0326 - Burg der tausend Schrecken
wütenden Schrei stürzte Zamorra in die Tiefe.
***
Nicole hatte die Kabel wieder angebracht. Ganz sicher war sie sich nicht, ob die Reihenfolge auch wirklich stimmte. Wenn nicht, konnte ein Startversuch für den Motor katastrophal enden. Aber dann raffte sie sich auf, drückte auf den Starterknopf und der riesige Motor setzte sich willig und ohne fehlgesteuerte Benzinexplosionen in Bewegung. Er lief sofort satt und rund. Nicole drehte den Wagen so, daß er mit der langen Schnauze in Richtung Burgtor stand, schaltete den Motor wieder ab und ging zum Haus zurück. Vorsichtig sah sie an sich herunter; sie war vorsichtig genug gewesen, außerdem war der Motorraum penibel sauber und wurde ständig entweder von Nicole selbst oder von Raffael, dem alten Diener auf Château Montagne, gepflegt, so daß ihr gelber Overall keine dunklen Flecken davongetragen hatte.
Als nächstes galt es, Zamorra zu finden. Sie warf noch einmal einen Blick in beide Zimmer, aber der Parapsychologe war noch nicht wieder aufgetaucht. Nicole begann, nachdem sie eine Zettelnotiz hinterlassen hatte, diesen Teil des Gebäudes systematisch zu durchforschen. Sie drückte jede Türklinke nieder, und wo sich eine solche Tür versperrt zeigte, rief sie nach Zamorra.
Aber er meldete sich weder hinter einem Schloß, noch befand er sich in einem der offenen Räume. Meist waren es Gästezimmer, die im Grunde von selbst ausschieden. Ein Aufenthaltsraum… dann die Treppe hinunter, wo sich die offensichtlichen Privaträume des einstigen Personals befanden…
Plötzlich sah Nicole einen Schatten am Ende des Ganges. Sie fuhr herum.
»Was machen Sie da?« fragte Ferreira.
Nicole starrte ihn an. Ferreira war allein, Zamorra nicht bei ihm… waren sie sich noch nicht begegnet, oder war etwas Unangenehmes geschehen? Nicole nahm letzteres an. Sie verließ sich auf ihr Gefühl, das ihr in diesem Moment zuraunte, daß Zamorra etwas zugestoßen sein mußte.
»Wenn Sie nicht total blind sind, sehen Sie es doch«, sagte Nicole. »Ich durchsuche das Castillo.«
»Und was, bitte, suchen Sie? Das ominöse Gespenst, oder verborgene Schätze?«
Er kam näher. Nicole griff in eine Overalltasche. Darin befand sich in einem Kunststoffbeutel ein magisches Pulver. Nicole wußte, daß sie es nicht auf die Schnelle aktivieren konnte, um einen magischen Gegner damit zu bekämpfen. Aber wenn Ferreira sie angriff, konnte sie es ihm ins Gesicht stäuben.
»Beides«, fuhr Miguel Ferreira fort, »werden Sie hier nicht finden. Es gefällt mir nicht, daß Sie hier herumschnüffeln.«
»Wo befindet sich Zamorra?« fragte Nicole. Sie versuchte, den Beutel aus der Tasche zu ziehen. Ferreira sah die Bewegung. Er griff in einer rasend schnellen Bewegung in die Tasche seiner weit geschnittenen Hose und holte eine flache Astra hervor. Nicole sah in die drohende Mündung der Pistole. Die Astra war zwar als nicht sonderlich treffsicher und wenig durchschlagkräftig bekannt, aber auf die kurze Distanz würde ein Treffer dennoch tödlich sein.
»Nehmen Sie die Hand leer wieder aus Ihrer Tasche«, befahl Ferreira. »Aber schön langsam. Und dann gehen Sie vor mir her nach draußen.«
»Was haben Sie mit Zamorra angestellt?« fragte Nicole, während sie Ferreiras Anordnung gezwungenermaßen befolgte.
»Er lebt. Das muß Ihnen reichen. Ich hatte Sie gewarnt - Sie haben sich beide nicht daran gehalten und im Castillo herumgeschnüffelt. Das mag ich nicht. Und mit Leuten, deren Verhalten ich nicht mag, mache ich kurzen Prozeß.«
Sie traten in den Hof hinaus. Ferreira fiel die veränderte Position des Wagens auf. »Aha - Sie haben ihn wieder flott. Das ist gut, dann brauche ich meinen Wagen nicht zu holen. Steigen Sie ein - rechts.«
»Was soll das?«
»Wir werden jetzt eine kleine Spazierfahrt unternehmen«, sagte Ferreira und wartete, bis Nicole eingestiegen war. Dann schlug er blitzschnell mit der Pistole zu. Nicole sah den Hieb nicht einmal mehr kommen. Bewußtlos sank sie zusammen. Ferreira nahm ihr den Zündschlüssel ab, benutzte ihn und drückte auf den Starterknopf. Er fand sich erstaunlich schnell mit dem Wagen zurecht, machte sich mit dem an der Lenksäule befindlichen Hebel der Getriebeautomatik vertraut und ließ das riesige Fahrzeug anrollen. Er fuhr aus dem Burghof hinaus auf die Privatstraße, verließ sie aber schon bald über einen unbefestigen Feldweg, noch lange bevor er die Hauptstraße erreichen konnte.
Der Wagen rumpelte über den unebenen Boden. Der Feldweg schraubte
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