0324 - Die Geliebte des Dämons
kommen wollte.«
»Amaterasu!« rief Suko.
Ein wie Glockenklang schwingendes »Ja« erreichte die Ohren des Inspektors, der den Kopf schüttelte, schluckte und sich fahrig über die schweißnasse Stirn fuhr.
»Du kennst sie!« vernahm er abermals das scharfe Flüstern. »Du hast von ihr gehört, und du bist mit einer Frau zusammen, die in einer engen Verbindung zu diesem Wesen steht. Ich habe es gespürt. Ich merkte es, als sie das Fratzengesicht vernichtete, ich spürte ihre Ausstrahlung und wußte sofort, was ich unternehmen würde. Amaterasu habe ich gehabt, deine Shao wollte ich auch besitzen, und sie reagierte so wie ihre Ahnherrin. Auch sie konnte mir nicht widerstehen, und Shao wird es ähnlich ergehen, wenn ich sie einmal fest habe.«
Suko kannte jetzt die Zusammenhänge. Daß ein so raffiniertes Spiel getrieben wurde, damit hatte er nicht gerechnet. Kataya war in der Tat eine Philosophie zwischen Gut und Böse. Ein Wesen, das sich einmal auf die eine und danach wiederum auf die andere Seite stellte und mit beiden sein Spiel trieb.
War Kataya ein Geist, oder besaß er Gestalt?
Kein Außenstehender wußte es, nur dieses Wesen selbst, aber es hütete sich, Suko einen Beweis zu liefern.
Wieder vernahm der Inspektor das scharfe Flüstern. »Ich habe es immer gewußt, daß es einmal so kommen würde. Nichts ist vergessen, nichts ist einmalig oder endgültig. Es wird sich wiederholen, darauf kannst du dich verlassen. Alles. So wie mir Amaterasu damals verfallen war, ist es jetzt ihre Erbin, die sich aus meinem Bann nicht befreien kann. Alle, die ich auf der Dschunke bekommen konnte und die mit der Vernichtung des Fratzengesichts zu tun hatten, befinden sich in meiner Gewalt. Auch die andere Frau, die Weiße, die in Hongkong lebt.«
»Susan Perth«, sagte Suko.
»Ich weiß nicht, wie sie heißt. Ich habe ihr nur Kräfte gegeben, die sie in meinem Sinne einsetzen kann. Sie ist tödlich, denn sie besitzt Schlangenarme, die Gift spritzen. Wehe dem, der von ihr gebissen wird.«
»Und wer wurde noch in deinen Bann gezogen?«
»Xang.«
»Aber nicht ich und auch nicht mein Begleiter. Denn wir waren ebenfalls an der Vernichtung des Fratzengesichts beteiligt.«
»Das stimmt. Bei euch hat meine Magie versagt.«
Suko lachte laut. »Gibt dir das nicht zu denken?«
»Schon«, vernahm er das scharfe Flüstern. »Ich werde mich auch mit dir beschäftigen, nachdem ich Shao gehabt habe. Das kann ich dir versprechen. Dann wirst du unter Umständen sehr bald wissen, aus welch einem Grund meine Magie versagt hat.«
»Und bei meinem Freund.«
»Er stammt nicht von hier. Er ist ein Fremder und steht unter einem Schutz, gegen den ich nicht ankam. Ich habe es gespürt. Er ist gefährlich.«
»Wie ich«, sagte Suko. »Und ich werde es dir beweisen, wenn du dich zeigst. Ich fordere dich hiermit zum Kampf heraus. Wir werden um Shao kämpfen. Der Gewinner kann sie behalten. Ist das ein Vorschlag, dem du zustimmst?«
Leise, dennoch hörbar war das Lachen. »Ein sehr menschlicher Vorschlag, auf den ich nicht eingehen kann, das sei gesagt. Ich reagiere nicht wie die Menschen. Was ich einmal in der Hand halte, das lasse ich auch nie wieder los. So wie Shao. Es wird keinen Kampf um sie geben!«
»Als einen Feigling habe ich dich nicht eingeschätzt«, hielt Suko ihm entgegen.
»Du wirst schon noch erleben, wie feige ich bin«, lautete die Antwort.
»Dann wirst du dir wünschen, niemals geboren zu sein. Das kann ich dir versprechen.«
Suko kannte Dämonen, die großspurig taten, es aber nicht waren.
Hier glaubte er nicht daran, und er spürte wieder dieses seltsame Kribbeln auf seinem Körper.
Was hatte es zu bedeuten?
Noch einmal meldete sich Kataya. »Du hast dich nach Shao gesehnt, Suko. Ich komme deinem Wunsch nach und werde sie dir zeigen. Schau in die Höhe. Dort wird sie erscheinen.«
Suko hob den Kopf.
Zunächst sah er nichts, weil es unter der Kuppel der Felsenhalle einfach zu düster war. Dann schälte sich allmählich etwas hervor.
Angefangen hatte es mit Bewegungen, und von Sekunde zu Sekunde kam es näher, wurde größer und auch erkennbar.
War das wirklich Shao, die dort aus dem Düsteren unter der Felsenkuppel schwebte?
Suko wollte es kaum glauben, doch er mußte sich mit den Tatsachen abfinden.
Und er sah sie auch.
Seine Augen wurden groß. Das schaurige Bild überwältigte ihn.
Mit allem hatte er gerechnet, damit nicht.
Shao war tatsächlich Katayas Opfer geworden!
***
Ich hatte die Fahrt nach
Weitere Kostenlose Bücher