0326 - Burg der tausend Schrecken

Titel: 0326 - Burg der tausend Schrecken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa

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verschwunden!
    ***
    Nicole machte einen schnellen Schritt zurück. Aber die Schwärze blieb. Als sie die Arme ausstreckte, fühlte sie ringsum nur grenzenlose Leere. Von den Wänden und den Einrichtungsgegenständen des Zimmers war nichts zu sehen.
    Eine magische Falle!
    Und sie war dieser Falle jetzt waffenlos ausgeliefert. Sie konnte nicht einmal etwas spüren. Also konnte sie auch keine Zauberformel gegen diese Falle einsetzen, um sie zu sprengen -zumal ihre Kenntnisse und Fähigkeiten dazu wohl ohnehin nicht ausreichten.
    Plötzlich war da Licht.
    Aus dem Nichts schälte sich ein dünner Streifen, der immer heller wurde, sich zu einer Art Säule ausweitete und schließlich eine Gestalt freigab. Ein schwarzhaariges Mädchen mit blasser Haut, in Jeans und Bluse.
    Die Reiterin!
    Sie stutzte, als sie Nicole betrachtete, dann flog ein Lächeln über ihr Gesicht. »Verzeih mir - ich wußte nicht…« Sie unterbrach sich, schüttelte den Kopf. »Aber das ist jetzt nicht wichtig. Du mußt mir helfen.«
    Nicole schluckte.
    »Wer bist du?«
    »Ich bin tot«, sagte die Reiterin. »Ich wurde ermordet. Und doch finde ich nicht den Weg ins Hohe Licht. Etwas bannt mich, hält mich gefangen in dieser Zwischenwelt und trotzt allen Versuchen, mich zu befreien.«
    »Du bist die Tochter des Burgherrn -des alten Burgherrn«, vermutete Nicole überrascht. Tausend - Gedanken wollten in ihrem Bewußtsein kreisen, aber sie verdrängte alles.
    »Ich bin Ines Ferreira«, sagte die Schwarzhaarige. »Ich war es. Ihr seid zu zweit. Hilf mir. Ich bat deinen Gefährten, doch er trägt eine Waffe, die mich abstößt. Und er kam hinzu.«
    »Wenn wir dir helfen sollen, Inez, müssen wir mehr wissen«, sagte Nicole. »Was ist geschehen? Von Anfang an. Und - müssen wir das hier besprechen, oder können wir in die reale Ebene zurückkehren? Ich heiße Nicole, Inez.«
    »Das weiß ich«, kam die überraschende Antwort. »Ich belauschte euch. Aber es ist vielleicht besser, wenn wir hier bleiben. In der realen Ebene bin ich auch fest, aber er könnte hinzukommen und uns stören.«
    »Wer ist er?«
    »Das, was einmal mein Bruder war«, hauchte das Gespenstermädchen. »Er ist nicht mehr der, der er früher war. Etwas beherrscht ihn, zwingt ihn zu seinem Tun. Und da ist eine andere Macht, die ich nicht erfassen kann. Du mußt mir helfen.«
    Allmählich wurde es Nicole zu dumm. »Du bittest andauernd, daß ich dir helfen soll, aber wobei und wogegen? Schaffst du es nicht, von Anfang an zu berichten? Nur dann ist Hilfe möglich, verflixt!«
    »Gut«, flüsterte Inez. Vor Nicoles Augen verwandelte sich ihre Kleidung. Sie trug plötzlich ein bodenlanges, weißes Gewand. Nicole schluckte. Sie erinnerte sich an Zamorras Erzählung von seinem Traum, den er während der Fahrt hatte. Ob dies die Gestalt war, die er gesehen hatte? Wenn ja, war Vorsicht geboten. Nicole fühlte, wie sich eine Gänsehaut auf ihrem Körper bildete.
    Plötzlich grellte der Gefahrenimpuls in ihr auf. Sie wirbelte herum, versuchte etwas zu erkennen, aber rings um sie her war nichts als Schwärze. Inez Ferreira schrie auf. Sie machte eine abwehrende Geste, schrumpfte zusammen, wurde durchsichtig und verschwand völlig. Schlagartig verschwand auch das Licht.
    Eine Titanenfaust packte Nicole, riß sie von dem imaginären Boden, auf dem sie stand, und schleuderte sie durch die grenzenlose Schwärze. Dann wurde es von einem Moment zum anderen taghell, gleißende Helligkeit schmerzte in Nicoles Augen. Donnerschläge ertönten in rascher Folge dicht neben ihr, und Feuer flammte auf, wie von Blitzen erzeugt. Das knisternde, prasselnde Feuer fiel sofort wieder in sich zusammen, und sie vernahm sekundenlang ein drohendes wildes Gelächter von einer männlichen, tiefen Stimme, die ihr bekannt erschien. Dann war alles vorbei.
    Am Himmel brannte die Sonne über Spanien.
    Nicole war irgendwo in der Berglandschaft, lag an einem sanft abfallenden Hang, und rund um sie her war ein Aschekreis, wo das Feuer getobt hatte. Gräser und Büsche waren niedergebrannt worden, und rings um den Kreis zeigten sich bizarre Muster wie von magischen Zeichen, zu Asche gebrannt.
    Und nirgendwo war eine Menschenseele zu erkennen. Ringsum war nur die Wildnis der Bergwelt.
    ***
    Zamorra überlegte. Nicole mußte entführt worden sein. Denn wenn sie auf Entdeckungsreise gegangen wäre, um das Castillo zu erforschen, dann bestimmt nicht unter Zurücklassung ihrer sämtlichen Textilien. Er traute ihr eine Menge Verrücktheiten