0326 - Dämonen-Paradies
ich Ihnen ihr Zimmer. Einverstanden?«
»Natürlich.«
Gemeinsam gingen wir zur Treppe und schritten sie hoch. Maxi plauderte über unverfängliche Dinge, auf den eigentlichen Kern meines Besuchs kam sie nicht zu sprechen.
Vielleicht auch nicht wegen der beiden Dienstmädchen, die im Flur standen und dabei waren, die Plattform eines Speiseaufzugs mit einem kleinen Imbiß zu beladen.
»Sie brauchen natürlich auf keinen Komfort zu verzichten, John, das ist doch klar. Unsere Zimmer haben ein Bad, eine Dusche, Toilette, eigentlich alles, was Sie sich wünschen.«
»Das ist gut.«
»Ja, meine ich auch.«
Mein Zimmer lag in der ersten Etage. Ziemlich am Ende des Ganges auf der rechten Seite. Es war nicht abgeschlossen. Maxi öffnete und freute sich, daß ich zufrieden war.
Darin ließ es sich aushallen. Ein breites Bett, ein großer Schrank, sogar ein TV-Gerät. Der Schreibtisch stand unter dem Fenster, und eine zweite Tür führte in das geräumige Bad mit Wanne, Dusche und zwei Handwaschbecken.
»Ich komme gleich wieder. Sie wollen sich bestimmt ein wenig erfrischen.«
»Das hatte ich in der Tat vor, Maxi.«
Sie winkte mir zu. »Dann bis später.«
Als sich die Tür hinter ihr geschlossen hatte, schüttelte ich den Kopf.
Ehrlich gesagt, ich wußte nicht so recht, was ich hier eigentlich sollte.
Nach einer akuten Gefahr, von der Maxi schließlich geschrieben hatte, sah es mir hier nicht aus. Und dieses Mörder-Weekend war wohl nur Beiwerk, eine neue Art der Unterhaltung und zudem ausersehen, am Touristen anzulocken.
Ein Schloß in Schottland macht noch keine Dämonen. Das einmal vorweggenommen.
Ich stellte beide Koffer in den Schrank und betrat das Bad, um mir die Hände zu waschen. Kaltes, aber klares Wasser schäumte aus dem Kran.
Ich wüsche mir die Hände und das Gesicht.
Dann drehte ich den Kran zu, griff zum Handtuch, führte es zum Gesicht und stoppte mitten in der Bewegung, weil ich eine flüsternde Stimme vernommen hatte.
»Komm zur Gruft!«
Das Handtuch sank nach unten. Ich drehte mich um, sah aber niemanden. Dennoch war ich sicher, die Stimme vernommen zu haben.
Zu einer Gruft sollte ich kommen. Zu welcher?
Rasch ging ich in das normale Zimmer, schaute mich dort um und sah abermals keinen.
Getäuscht hatte ich mich trotzdem nicht.
Ich tupfte mein Gesicht ab und hörte plötzlich Gelächter aus dem Zimmer.
Ein rauhes, düsteres Lachen.
Blitzschnell war ich im Raum.
Nichts zu sehen. Keine Person, die das Lachen ausgestoßen haben konnte.
Das kam mir alles sehr seltsam vor, und plötzlich sah ich meinen Besuch mit anderen Augen an. Hier schien sich etwas anzubahnen.
Wahrscheinlich hatte Maxi Mandix nicht mal so unrecht gehabt. Als ich mich auf der Stelle drehte, stach mir auch das Bild ins Auge, das an der Wand hing. Es zeigte das Gesicht eines bärtigen Mannes. Der Typ hatte vor einigen hundert Jahren gelebt, denn er trug noch einen Ritterhelm.
Sein Blick war stechend, die Augen dunkel, und die Nase saß schief im Gesicht.
Den Mund hatte er ein wenig geöffnet.
Es kam mir vor, als hätte er den Schrei ausgestoßen.
Ich trat näher an das Bild heran, um die Augen genauer zu betrachten.
Mir fiel der Begriff außergewöhnlich ein, als ich sie aus dieser kurzen Entfernung betrachtete. Die Augen waren so natürlich gemalt worden, daß ich das Gefühl nicht loswurde, ein lebendes Gesicht vor mir zu sehen. Das war Unsinn, dennoch dachte ich an die Aufforderung, in die Gruft zu kommen und auch an das Gelächter, das diesen Worten gefolgt war.
Hatte dieses Portrait die Aufforderung ausgesprochen.
Wäre jemand dabei gewesen, hätte ich den nächsten Versuch nicht unternommen. So aber probierte ich es, holte mein Kreuz hervor und brachte es dicht an das Bild. Dabei behielt ich die Augen des Kopfes genau im Blick und bekam das Gefühl, als würden sie ein gewisses Erschrecken zeigen. Ja, sie bewegten sich sogar.
Jetzt setzte ich alles auf eine Karte. Mein rechter Arm schnellte vor, und blitzschnell preßte ich das Kreuz mitten auf das Gesicht.
Die Überraschung traf selbst mich, obwohl ich eigentlich hätte darauf vorbereitet sein müssen.
Kaum hatte mein Kreuz mit dem Gesicht Kontakt bekommen, als sich dieses verzog und meine rechten Fingerknöchel nicht mehr gegen eine Leinwand stießen, sondern in eine weiche Masse hinein, in die sich das Gesicht verwandelt hatte.
Ich war geschockt und vernahm im selben Moment die Schreie.
Eigentlich hätten sie von der Gestalt auf dem Bild
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