0327a - Dynamit und heiße Dollars
sondern dem Unfallkommando. Ein Sportwagen war auf der Stadtautobahn in Richtung Newark durch eine Absperrung gerast und ein paar Yards tief auf einen Autofriedhof gefallen. Phil drehte den Lautsprecher aus, als auch schon die Nummer durchgegeben wurde. Es war die Zulassung aus Boston für Nana Lewes.
»Hallo, Zentrale«, schaltete sich Phil ein. »Wer war der Fahrer des Wagens? Lebt er noch?«
»Eine Frau steuerte das Fahrzeug. Sie ist tot«, krächzte er aus dem Lautsprecher. »Muss schon ein paar Stunden her sein. Die Meldung bekamen wir jedoch erst vor fünf Minuten.«
Ich hatte schon gewendet, und wir fuhren zum Holland Tunnel. Als wir die Auffahrt zum Highway nach Newark erreicht hatten, ließen wir uns den genauen Unfallort beschreiben und kamen nach zehn Minuten an. In einer engen Kurve fehlte ein Stück von dem Geländer auf der rechten Seite. Der Platz unten war vom fahrenden Wagen nicht einzusehen. So erklärte es sich, dass der Unfall nicht eher gemeldet worden war.
Ich fuhr bis dicht an den Rand und ließ den Wagen mit rotierendem Blaulicht stehen, um keinen Auffahrunfall zu verursachen. Dann beugten wir uns über die Lücke und sahen die Rettungsmannschaft im Scheinwerferlicht an dem Wrack arbeiten. »Da drüben geht es runter«, sagte Phil und rannte schon voraus. Dreißig Schritt weiter war ein Betonpfeiler, an dem eine eiserne Leiter hinunterführte. Wir kletterten hinab und arbeiteten uns über die Trümmer vorwärts. Ein Schweißbrenner zischte und drei Mann in Schutzanzügen versuchten, die restlos verklemmte Tür aufzusperren.
Dann sahen wir die Fahrerin. Soweit sie noch zu erkennen war, schien es sich um ein junges Mädchen von höchstens 25 Jahren zu handeln. Sie war elegant gekleidet und trug weiße Handschuhe. Einer der Männer holte eine grüne Handtasche hervor und machte sie auf. Als wir einen Blick auf den Führerschein warfen, hatten wir Gewissheit. Es war Nana Lewes, die vor uns lag.
»Es war kein Unfall«, sagte einer der Männer mit belegter Stimme. Der Wagen hatte sich schräg von oben mit dem Kühler in zwei alte Wracks gebohrt. Wir konnten das Fahrgestell von unten betrachten und folgten seinem Blick. Mit einem zweiten Scheinwerfer strahlte er die Lenkstange an. Wir sahen jetzt, dass der Splint fehlte und die Kronenmutter verschwunden war.
»Da brauchte nur jemand den Stift herauszuziehen und die Mutter zu lockern«, knurrte der Mann. »Je nach Erschütterung des Wagens fährt man 1 oder 100 Meilen auf diese Art. Dann kann man plötzlich nicht mehr lenken, und das ist das Resultat.«
»Das ist brutaler und vorsätzlicher Mord«, sagte ich hart. »Ich werde die Mörder bekommen und wenn ich sie um die ganze Welt verfolgen muss.«
Die Tote hielt die Augen geschlossen und sah fast friedlich aus. Es musste ganz plötzlich und unerwartet für sie gekommen sein. Aus der schon wieder nachlassenden Starre konnte ich abschätzen, dass der Tod mindestens vier Stunden zurücklag.
In der Handtasche fand ich nur ein paar Dollarnoten und den üblichen Krimskrams. Nana Lewes hatte uns bereits einmal einen unfreiwilligen Tipp gegeben. Diesmal blieb die Suche erfolglos, doch ich war sicher, dass dieser Mord auf das Konto der Verbrecher ging, die Clinton entführt und den Einbruch in die Industrial Credit Bank auf dem Kerbholz hatten.
Schweigend fuhren wir zurück. Es wurde Zeit, am Treffpunkt aufzutauchen. In 15 Minuten sollten Joe Hoosick und sein Komplize dort sein, um mit seinem Boss über den nächsten Coup zu sprechen. Ich war grimmig entschlossen, die Brüder nicht gerade mit Samthandschuhen anzufassen. Sie waren wie reißende Tiere, die einmal Blut geleckt hatten.
Drei Minuten vor der vereinbarten Zeit parkte ich den Wagen einen Block weiter. Den Rest der Strecke gingen wir zu Fuß. Phil sollte draußen bleiben und den Eingang unter Kontrolle behalten. Ich selbst würde versuchen, die Verbrecher ins Freie zu locken, wo wir sie festnehmen konnten. Ein paar Handschellen hatte jeder von uns eingesteckt, als wir den Wagen verließen.
Die Pistolen waren durchgeladen und entsichert. Phil blieb ein paar Schritte zurück und näherte sich langsam der großen Flügeltür, die sperrangelweit offen stand. Ein Dutzend Menschen hielten sich im Eingang auf. Ich wartete zwei Minuten und beobachtete die Leute. Hoosick und seinen Komplizen konnte ich nicht ausmachen, doch es war noch ein paar Minuten zu früh.
Die nächste Vorstellung begann in zehn Minuten. Ich musterte unauffällig die
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