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0326 - Burg der tausend Schrecken

0326 - Burg der tausend Schrecken

Titel: 0326 - Burg der tausend Schrecken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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zu, und Nicole bewegte sich gern sehr freizügig, aber das hier war wohl doch etwas übertrieben.
    Bedächtig nahm Zamorra das Amulett ab und trat in die Mitte des Zimmers. Er wollte herausfinden, was geschehen war. Vielleicht sprach Merlins Stern auf jene magische Kraft an und zeigte ihm, was geschehen war.
    Zamorra versetzte sich in Halbtrance und wirkte mit geistigen Befehlen auf Merlins Stern ein. Das Amulett begann schwach zu vibrieren. Dann zeigte es ihm wieder ein Bild, wie er es gewohnt war, im Drudenfuß im Zentrum der Silberscheibe. In der Tat war das Zimmer zu erkennen.
    Das Amulett bewegte sich in der Zeit rückwärts. Zamorra sah sich selbst in der Zimmermitte stehen, dann rückwärts zur Tür gehen, sich umsehen und rückwärts das Zimmer verlassen. Eine Weile geschah nichts. Wenn Zamorra die Zeit anhand seiner eigenen Bewegungen abzuschätzen vermochte, dann verstrich etwa eine Minute.
    Dann wurde das Zimmer schlagartig dunkel.
    Tiefste Schwärze erfüllte alles.
    Im ersten Moment befürchtete der Parapsychologe ein Versagen seines magischen Monitors. Dann aber wich die Schwärze wieder, und für den Bruchteil einer Sekunde erhaschte er einen Blick auf die halb geöffnete, sich im zeitlichen Rückwärtslauf folgerichtig schließende Tür zum Bad und die dahinter befindliche, nur mit einem Handtuchturban »bekleidete« Nicole.
    Dann war die Tür zu. Nicole nebenan im Bad und das Zimmer selbst leer.
    Zamorra ging zeitlich noch weiter zurück, um zu erfahren, ob sich ein Fremder im Zimmer aufgehalten und diese Schwärze gewissermaßen installiert hatte. Aber nichts dergleichen war zu erkennen. Zamorra ging in der Zeit zurück bis zu dem Zeitpunkt, an dem er sich von Nicole trennte, um das ihm zugewiesene Zimmer aufzusuchen. Da konnte er sicher sein, daß kein Lebender die Schwärze erzeugt hatte.
    Das mußte etwas anderes gewesen sein, etwas, das er nicht begriff und das sich auch nicht erfassen ließ.
    Nicole war entführt worden, während er sich mit Ferreira herumstritt.
    Das änderte alles. Entweder wußte Ferreira davon, und dann war er endgültig als Gegner einzustufen - oder er war ahnungslos, und dann zogen sie alle tatsächlich an einem einzigen Strang. Er würde es einsehen müssen. Zamorra ging zum Zimmertelefon auf der Bettkonsole hinüber, nahm den Hörer ab und wählte die 1 der Hausverbindung.
    Niemand hob ab. Er hätte es sich denken können. Warum sollte die Telefonzentrale besetzt sein, wenn der Hotelbetrieb schon vor einem Jahr eingestellt worden war? Und Ferreira hatte wahrscheinlich anderes zu tun, als nur neben dem Telefon zu hocken.
    »Also gut«, murmelte Zamorra. »Wenn nicht so, dann eben anders.« Er trat auf den Korridor hinaus, holte tief Luft und brüllte: »Señor Ferreira! Señor Ferreira!«
    Irgendwann mußte der den Höllenspektakel hören.
    In der Tat dauerte es nicht lange, bis Ferreira zornentbrannt auftauchte. »Sind Sie verrückt geworden, Mann?« fauchte er den Professor an. »Was fällt Ihnen ein, hier wie ein Wilder herumzuschreien?«
    Zamorra sah ihn an.
    »Ich weiß, daß Sie mich nicht leiden können und daß Sie uns auf Teufel-komm-raus hier fort haben wollen. Trotzdem werden Sie sich anhören, was ich Ihnen zu erzählen habe«, sagte er. »Meine Begleiterin ist aus ihrem Zimmer heraus entführt worden. Und ich will von Ihnen wissen, von wem!«
    »Sie sind wirklich verrückt«, stieß Ferreira hervor. »Ich gebe mich keine Sekunde länger mit Ihnen und Ihrer Spinnerei ab.«
    Er schlug ansatzlos zu.
    Zamorra sah die Faust im letzten Moment heimtückisch heranrasen, drehte sich halb zur Seite und riß das Knie hoch. Der Stoß wehrte den Fausthieb ab. Zamorra drehte sich zurück und erwischte Ferreira mit der Handkante. Mit der anderen Hand setzte er sofort nach. Ferreira stöhnte auf, schnappte nach Luft und krümmte sich zusammen. Zamorra verzichtete darauf, einen betäubenden Hieb anzusetzen. Er faßte zu und führte den stöhnenden, taumelnden Mann in das Zimmer, drückte ihn auf einen Stuhl.
    »Sind Sie jetzt gewillt, mir zuzuhören?« fragte er kalt.
    »Sie sind ja gemeingefährlich«, ächzte Ferreira. Er versuchte aufzustehen, aber Zamorra drückte ihn wieder zurück und ließ keinen Zweifel daran aufkommen, daß er gewillt war, den angeschlagenen Zustand seines unfreiwilligen Gastgebers zur Dauereinrichtung zu machen, wenn es sein mußte.
    »Wenn Sie sich mit anderen Leuten prügeln wollen, müssen Sie auf das Echo gefaßt sein«, sagte Zamorra trocken.

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