fassen und in die Mülltonne zu werfen. Statt dessen eilte er ins Haus zurück, um ein Schäufelchen zu holen, auf welchem er das Untier transportieren wollte.
    Als er zurückkam, war der Spinnenkörper verschwunden.
    »Also gut«, brummte Dennessey. »Hat ihn eben eine Katze gefressen.«
    Katzen gab es zahlreiche in dieser Gegend. Sie vermehrten sich wie die Fliegen. Und warum sollte so ein Schnurrbartputzer auf Samtpfoten nicht den Spinnenkadaver verzehrt haben? Daß Katzen Fliegen und auch Spinnen fingen und fraßen, war Dennessey bekannt. Und auch eine faustgroße weiße Spinne war eben eine Spinne.
    Zehn Minuten später dachte er schon nicht mehr an diesen Vorfall, weil es Wichtigeres gab.
    ***
    Der schwarze Cadillac hielt in Saló vor einem kleinen Hafenrestaurant. Hier wurde vorzugsweise Rotwein und Fisch serviert, zur Abwechslung auch Fisch und Rotwein. Die Preise waren niedrig, die Gäste entsprechend laut. Vor allem die Fischer trafen sich hier, um ihre Fänge dem Wirt oder Händlern anzubieten und sie zum Teil auch in gebratener Form zu verzehren. Meist ging dafür der gesamte Verdienst wieder drauf. Manche waren so schlau, ihren Fisch nach Hause zu bringen, damit die Frau ihn entschieden preisgünstiger und wirtschaftlicher zubereitete.
    Zu den Schlauen gehörte Giovanni Velono. Zu den Glücklichen nicht, denn er fing gerade nur so viel, daß es reichte, seine geliebte Lucia und sich zu ernähren. Und hin und wieder reichte es auch, einzukehren und einen Grappa oder einen Wein zu trinken. Von Bier hielt Giovanni nicht viel; das war für die Touristen reserviert und meistens ohnehin zu warm.
    Giovanni lehnte in der Tür der kleinen Taverne, die nur deshalb den Namen Ristorante trug, weil es eine offizielle, vierzehn Posten umfassende Speisekarte gab. Er hielt ein Rotweinglas in der Hand und sah zum Hafen hinaus. Ein paar Fischkutter lagen vor Anker, und die Fischer hatten ihre Netze auf dem Hafengelände ausgebreitet und waren verschiedentlich damit beschäftigt, sie zu flicken. Rechts und links schob sich der Strand vor, das Hafenbecken jedoch war tiefergelegt und abgemauert worden. Es gab zwei feste Dämme, die rund zehn Meter in den See hinausragten und an denen die Boote anlegen konnten.
    Auch Bjern Grymas Super-Yacht war da. Sie wirkte gestreckt wie ein Krokodil, schlank und schnell mit hohem Heck. Am Bug befand sich kein Namenszeichen, sondern ein Lorbeerkranz; der alte Arne Grym, Bjerns Vater, hatte die alten Römer als Hobby gehabt.
    Giovanni sah die Yacht immer wieder gern. Sie sah futuristisch aus, wie ein Schiff aus dem nächsten Jahrtausend, und von ihren Maschinen erzählte man sich Wunderdinge. Mit weniger Dieselverbrauch sollte das Boot schneller fahren als jedes andere; eine Geschwindigkeit von fast hundert Knoten sollte möglich sein. Giovanni Velono hätte ein Vermögen dafür gegeben, diese Yacht einmal lenken zu dürfen. Zugegeben: sein Vermögen war extrem klein.
    Und doch…
    Einst hatte es drei dieser Yachten gegeben, damals, als der alte Arne noch lebte. Eine war dann nach ausgedehnten Testfahrten zerlegt worden, um sie auf Verschleißerscheinungen zu untersuchen. Die zweite war vor ein paar Jahren zerstört worden - von April Hedgeson mit vehementem Tempo auf den Ufersand geschmettert und explodiert und ausgebrannt, sagte man. Wie sie das überlebt hatte, begriff

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