0327 - Wer die Blutfrau lockt
Tür. Aber hinunter gehe ich nicht!« setzte der Junge kategorisch hinzu. »Da unten ist es unheimlich. Und der alte Carter brabbalt immer so grausiges Zeug von Teufeln, Geistern und Dämonen!«
»Smith! Überprüfen Sie diesen Stanley Carter!« befahl Inspektor Scandler. »Brown, Sie kommen mit mir!«
»Wir müssen hier lang!« sagte Professor Zamorra und deutete in eine Richtung.
»Wenn Sie den Weg wissen, dann brauche ich ja nicht mitzukommen!« maulte der Junge. »Wenn Hilfe gebraucht wird, dann können Sie ja dreimal pfeifen. Ich komme dann mit Joey und Flippy und hole sie raus, wenn Sie in der Klemme stecken!« Damit schritt der Junge selbstbewußt davon.
Um Scandlers Mundwinkel zuckte es. Aber die Situation war zu ernst, als daß cs ein Heiterkeitsausbruch wurde. Die Spur nach den Gesuchten war gefunden. Dieser seltsame Professor hatte tatsächlich sonderbare Kräfte.
»Kommen Sie, Inspektor!« vernahm er Zamorras Stimme, der mit Nicole vorauslief und den beiden Polizisten winkte. So schnell es ging liefen Inspektor Scandler und Detectiv Brown hinterher…
***
Als Marenia Melford festgekettet war und keine Chance mehr hatte, zu entfliehen, löste Stanley Carter den Bann. Der Dämon in ihm mochte es, wenn er die Angst der Opfer sah, die ihre ausweglose Situation erkannten.
Der Höllensohn, der in Carters Innerem unsichtbar hauste, weidete sich daran, wenn die sich auf dem Streckbrett gefesselten Gefangenen begriffen, daß ihrer Lebensuhr in der Knochenhand des Todes verrann.
Marenia Melford bildete keine Ausnahme. Sie war keine von jenen Heldinnen, wie sie in diversen Gruselfilmen Vorkommen, die tapfer dem Unheimlichen ins Gesicht blicken und die Bestie, die sich ihnen nähert, noch anspuckt, um ihr alle Verachtung, entgegen zu schleudern.
Marenia war eine Frau, die erkannte, daß sie zuviel riskiert hatte, als sie das Böse zum Duell herausforderte, als sie es wagte, sich einem Vampir zu stellen. Ihr war klar, daß dieser Stanley Carter ein Werkzeug jener Mächte waren die ihren Tod wollten, bevor Professor Zamorra sie mit seinem Amulett entsühnen konnte. Sie stand bereits mit einem Fuß in der Hölle - und die gehörnten Dämonen griffen jetzt nach ihrer Hand, um sie ganz hinüber zu reißen.
»Was wollen Sie mit mir machen?« In Marenias Stimme bebte es. Jeden Moment konnte sie schreien… und diesen Schrei würde nur der Tod beenden.
»Ich sagte es bereits. Ich werde dich hinab senden zu unserem großen Vater in der Tiefe!« krächzte der Teufelsdiener.
»Ganz unten wirst du ihm dienen als Sklavin in der Ewigkeit.«
»Aber ich will nicht sterben!« keuchte Marenia. »Lassen Sie mich los. Ich zahle jeden Preis… wirklich jeden…!«
»Sicher zahlst du den höchsten Preis, den ein Mensch geben kann!« kicherte Stanley Carter. »Und dieser Preis ist dein Leben. Das will ich haben. Denn dein Leben - das ist mein Leben! Du bist erstaunt, blondes Mädchen? Ich erkläre dir das gern. Hör genau zu. In den Tagen, als Elisabeth die Große England regierte und Maria Stuart hinrichten ließ, als William Shakespeare mit seinen Dramen Triumphe feierte und Sir Walter Raleigh die Welt umsegelte, während Sir Francis Drake die spanische Armada vernichtete - da war ich einer der unzähligen Menschen die in Londons Gassen hausten. Ich war einer der Diener des John Dee, der am Hofe Ihrer Majestät der Königin die astrologische Beratung gab. Die große Elisabeth ließ sich von ihm sogar in die Geheimnisse der henochischen Sterndeutung einführen. Doch mein damaliger Herr beschäftigte sich nicht nur mit der Astrologie. Er versuchte auch, die Geheimnisse der Alchimie zu enträtseln. Heimlich studierte ich seine Bücher und die magischen Werke, die er streng verschlossen hielt. Und es gelang mir, einen Dämon zu beschwören. Den Dämon, der in mir haust und durch den ich lebe. Aber er lebt auch von meinem Leben. Und wenn mein Leben vergeht - dann muß ich anderes Leben in mich aufnehmen. So wie deines jetzt, blondes Mädchen. Daher mußt du sterben, damit ich weiterleben kann. Und wenn dein Leben verbraucht ist, dann wird mir Satan einen anderen Menschen zeigen, den ich mit Hilfe meines Dämons hierher bringe und von dessen Lippen ich das Leben trinken werde!«
»Sie sind ein Vampir!« stieß Marenia angstvoll hervor.
»Ich diene dem Satan auf andere Art. Mit den Blutsaugern habe ich nichts gemeinsam!« fauchte Stanley Carter. »Ich werde dich dem Teufel opfern. Dein Leben wird in mich einfließen und mir
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