0324 - Die Geliebte des Dämons
entwischt war. Selbst der Superintendent zeigte sich geschockt.
»Das kann ja hart werden«, erklärte er. »Dabei brauchen wir Sie hier.«
Auch das noch. »Was ist denn geschehen?«
»Bei den Conollys scheint sich etwas anzubahnen. Es sind verschiedene Dinge vorgefallen, die auf ein Eingreifen des Teufels hindeuten. Die Wölfin dreht auch fast durch. Kommen Sie so rasch wie möglich. Am besten schon gestern.«
Ich war noch bleicher geworden. »Soll ich Suko und Shao im Stich lassen, Sir?«
»Nein, aber beeilen Sie sich bitte.«
»Das werde ich, Sir. Ich gebe Ihnen Bescheid. Und sagen Sie Bill, daß er nicht auf eigene Faust…«
»Das ist schon geschehen, glaube ich. Es blieb auch nicht aus, denn der Fall entwickelt sich zu einem Drama. Holen Sie Shao und Suko zurück, und geben Sie acht. Wir brauchen Sie verdammt dringend hier.«
»Natürlich, Sir!« Mit belegter Stimme gab ich meine Antwort. Es war das eingetreten, was ich schon lange befürchtet hatte. Wir kämpften in einem anderen Teil der Erde, und in unserer Heimat schlug das Böse eiskalt zu.
Der Teufel also!
Ich atmete tief ein. Gewaltsam befreite ich mich von den düsteren Gedanken. Die Conollys waren wichtig. Suko und Shao auch. Um sie würde ich mich zuerst kümmern müssen.
Die Höhlen des Grauens warteten auf mich, einen angeschlagenen Geisterjäger…
***
Es war schon unheimlich, was Suko und Shao erlebten. Man hatte ihnen die Augen verbunden, und in Kaulun waren sie von mehreren Männern in Empfang genommen worden. Erst als sie ihr Ziel erreicht hatten, wurden ihnen die Tücher wieder abgenommen.
Im Freien befanden sie sich nicht mehr, sondern in der Erde oder in einem Berg, wie Suko und Shao sehr schnell feststellten. Ein breiter Gang hatte sie aufgenommen, durch den sie zu ihrem Ziel schreiten mußten.
Xang führte sie, die anderen Bewacher waren zurückgeblieben, und alle drei tauchten tiefer in das hinein, was Kataya als Wohnstatt oder Heimat diente.
Auf Shaos Lippen lag ein leichtes Lächeln. Sie konnte es kaum erwarten, ihren Geliebten zu sehen. Sukos Gesicht jedoch erinnerte an eine Maske. Sein Blick war hart, und er schaute überall hin.
Er spürte auch die unheimliche Atmosphäre, die den Gang schwängerte. Erklären konnte er sie nicht. Sie war einfach vorhanden und erinnerte ihn an unsichtbare Hände, die über seinen Körper streichen und überall hinfassen wollten.
Aus den Wänden drang ein seltsames Licht, als wären innerhalb des porösen Gesteins zahlreiche kleine grüne Glühbirnen verteilt worden, die ihren Schein abgaben. Auch die Gerüche waren nicht normal. Es roch so süßlich, so betäubend und gleichzeitig nach verbranntem Fleisch. Keine Wohltat für menschliche Nasen, das stellte Suko sehr bald fest.
Gesprochen wurde nicht. Auch Xangs Gang hatte sich verändert.
Er schritt jetzt langsamer und stand wie auf dem Sprung, um nur nichts falsch zu machen.
Die drei Menschen spürten die Nähe des Anderen, des Unheimlichen, das ihnen tief in diesem Berg begegnen würde.
Suko hatte einen trockenen Hals bekommen. Die Luft machte ihm schwer zu schaffen. Manchmal mußte er auch hüsteln, was Xang jedesmal als Störung empfand, denn er drehte sich scharf um und schaute den Inspektor vorwurfsvoll an.
Sie hatten eine völlig andere Welt betreten. Einen Berg, in dem das Böse wohnte, wo es lauerte, wo es seine Heimat hatte und regierte.
Shao schritt daher wie eine Schlafwandlerin, mit einem leicht entrückten Lächeln auf den Lippen.
Suko war vorsichtiger. Seine Sinne glichen empfindlichen Sensoren.
Er nahm jede Strömung wahr, achtete auf gewisse Geruchsveränderungen und spürte mehr als einmal das seltsame Prickeln auf der Haut. Der Geist des Bösen lauerte und wohnte in diesem Berg.
Mit jedem Schritt, den Suko zurücklegte, wurde dieses Gefühl stärker. Sein Blut geriet in Wallung, es schien kleine Blasen zu werfen, die einen Juckreiz verursachten.
Geheimnisvoll schimmerte das Licht. Manchmal waren dünne Schleier zu sehen, die in den Gang trieben. Geruchsnebel, den Suko schmecken und fühlen konnte.
Immer stärker wurde das unangenehme Gefühl. Bei Shao und Xang war dies nicht der Fall, sie gingen in einer stoischen Ruhe weiter, die Suko überraschte.
Weshalb bei ihm?
Vielleicht weil er nicht dazugehörte? Das war möglich. Es konnte aber auch eine andere Alternative geben.
Suko kam nicht mehr dazu, weiter darüber nachzudenken, denn Xang stoppte seinen Schritt.
Auch Shao blieb stehen, und Suko tat das
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