0324 - Die Geliebte des Dämons
mit ihr an?
War es nicht doch ein Fehler gewesen, sie so einfach gehen zu lassen und sich auch gegen John Sinclair zu stellen?
Suko dachte Jahre zurück. Als er seine Ausbildung in dem Kloster bekommen hatte, sprachen die Mönche sehr oft von Kataya. Sie beteten, daß er nie mehr erscheinen möge. Wie es aussah, hatten ihre Gebete nicht gefruchtet.
Kataya war da. Er ließ sich durch nichts aufhalten.
Es dauerte nicht mehr lange, da hatten die beiden Männer den Gang hinter sich gelassen und erreichten den Ort, in den er mündete. Es war eine gewaltige Halle, ein unterirdischer Dom. Mit einer ungewöhnlich hoch über ihnen schwebenden Decke, die im Dämmer verschwand.
Suko konnte nicht einmal die Wände erkennen, so groß waren die Ausmaße dieser Felsenhalle.
Katayas Wohnstatt?
Möglicherweise. Als Suko auf den Boden schaute, da sah er die großen Steinstücke, die, aneinandergesetzt, den Belag bildeten.
Ansonsten war die Halle leer. Kein Schrein, keine Grabstätte, kein Tempel, nur eben die Wände.
Und das Licht.
Es hatte sein grünliches Glühen behalten und drang von dort her, wo Suko die Wände vermutete. Ein geheimnisvolles Strahlen, das sich, je weiter es sich der Mitte näherte, immer mehr verlief.
Die feinen Schwaden sah er jetzt deutlicher. Sie drangen aus den Wänden, und ihr Geruch wurde intensiver.
Roch so der Tod?
Suko wollte seinen Begleiter fragen, drehte sich zu ihm hin und fand die Stelle leer.
Der Kapitän war verschwunden!
Dennoch mußte er Suko gesehen haben, denn von irgendwoher schallte sein Lachen, das er vor die anschließenden Worte setzte.
»Ich habe dich allein gelassen, damit du erkennst, wie groß und wie mächtig Kataya ist. Jeder stirbt für sich allein, auch du, Fremder.«
Noch einmal lachte er, als die Stimme verhallt war, und auch das Lachen war bald darauf nicht mehr zu hören.
Es schien von den Schwaden verschluckt worden zu sein.
Mutterseelenallein befand sich Suko in der gewaltigen Halle, deren Ausmaße er nur schätzen konnte.
Er spürte genau, daß er sich an einem entscheidenden Punkt befand, vielleicht sogar an einer Wendemarke seines bisherigen Lebens, und seine Gedanken drehten sich einzig und allein um Kataya.
Er rief ihn.
Er wollte das Böse herausfordern. Wie einen Laserstrahl schickte er seine forschenden und suchenden Gedanken auf die Reise, um an den übermächtigen Gegner heranzukommen, doch er fand kein Echo.
Kataya blieb im Hintergrund!
Dafür spürte er wieder das seltsame Kribbeln auf der Haut, für das er keine Erklärung wußte. Etwas wallte und kochte in ihm. Da mußte es einen Abwehrmechanismus geben, der sich automatisch eingeschaltet hatte und Suko nicht im Stich ließ.
»Du bist da…«
Auf einmal hörte er die Stimme. Nicht nur in seinem Kopf, sondern als lautes Zischen und Flüstern, das wie von großen Schwingen getragen, durch die Halle schwang.
Der Inspektor wußte genau, wer ihn hier angesprochen hatte, und ein Schauer lief über seinen Rücken.
Es war Kataya!
»Ja, ich bin gekommen«, gab Suko zurück, »denn ich will nicht, daß das, was mir gehört, in deine Klauen gerät. Gib mir Shao zurück. Ich brauche sie noch.«
»Nein, sie bleibt hier.«
»Wieso?«
»Sie ist meine Geliebte.«
»Nie wird sie das. Du hast sie dazu gezwungen. Freiwillig wäre sie zu dir niemals gekommen.«
Kataya lachte böse. »Natürlich kam sie freiwillig, denn sie hat es nicht anders gewollt. Sie vernichtete einen meiner großen Diener, das Fratzengesicht. Als ich sah, daß es nicht mehr existierte, beschloß ich, mich an der Person zu rächen, die es getan hatte. Ich wollte sie aber nicht so ohne weiteres töten, denn Kataya ist mehr. Die Menschen sagen, es ist Liebe und Haß. Das stimmt. Ich hätte Shao dazu bringen können, mich zu hassen. Da wäre das Spiel nicht mehr interessant gewesen. Also drängte ich darauf, daß sie mich liebte. Und sie hat es getan. Sie spürte das Gefühl der Liebe in sich, und das war völlig natürlich.«
»Wie kannst du so etwas behaupten?« hielt Suko gegen.
»Weil ich – das Böse und das Gute in einem – schon immer geliebt worden bin. Zu allen Zeiten, auch in der so lange für euch Menschen zurückliegenden Vergangenheit. Und dort hatte es mir besonders eine angetan. Eine Frau, ein Wesen wie ich, reich an Macht und Gaben, aber auf der anderen Seite stehend und eingebettet in eine andere Mythologie. Nichts desto trotz sehr mächtig, so mächtig, daß sie alles überstrahlte, was aus dem Schattenreich
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