0327 - Vampir-Witwen
dieselbe Stufe zu stellen. Auch wenn er nicht mehr ist. Vergeßt ihn…«
»Wir sind die Erben«, erklärte mir die Mori. »Und wir werden nicht zulassen, daß du sein Andenken in den Schmutz ziehst. Das hat er nicht verdient. Er hat uns stets gut behandelt. Wir fühlten uns bei ihm sicher. Vier Frauen hat er gehabt. Nun sind wir Witwen, doch in uns lebt er weiter.«
Die Vier hatten mir ihre Standpunkte deutlich genug erklärt. Was sollte ich machen? Nein, da konnte ich überhaupt nichts unternehmen.
Ich mußte mich in mein Schicksal fügen.
Sie hatten mich entwaffnet.
Das heißt, die Beretta trug ich nicht bei mir. An das Kreuz hatten sie sich nicht herangetraut, sein Druck lag leicht auf meiner Brust, und es wirkte dabei irgendwie beruhigend. Gleichzeitig dachte ich darüber nach, aus welchem Grunde sie mir die Waffe überlassen hatten, durch die der Baron umgekommen war. Vielleicht fürchteten sie sich davor, sie anzufassen, was nur bedeuten konnte, daß ich es bei ihnen ebenfalls mit Schwarzblütlern zu tun hatte.
Kerne angenehmen Aussichten.
Violetta Valeri übernahm wieder das Wort. »Dein Tod, John Sinclair, ist eine beschlossene Sache. Daran geht kein Weg vorbei. Das sind wir dem Baron einfach schuldig, und wir werden dich so vernichten, wie es für dich standesgemäß ist. Wir könnten dich mit deiner eigenen Waffe erschießen, das wäre zu billig. Ich weiß, daß der Baron von Tirano gelitten hat, als er starb. Du wirst ebenfalls leiden. Du sollst etwas von den Qualen zurückbekommen, die du ihm bereitet hast. Mach dich auf einen schlimmen Tod gefaßt, Geisterjäger.«
Ich sagte nichts dazu. Wobei ich dennoch verzweifelt darüber nachdachte, was die Frau wohl gemeint haben konnte. Es gab zahlreiche Arten, um zu sterben. Sie konnten mich foltern, mich verbrennen – eigentlich alles mit mir anstellen, da ich wehrlos war, aber sie gingen.
Ich wollte es kaum glauben, als sie mir den Rücken zudrehten und den Raum verließen.
So, wie sie gekommen waren, zogen sie sich auch zurück. Ihre Schritte horte ich weiterhin. Sie verklangen auch nicht. Ebenso wenig die Stimmen.
Über was sie sich unterhielten, konnte ich nicht verstehen, wahrscheinlich drehte sich das Thema um mich, aber das war mir egal.
Sie hatten meinen Tod beschlossen und würden von dem Plan nicht abrücken.
Es verging Zeit. Ich konnte mich mit meinen Fesseln beschäftigen.
An den Armgelenken versuchte ich es zuerst. Leider war es nicht möglich, sie aus den Schlingen zu lösen. Zu fest saßen die Stricke.
Sie schnitten in die Haut. In den Händen spürte ich kaum noch einen Funken von Gefühl. Bei meinen Beinen war dies ebenfalls so.
Sie wirkten taub, abgestorben. Aber ich bewegte meine Finger, krümmte und streckte sie.
Meine Hand wurde zur Faust, so daß ich meinen Kreislauf wenigstens untertourig in Gang hielt.
Wie lange ich schon an dem Andreaskreuz hing, konnte ich beim besten Willen nicht sagen. Vielleicht Stunden, möglicherweise auch einen halben Tag. Es war nicht zu erkennen, ob es draußen hell oder dunkel war. In diesem Verließ oder Keller merkte man nichts davon.
Noch immer war mir übel. Aber mein Magen protestierte nicht mehr so stark wie zu Beginn. Ich hatte die Nebenwirkung relativ gut überstanden.
Dann hörte ich sie wieder.
Über das Feuer schaute ich hinweg. Die Flammen verzerrten die Perspektive ein wenig. Zwar sah ich die Tür, doch ihre Proportionen wirkten verschoben.
Und sie kamen.
Zunächst sah ich nur zwei meiner Gegnerinnen. Sie hatten die Schleier wieder vor ihre Gesichter gestreift, und die dünnen Tücher bewegten sich im Luftzug, während sie gingen.
Dann waren sie da.
Im ersten Augenblick stockte mir der Atem, denn auf einmal wußte ich, wie sie mich töten wollten.
Es war schlimm, grauenhaft, und eine Methode, die mir den Angstschweiß auf die Stirn trieb.
Die vier Frauen trugen einen rotbraunen Sarg mit goldenen Griffen…
***
Bill und Suko hatten sich pünktlich getroffen. Die Gesichter der beiden Männer waren sehr ernst. »Ich begreife es noch immer nicht«, sagte Bill Conolly, als sie den Bentley verließen, den Suko in einem Parkhaus abgestellt hatte. »Es lief doch alles so glatt. Wir bekamen den Killer, und John konnte fahren.«
»Vielleicht lief es zu glatt.«
»Wie meinst du das?«
»Ist doch klar. Man hat euch gelockt, und die wahren Drahtzieher lauerten im Hintergrund. Ein Killer wurde geopfert. Man wollte euch in Sicherheit wiegen. Das hat man auch geschafft, wie du
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