0323 - Gefangen am Todesfelsen
begannen, wenn er sie anschaute, zu tanzen. Ein Reigen von widerlichen, teuflischen Fratzen, der ihn umgab und nicht mehr loslassen würde.
Es waren unsichtbare Klauen, die ihn festhielten. Das änderte sich plötzlich, denn nicht nur die Gesichter bewegten sich, es erschienen auch Arme und Klauen, die zwischen den Köpfen aus beiden Seiten der Bordwand hervorstachen.
Sie wollten ihn haben!
Steenbergen konnte nicht mehr ausweichen. Als er die ersten Berührungen spürte und die Kälte wahrnahm, da zuckte er zusammen wie unter Peitschenhieben.
Er drehte sich noch, es war umsonst. In welche Richtung er sich wandte, die Klauen waren überall, und sie hielten ihn eisern fest: Erst in diesem Moment wich der Bann. Steenbergen war klar, was ihm da bevorstand und in welch eine Lage er sich selbst hineinmanövriert hatte.
Es gelang ihm noch, um sich zu schlagen. Beide Fäuste setzte er ein, traf auch die Ziele und spürte die Kälte, die von diesen unheimlichen Klauen ausging.
Durch diese Adern floß kein menschliches Blut mehr, das war ihm längst klargeworden.
Vor seinem Gesicht tauchte eine Hand auf und wurde übergroß.
Dann schlug sie zu.
Fünf Finger fuhren gierig über seine Haut. Nägel stachen hinein, verletzten ihn, hinterließen lange Streifen, die sich mit Blut füllten, das erst richtig hervorquoll, als die Kraft der Arme Steenbergen rücklings zu Boden schmetterte.
Dort lag er nun. Unfähig, sich zu rühren. Die Angst hatte ihn zur Bewegungslosigkeit verdammt, er war nahe daran, aufzugeben, dies dokumentierte er auch, indem er die Arme nach hinten warf und sich so aufgab.
Steenbergen starrte nach oben. Er sah die Fratzen der Vampire, und er hörte ihr gieriges Hecheln. Über ihm tanzten die Arme, Hände öffneten und schlossen sich. Die Finger glichen in diesen Momenten kleinen Schlangen, die nur darauf warteten, dem Opfer einen tödlichen Biß zu versetzen.
Der Tod würde kommen.
Er kam in Gestalt der Monstren.
Steenbergen mußte erleben, wie sie das Gefängnis verließen. Es geschah lautlos. Sie bewegten sich mit schlangengleichen Bewegungen und krochen aus den beiden Bordwänden hervor.
Bisher waren sie nur zweidimensional gewesen, nun aber nahmen sie eine dreidimensionale Gestalt an. Sie wurden so wie die Menschen, besaßen Länge, Breite und Höhe.
Ein Bild des Schreckens…
Noch lebte Steenbergen, und er nahm die schrecklichen Augenblicke in sich auf wie ein Rauschgiftsüchtiger seinen Stoff. Er sah das Tanzen der Gesichter über ihm, horte das Fauchen, hin und wieder ein Lachen und erkannte schließlich innerhalb des höllischen Vampirreigens nur mehr die langen Blutzähne.
Sie wollten töten!
Aus seinem offenen Mund drang ein Röcheln. Speichel sprühte vor seinen Lippen. Etwas hielt sein Herz umschnürt, als wollte es das Organ daran hindern, weiterzuschlagen.
Bert Steenbergen vernahm die Echos der Schläge in seinem Kopf.
Die Angst steigerte sich noch mehr, und er wußte bald nicht, was er unternehmen sollte.
Sie fielen auf ihn.
Er spürte den Druck ihrer totenstarren und kalten Leiber. Sein Mund öffnete sich zu einem Schrei.
Bevor er noch über die Lippen dringen konnte, erschien die Klaue und preßte sich auf seinen Mund. Steenbergen hatte sie nicht gesehen, der Vampir lauerte hinter ihm.
Seine kalte Hand erstickte jeglichen Versuch eines Schreis. Der Reiseleiter wollte sich aufbäumen, da waren die anderen Klauen, die ihn gnadenlos hielten und zurückdrückten.
Der Tod rückte näher…
Zeitlich gesehen konnte es sich nur mehr um Sekunden handeln, bis es soweit war. Steenbergen erlebte die letzte Zeitspanne seines normalen Lebens als Alptraum, bevor er an beiden Halsseiten gleichzeitig die kurzen, aber schmerzhaften Einstiche spürte.
Die Vampire hatten zugebissen!
Das Gesicht des Mannes verzerrte sich. Er wollte plötzlich nicht mehr und sah sich von einem seltsamen Nebel umwallt, der bereits eine blutrote Farbe angenommen hatte.
Der Nebel blieb nicht nur, er wurde dichter und dunkler. Die Schatten des Todes glitten lautlos heran. Noch konnte er Geräusche verstehen und hörte die Worte des Blutsaugers.
»Einer von uns! Er ist einer von uns…« Dann schluckte ihn die Schwärze!
***
Mandra Korab hatte das Grauen mit ansehen müssen!
Für ihn, der es sich zur Aufgabe gemacht hatte, das Böse zu bekämpfen, war es eine mörderische Tortur gewesen. Das Gefangensein, die Hilflosigkeit und den anderen sterben zu sehen, hatte an seiner Psyche gezerrt, und er war noch
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