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0322 - Leonardos Höllenwurm

0322 - Leonardos Höllenwurm

Titel: 0322 - Leonardos Höllenwurm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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daß er die Steuerkanzel ungehindert betreten konnte. Er duckte sich unter den flachen Fenstern, damit man ihn draußen nicht sehen konnte. Verwirrt sah er die Kontrollinstrumente an. Das übliche Steuerruder gab es hier nicht, dafür aber eine verwirrende Anzahl von Drucktasten und Instrumenten, die Giovanni noch bei keinem anderen Wasserfahrzeug gesehen hatte. Es gab auch keinen Zündschlüssel, sondern auch hier ein Zahlenterminal. Offenbar wurde das Boot durch Eintippen einer Geheimzahl gestartet.
    Auch eine Art, Diebstähle zu verhindern…
    Giovanni grinste. Er schob die Schachtel unter den Pilotensitz. Davon, daß sie geöffnet werden sollte, hatte dieser Signor Leonardo zwar nichts gesagt, aber Giovanni öffnete sie dennoch einen kleinen Spalt. Was sollte es schließlich für einen Sinn haben, wenn der Drahtwurm irgendwo deponiert wurde und keine Möglichkeit hatte, sich Nahrung zu beschaffen?
    Er sah nicht, wie die Schachtel sich auflöste, als er die Steuerkanzel wieder verließ und nach oben turnte. Als Giovanni sich vergewissert hatte, daß ihn abermals niemand direkt beobachtete, verließ er die Yacht.
    Unten hatte sich die Schachtel aufgelöst und war auf die Bodenplanken getropft. Der Wurm schwamm in der ätzend riechenden Flüssigkeit.
    Giovanni spürte einen ziehenden Schmerz in den Fingerspitzen. Überrascht betrachtete er sie. Sie begannen Blasen zu werfen.
    Das ging doch nicht mit rechten Dingen zu.
    Ihm war, als habe er in Säure gegriffen. Der Schmerz nahm zu, und die Fingerspitzen verfärbten sich dunkel. Giovanni stöhnte auf, weil der Schmerz immer stärker wurde.
    Das gab’s doch nicht! Was zum Teufel hatte er angefaßt!
    Hatte Bjern Grym seine Yacht etwa mit einem Kontaktgift abgesichert? Aber das war undenkbar. Es mußte mit dem Fremden und dieser verdammten Schachtel zu tun haben. Das also war der Haken an der Sache!
    Für sechs Millionen Lire den Tod gekauft… eiskalt überlief es Giovanni, und er schrie auf. Er begann zu laufen. Er mußte zu einer Telefonzelle, einen Arzt rufen. Seine Finger waren schwarz verfärbt, und der Schmerz griff auf die Handgelenke über. Als Giovanni das Telefon erreichte und die Münzmarke aus der Tasche fischen wollte, waren seine Finger wie Gummi und bogen sich durch, aber er konnte damit nichts mehr anfassen.
    Er schrie laut.
    »Helft mir! Einen Arzt, schnell…«
    Und niemand begriff, was geschah, während sein Körper immer mehr zu Gummi wurde…
    Giovanni Velono war eine Minute später tot. Auch der Notarzt hatte nicht mehr helfen können…
    ***
    Der winzige, drahtähnliche Wurm in der Steuerkanzel der Yacht bewegte sich. Er saugte die ätzend riechende Flüssigkeit in sich auf, zu der die Schachtel geworden war. Und er begann zu wachsen. Nach zehn Minuten war er schon so groß wie ein Finger. Und er wuchs weiter. Auf seinem Körper zeigten sich feine bräunliche Hornschuppen. Noch waren die Gliedmaßen mit den Scherenklauen nicht zu erkennen, aber lange konnte es nicht mehr dauern, bis auch sie sich zu bilden begannen.
    ***
    »Ein paar gute Freunde und Freundinnen kommen«, sagte April Hedgeson, züchtig in ein wadenlanges, aber schulterfreies geblümtes Kleid gehüllt. »Ehe ihr fragt: ich habe auch Bjern eingeladen. Aber ich glaube kaum, Zamorra, daß er diesmal redseliger sein wird als früher.« Sie spielte auf Zamorras Versuche an, Näheres über Bjern Gryms Parafähigkeit in Erfahrung zu bringen. Kritisch betrachtete sie die »Beute«, die Nicole mitgebracht hatte.
    »Sieht ein bißchen einfach aus, ich weiß«, sagte Nicole. »Aber wenn du mir Nadel und buntes Garn ausleihst, mache ich die Shirts noch ein wenig schöner.«
    »Seit wann kannst du mit Nadel und Faden umgehen?« staunte April. »So kenne ich dich ja gar nicht. Damals in unserer Studentenbude hast du immer alles mir und anderen überlassen, und wenn’s auch nur ein Knopf war, der angenäht werden mußte…«
    Nicole grinste jungenhaft frech. »Wenn ich zugegeben hätte, daß ich’s kann, hätte ich für alle anderen nähen, stopfen, sticken und stricken müssen… aber das habe ich dann immer lieber anderen überlassen…«
    »Zum Beispiel mir!« fauchte April. »Okay, du kriegst alles, was du willst -bloß möchte ich dann auch etwas von deinen handarbeitlichen Künsten sehen. Ich gebe dir mein Prunk-Shirt -du darfst es verschönern. Zur Strafe. Und zuerst.«
    Nicole seufzte. »Mein Pech…«
    Kurz darauf hielt sie das Kleidungsstück in der Hand und betrachtete es

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