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0325 - Die Loge der Henker

0325 - Die Loge der Henker

Titel: 0325 - Die Loge der Henker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf Michael
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es eben berichtet, als er eine Fuhre ins Dorf gebracht hat.«
    »Sie… ist fort?« Juans Stimme klang brüchig.
    »Man hat sie verdächtigt, der Werwolf zu sein!« In der Stimme von Pedro Sanchez schwang Gefühlskälte. »Sie sollte mit einer Silberkugel erschossen werden!«
    »Aber das ist doch Wahnsinn. Ein Mädchen wie sie ist doch kein Werwolf. Und außerdem hatte Vater in der letzten Nacht die Probe gemacht!«
    »Du brauchst keine Angst um die zu haben!« knurrte Pedro. »Padre Domingo, der weißhaarige Narr, kam hinzu, bevor Alvarez Panes schießen konnte. Er hat sie mitgenommen und nach Roncesvalles gebracht. Sicher ist sie noch dort, wenn sie nicht weiter gefahren ist.«
    »Ich möchte… ihr gern sagen, daß es mir leid tut. Ich möchte mich für das, was die Leute von Estradas beinah gemacht hätten, entschuldigen!« sagte Juan Munilla.
    »Unsinn. Du willst…!« Pedro Sanchez benutzte Ausdrücke, die ein Spanier normalerweise niemals ausspricht. Juan war entsetzt.
    »Ich muß doch sehr bitten, Pedro!« sagte er stolz und richtete sich hoch auf. »Auch wenn wir zeit unseres Lebens gut befreundet sind, gibt es dir nicht das Recht, so von mir zu denken. Ich bin ein Caballero – ein Ehrenmann. Noch einmal Worte wie diese im Zusammenhang mit diesem Mädchen und wir stehen uns im Kampf gegen- über!«
    »Ich sehe, daß du sie haben willst!« hetzte Pedro Sanchez. Der Werwolf witterte eine Chance auf Beute.
    »Ich habe erklärt, daß ich ein Caballero bin!« gab Juan mit fester Stimme zurück. »Wenn du das anzweifelst, dann ist es besser, wenn wir unsere Freundschaft vergessen…«
    »… und kämpfen!« fiel ihm Pedro Sanchez ins Wort. »Kämpfen, wie es seit Generationen bei den Männern von Estradas Sitte war. Um Mitternacht am Felsen von Carlomagno!« Gemeint ist ein Felsblock, auf dem Roland sich der Sage nach bis zuletzt verteidigt hatte und von dem Karl der Große, auf Spanisch Carlomagno genannt, den toten Helden selbst herunter genommen haben soll. »Der Sieger kann von da aus nach Roncesvalles hinübergehen und sich der Dame zu Füßen werfen, wie es die Caballeros vor hunderten von Jahren getan haben.«
    »In dieser Nacht?« fragte Juan verwirrt. »Das ist doch nicht dein Ernst. Noch ist der Mond voll und rund. Fürchtest du den Werwolf nicht?«
    »Vergiß den Kampf. Und vergiß, daß du dich eben als Caballero bezeichnet hast.« In der Stimme des Menschenwolfes Pedro Sanchez schwang Hohn. »Bleib zu Hause und verkriech dich unter deine Decke aus Furcht vor dem Werwolf. Ich habe nicht so ein Hasenherz. Ich werde hingehen und auf dich warten. Die ganze Geisterstunde hindurch, und die toten Helden Rolands werden um mich herum ihre nächtliche Heerschau halten. Wenn du kommst, dann werden wir sie mit einem Kampf erfreuen, wie es schon unsere Väter, Groß- väter und deren Ahnen taten, wenn sich zwei Männer für die gleiche Frau interessierten. Versäumst du diese Stunde, dann gehe ich hinüber nach Roncesvalles und werde ihr berichten, daß sie eine Nacht mit einem elenden Feigling, mit einem vor Angst zitternden Jammerlappen unter einem Dach verbracht hat. Oder gar unter einer Decke? Nun, das ist schlecht möglich. Denn sonst wärest du ein Mann – und hättest Mut zu kämpfen. Aber du fürchtest dich ja vor einem Werwolf hahaha…!«
    »Ich werde kommen!« preßte Juan Munilla hervor. »Ich komme, um dir zu beweisen, daß ich nicht feige bin, Pedro. Du hast mich herausgefordert, also bestimme ich die Art des Kampfes!«
    »Nur zu!« nickte Sanchez. Das Wölfische in ihm triumphierte. In dieser Nacht kam die Beute zu ihm. Schon lange haßte er insgeheim Juan Munilla. Nun hatte er die Möglichkeit, ihn zu töten. Niemand würde Verdacht schöpfen, daß es Pedro gewesen war. Er würde einen Eid leisten, daß er Juan in dieser Nacht nicht gesehen hatte.
    Pedro Sanchez hatte sich von Gott abgewandt – und deshalb hatte ein Eid im Namen des Allerhöchsten für ihn kein Gewicht mehr.
    »Wir kämpfen mit Armen und Fäusten!« entschied Juan Munilla.
    »So lange, bis einer aufgibt!«
    »Das ist mir recht!« nickte der Wolf mit dem Körper eines Menschen. »Hauptsache, du bringst den Mut auf, zu kommen…!«
    ***
    Als die Abenddämmerung über Estradas niedersank, waren alle Brüder der Loge verständigt, daß die beiden Werwölfe in der verfallenen Abtei von San Salvador dem Gericht der Dämonenhenker harrten.
    Mit steinernem Gesicht nahm es Esteban Sanchez, der Bürgermeister, zur Kenntnis, daß in dieser

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