0325 - Zerberus, der Höllenhund
Menschen, wir sind immer auf dem Sprung.«
»Ich begreife es.«
»Auch jetzt«, fuhr Sheila fort. »Ich bin unruhig. Das kann auch mit dem Verhalten der Wölfin zusammenhängen.«
»Sie meinen Nadine?«
»Ja.«
»John Sinclair berichtete mir davon. Es ist sehr tragisch, daß die Seele eines Menschen in dem Körper wohnt. Gibt es denn Hoffnung für eine eventuelle Rückkehr?«
»Das weiß man nie.«
»Und was war jetzt mit der Wölfin? Ich hatte Sie leider unterbrochen.«
»Sie spielte mit Johnny im Garten und verschwand plötzlich. Da half auch alles Rufen nichts. Nadine kam nicht mehr zurück. So etwas ist ungewöhnlich, gerade weil Johnny sie gerufen hat, denn die beiden sind ein Herz und eine Seele.«
»Wenn Sie das sagen, Mrs. Conolly.«
»Bestimmt.«
»Vielleicht hat sie etwas gewittert.«
»Was denn?«
»Das Böse kann überall lauern. Wir sind vor ihm nie sicher und müssen nur versuchen, uns zu schützen.«
»Dafür haben wir Sie ja geholt.«
»Sobald Ihr Mann da ist, werde ich…« Der Pater unterbrach seinen Satz, denn er und Sheila hatten etwas gehört, was sie überhaupt nicht einordnen konnten.
Die Terrassentüren standen offen. Deshalb vernahmen sie das ferne Jaulen auch so deutlich. Es hörte sich unheimlich an und schwang wie eine schrille Melodie an ihre Ohren. Sheila rann eine Gänsehaut über den Rücken. Sie schluckte.
»Das war Nadine!« hauchte sie.
»Sind Sie sicher?«
»Ja.« Sheila drückte ihre Arme auf die Sessellehnen und stemmte sich in die Höhe. Ihr Gesicht hatte einen angespannten Ausdruck angenommen. Den behielt Sheila auch bei, als sie quer durch den Wohnraum schritt und ihn verließ.
Pater Ignatius folgte ihr.
Sheila hatte sich nicht weit vom Haus entfernt. Auf der ersten der beiden Terrassen war sie stehengeblieben und schaute nach vorn. Dabei hatte sie eine angespannte und lauschende Haltung eingenommen. Sie wartete darauf, daß sich der Ruf wiederholte.
Es tat sich nichts.
»Sie haben es doch auch gehört?« fragte sie den Pater, als er neben ihr stehengeblieben war.
»Ja.«
»Dann habe ich mich nicht geirrt.« Sheila atmete tief ein und hob ihre Schultern. »Ich mache mir Sorgen«, flüsterte sie. »Wenn Nadine so reagiert, ist etwas nicht in Ordnung.«
Und wieder hörten sie das Jaulen. Ein unheimliches Geräusch, das laut und klagend durch die Stille des Abends hallte und irgendwo in der Ferne verklang.
Sheila nickte heftig. Auf ihre Wangen hatten sich rote Flecken gelegt.
Sie war innerlich sehr erregt. »Kein Zweifel«, sagte sie. »Es gibt keinen Zweifel. Das war Nadine. Sie muß etwas Schreckliches entdeckt haben, glauben Sie mir, Pater.«
»Natürlich glaube ich Ihnen das.«
Sheila atmete tief ein. »Was kann man nur tun?« flüsterte sie. »Ich habe Angst bekommen.«
Von Pater Ignatius bekam sie keine Antwort. Dafür hörte sie schnelle Schritte. In Clogs kam ihr Sohn angelaufen. »Mummy, Mummy!« rief er. »Hast du Nadine gehört?«
»Ja, mein Schatz.«
Johnny warf sich gegen seine Mutter, wurde von ihr aufgefangen und begann zu weinen. »Mummy, ich habe so eine Angst um sie. Ich glaube, es ist ihr was passiert.«
»Nein, so leicht…«
»Doch, Mummy, doch.« Der Junge schluchzte. »Nadine ist bestimmt…« Er sprach nicht mehr weiter. Ihm war etwas anderes eingefallen. »Wir können sie doch suchen.«
»Aber wir wissen nicht, wo sie hingelaufen ist, mein Kleiner.«
»Doch, ich…«
»Augenblick!« mischte sich Father Ignatius in das Gespräch ein. »Sie bleiben am besten hier. Ich werde gehen.«
Sheila schaute den Pater für einen Moment an. Dann nickte sie…
***
Das Feuer war da, und daran gab es für Bill Conolly nichts zu rütteln.
Die Flammen kamen aus dem Maul des Höllenhundes und erfaßten den Porsche.
Der Reporter konnte so schnell nicht reagieren, wie vor ihm eine Feuerwand in die Höhe wuchs und sich näherte. Durch die offene Scheibe spürte er bereits den Gluthauch der Hitze, und Bill war klar, daß er nichts mehr retten konnte. Der Wagen war verloren. Darauf kam es ihm in diesem Augenblick auch nicht an. Sein Leben war wichtiger.
Er zog am Hebel, warf sich gegen die Tür und hätte vor Freude fast aufgeschrieen, als er erkannte, daß die Tür nicht auf magische Weise verschlossen war.
Bill warf sich aus dem Wagen. Irgendwo stieß er sich noch den Kopf, das machte nichts, er wollte dieser Flammenhölle so rasch wie möglich entkommen.
Über die Schulter rollte er sich ab, kam wieder auf die Füße und sah die
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