0327 - Vampir-Witwen
vorbei und näherte sich meinem rechten Handgelenk.
Dort spürte ich den gleichen Ruck wie an meinem linken und auch an den Fußgelenken.
Ich sackte zusammen, als die Stricke fielen. Es war mir einfach unmöglich, mich auf den Beinen zu halten. Die Spritze wirkte, hinzu kam das noch nicht überwundene Chloroform, so daß sich alles addierte und ich nicht mehr stehen konnte.
Sie hielten mich auch nicht fest. Vor ihren Füßen und zwischen Kreuz und Feuer brach ich zusammen. Gekrümmt blieb ich auf dem Kellerboden liegen, hörte ihr Lachen, das für mich zu einer seltsam schrillen Melodie wurde, als wäre es durch einen Synthesizer verstärkt worden.
Sie beugte sich über mich. Dabei bekam ich einen leichten Tritt gegen die Schulter, so daß ich auf den Rücken fiel und die Gesichter sah, wenn ich die Augen öffnete.
Nur die Gesichter mit den hochgeschobenen Schleiern!
Schreckliche Fratzen. Vampirzähne. Gier nach Blut in den Augen und auch die Vorfreude auf meinen Tod.
Ich preßte hart die Zähne zusammen, wollte mich dagegen stemmen, aber sie ließen mich nicht.
Ich mußte unten bleiben.
Wieder wischten die Messer heran. Gefährlich, wie die Klingen dicht vor meinen Augen tanzten, so daß ich das Gefühl bekam, sie würden mich jeden Moment berühren.
Dann verschwanden die Messer. Dafür erschienen ihre Hände in meinem Blickfeld.
Sie tauchten nach unten. Sehr bald tasteten die Finger über meinen Körper, hakten sich fest und versuchten, mich in die Höhe zu zerren.
Das fiel ihnen nicht leicht. Ich war zwar kein Schwergewicht, brachte aber auch meine Pfunde auf die Waage.
Über den Boden wurde ich gezerrt und geschleift, bis ich neben dem Sarg liegenblieb. In meinem Rücken spürte ich die Wärme des Feuers.
Die Ausläufer der Flammen strichen auch über meinen Hals. Ich hatte fast das Gefühl, als würde die Haut angesengt.
Dabei ließ ich die vier Vampir-Witwen nicht aus den Augen. Zwei von ihnen machten sich am Sarg zu schaffen. Es waren Gloria Gordon und Helga Gramer. Sie sprachen auch miteinander. Leider konnte ich nicht verstehen, was sie sagten, hörte nur ihr Lachen, wenn sie den Dialog unterbrachen.
Die Witwen hoben den Deckel ab.
Diese Tatsache versetzte mir einen Schock, der gleichzeitig positive Folgen für mich hatte, denn ich konnte wieder normal sehen.
Bisher hatte ich vieles nur verschwommen mitbekommen, nun sah ich die Gestalten klar und deutlich.
Vier Frauen.
Und einen Sarg!
In meinem Innern zog sich einiges zusammen. Glasklar stand das Schicksal vor meinen Augen, das ich schon einmal erlebt hatte und das mir jetzt noch manches Mal Alpträume bereitete.
Es lag schon lange zurück, aber ich erinnerte mich sehr gut daran, daß mich ein gewisser Zarcadi in einen Sarg gelegt hatte und lebendig begraben wollte. [2]
Die Zeit in der Totenkiste war mir lang vorgekommen. Noch in der Erinnerung spürte ich, wie ich damals gekämpft hatte, um noch ein Quentchen Luft zu bekommen. Sie hatten mich in das Grab gesenkt und Erde auf den Sarg geworfen.
Noch jetzt echoten die dumpfen Laute in meinen Ohren, als die Erde auf den Sarg gefallen war.
Schrecklich…
Die beiden Frauen erhoben sich aus ihrer gebückten Haltung. »Es ist soweit!« vernahm ich die Stimme der Valeri.
»Kommt her«, erklärte Violetta Valeri.
Die beiden gehorchten und stellten sich neben ihre Freundinnen.
Noch einmal schauten sie auf mich herab. Ich sah ihre Gesichter wieder deutlicher. Die Valeri kam mir vor, als wäre sie die älteste.
Der Baron hatte stets jüngere Frauen geheiratet, und Isabell Mori war zwar kein Kind mehr, sie konnte aber nicht älter als 22 sein.
So verschieden alt sie auch waren, an ihren Motiven änderte sich überhaupt nichts. Sie hatten den Baron geliebt, und wollten denjenigen umbringen, der sich für seinen Tod verantwortlich zeigte.
Diese Frauen sahen zwar aus wie Menschen, nur besaßen sie keine menschlichen Gefühle mehr.
Kalt starrten sie auf mich nieder. Sie bewegten ihre Lippen, die Zungenspitzen fuhren darüber, und manchmal stießen sie ein rohes Lachen aus, wenn sie sich freuten.
»Bücken!«
Wieder gab die Valeri das Kommando.
Ihre drei Schwestern gehorchten ihr aufs Wort. Sie drückten ihre Oberkörper nach unten, faßten mich an den Schultern und hoben auch meine Beine an.
Nichts, aber auch gar nichts konnte ich tun. Ich hätte es gewollt, nur gehorchten mir meine Glieder nicht mehr. Das Gehirn sandte zwar Befehle aus – allein, sie wurden nicht umgesetzt.
Ich hing
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