0326 - Dämonen-Paradies
Kurve und sah, daß der Weg auf einen Parkplatz auslief. Er befand sich schon auf dem Schloßgelände, das von einer hohen Steinmauer umschlossen wurde. Der Weg war auch gepflastert.
Die Kopfsteine stachen hervor, ich mußte langsam fahren, rollte auf den Schloßhof und trat überrascht auf die Bremse, als ich erkannte, daß dort ein kleiner Reisebus stand.
Er parkte nicht weit von einer Garage entfernt, deren Tor geöffnet war.
Aus der Garage schaute die flache Schnauze eines Jaguars. Der Lack glänzte himmelblau.
Im rechten Winkel zum Bus stellte ich den Golf ab und nahm das Gepäck vom Rücksitz. Es bestand aus zwei Koffern. In einem lagen meine Waffen, der andere beinhaltete die Reservekleidung.
Einige Schritte brachten mich zum Eingangstor. Eine Klingel sah ich nicht sofort, dafür entdeckte ich einen Klopfer und eine Schelle. Um sie zu betätigen, mußte ich an einem herabhängenden Band ziehen.
Als ich mich dazu entschlossen hatte, wurde die Tür geöffnet. Sie ächzte schwer. Der Mann, der vor mir stand, eine Dienerkluft trug und mich musterte, den hatte ich schon einmal gesehen.
Unsere Blicke begegneten sich. Seine Augen blieben kühl, ohne jeglichen Ausdruck. Er hatte die Lippen zusammengekniffen, seine Arme lagen auf dem Rücken, und aus der Halle hinter ihm hörte ich Stimmen sowie Gelächter.
»Sie wünschen?«
Jetzt fiel mir ein, wo ich ihn gesehen hatte. Es war der Christopher-Lee-Verschnitt, der Maxi Mandix begleitet hatte und sie schließlich von mir wegholte.
Der Kerl war mir bei der ersten Begegnung bereits suspekt gewesen, und das hatte sich auch jetzt nicht geändert.
»Mein Name ist John Sinclair. Ich erhielt von Miß Mandix eine Einladung.«
Er nickte. »Ich weiß Bescheid. Bitte kommen Sie!«
»Conrad!« hörte ich eine weibliche Stimme. »Wer ist denn gekommen? Mr. Sinclair?«
»Sehr wohl, Mylady.«
»Ah, John, kommen Sie doch herein!«
Ich vernahm schnelle Schritte. Dann wurde Conrad zur Seite geschoben, und Maxi erschien.
»John! John Sinclair!« rief sie so laut und freudig, als wären wir alte Bekannte. »Sie glauben nicht, wie ich mich freue, Sie hier zu sehen. Wirklich.« Bevor ich es verhindern konnte und es außerdem nicht wollte, hatte sie sich mir an den Hals geworfen, umarmte mich heftig, wenn auch sehr kurz, und zuckte wieder zurück. »Ich finde es toll, daß Sie gekommen sind«, sagte sie und lachte.
»Und ich sehe Sie verändert.«
»Meine Haare meinen Sie?«
»Ja.«
»Hin und wieder flippe ich auch da aus. Ich mochte das blonde Haar nicht mehr.«
Sie trug jetzt das Gegenteil davon. Eine schwarze Mähne, die, stufig geschnitten, wild in ihren Nacken und bis auf die Schultern fiel.
Bekleidet war sie mit einer knallroten Bluse, die drei Knöpfe weit offenstand, und einer engen schwarzen Hose. So wirkte sie wie eine ungezähmte Zigeuner-Lady.
Die Tür war von Conrad geschlossen worden. Die anderen Gäste hatten unserer Begrüßungszeremonie zugeschaut, und als ich sie mir ansah, da fühlte sich die junge Schloßherrin genötigt, eine Erklärung abzugeben.
»Das sind meine Gäste, die sich zu einem Mörder-Weekend versammelt haben.«
»Wozu?« fragte ich erstaunt.
»Mörder-Weekend«, wiederholte ein Mann, der sich von der Gruppe löste und ein Glas mit Whisky festhielt. Er war der Typ Sonnyboy, trug lockere, legere Kleidung, einen leichten grünen Pullover und hatte das Strahlemann-Lächeln aufgesetzt. Sein braunes Haar war so geschnitten, wie es die Popper trugen. Ziemlich oft fiel ihm eine Strähne in die Stirn, die er jedesmal mit einer gekonnten Kopfbewegung zurückschleuderte.
Er reichte mir die Hand, grinste breiter und stellte sich vor.
»Mein Name ist Ed Selby! Ich leite hier die Reisegruppe. Wenn Sie bei dem Spiel auch mitmachen wollen, können Sie noch einsteigen, Mr. Sinclair. Oder den Mörder spielen.« Er lachte.
»Danke, Mr. Selby…«
»Sagen Sie Ed!«
»Okay, Ed. Ich spiele weder den Mörder, noch bin ich einer.«
Er wedelte mit seiner freien linken Hand. »Das kann man nie wissen. In jedem von uns steckt das Tier. In manchem sogar ein Raubtier.« Er lachte wieder, zog sich zu den anderen zurück und sagte: »Bis später.«
Ich schaute mir die Gäste an. Sie waren bunt gemischt. Von jung bis zum späten Mittelalter. Wie sie so beieinander standen, sahen sie aus, als wären nur Ehepaare dabei oder zumindest Pärchen, die zusammengehörten.
Maxi Mandix nahm meinen Arm. »Ich stelle Ihnen die Leute später vor, John. Zunächst zeige
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