0328 - Die Flotte der gläsernen Särge
hatte er sich schon wieder zurückgezogen."
Rhodan wölbte die Augenbrauen.
„Und der Programmierungsspeicher?"
„Er war vielleicht vier Minuten drin", erklärte der Feuerleitoffizier. „Sie können sich denken, was das bedeutet, Sir."
Rhodan nickte verbissen.
„Es bedeutet, daß die CREST, sollte sie jetzt in ein Gefecht verwickelt werden, allein auf Augen und Hände der Kanoniere angewiesen ist. Es gibt keine blitzschnell errechneten Ziele mehr."
„So ungefähr, Sir!"
„Haben Sie bereits mit der Reparatur begonnen?"
„Ja", sagte Waydenbrak. Seine Stimme klang atemlos. „Es wird mindestens acht Stunden dauern, bis wir den Schaden behoben haben."
„Acht Stunden!" Ische Moghu, der die Zeitangabe wiederholt hatte, stöhnte leise.
„Wie wollen Sie verhindern, daß der Gnom nach vollendeter Arbeit abermals auftaucht?" fragte Rhodan.
Eine Weile blieb es still. Waydenbrak mußte sich offenbar erst mit der Tatsache vertraut machen, daß Rhodan annahm, der Zwerg könnte in acht Stunden noch immer in Freiheit sein.
„Wir nehmen die Verkleidung des Speichers ab", sagte Waydenbrak. „Dann sehen wir den Kobold, wenn er wieder erscheinen sollte."
„Es genügt nicht, wenn Sie ihn sehen", sagte Rhodan. „Sie müssen ihn überwältigen."
„Natürlich, Sir."
Die Verbindung wurde unterbrochen. Rhodan wandte sich an die anwesenden Offiziere.
„Das war eine neue Hiobsbotschaft, meine Herren!" Er stützte sich mit beiden Händen auf den Kartentisch vor den Kontrollen. „Wir müssen tatenlos zusehen, wie der Fremde die CREST IV allmählich in ein Wrack verwandelt. Dieser letzte Anschlag beweist, daß unser Gegner die empfindlichen Stellen des Schiffes immer besser erkennt."
Hegmar wunderte sich ü ber die Ruhe, mit der Rhodan zugab, daß ein einziges Wesen in der Lage war, das beste Schiff des Solaren Imperiums in ein Wrack zu verwandeln. Aber es war besser, sich mit den Tatsachen abzufinden, als sich unsinnigen Hoffnungen hinzugeben. Hegmar rang sich ein schwaches Lächeln ab. Als er in den unteren Decks im Schaltraum auf den Zwerg gewartet hatte, war er noch voller Illusionen gewesen. Das war vorbei. Er sah die Dinge jetzt nüchterner. Und das war gut so.
„Ich würde gern einen Versuch machen, Sir", hörte Hegmar eine kühle Stimme sagen.
Unwillkürlich blickte er sich nach dem Sprecher um.
Es war Ralf Marten, der Teleoptiker des Mutantenkorps.
Marten war groß und schlank. Seine hellblauen Augen bildeten einen Kontrast zu den dunklen Haaren. Er sah un' gewöhnlich gut aus. Hegmar wußte, daß der Zellaktivatorträger Sohn eines Deutschen und einer Japanerin war.
Als Teleoptiker war Ralf Marten fähig, sein eigenes Ich vorübergehend auszuschalten und durch die Augen und Ohren anderer Wesen zu sehen und zu hören ohne daß es die Betreffenden bemerkten.
„Was haben Sie vor, Ralf?"
„Ich könnte versuchen, durch die Augen des Zwerges zu sehen", schlug Marten vor. „Dann wüßten wir wenigstens, in welchen Räumen das Wesen auftaucht."
Rhodan blieb skeptisch.
„Gucky, Tschubai und John Marshall scheiterten", sagte er.
„Es ist nur ein Versuch, Sir", erinnerte Marten. „Und wir haben schon sinnlosere Versuche unternommen, seit der Zwerg an Bord ist."
So, wie Marten das sagte, in seiner nüchternen, reservierten Art, klang es nicht wie ein Vorwurf. Es war einfach eine Feststellung.
„Fangen Sie an", sagte Rhodan.
Marten ließ sich auf einem Sessel nieder.
„Solange ich Kontakt habe, werde ich wie erstarrt in diesem Sessel sitzen", sagte Marten. „Beachten Sie meine Verfassung nicht. Es ist wichtig, daß Sie überall dort ein paar Männer hinschicken, wo ich unseren Gegner auftauchen sehe."
5.
Die zehn Roboter kamen nacheinander aus dem Maschinenraum und marschierten in einer langen Reihe durch den Gang. Am anderen Ende des Ganges hielten Leutnant Terminow und Techno-Offizier Menese Wache.
Menese sah die Roboter zuerst.
„Sehen Sie sich an, was da auf uns zukommt", rief er erschrocken.
George Terminow folgte mit seinen Blicken dem ausgestreckten Arm Meneses. Er gab einen ungläubigen Laut von sich. Es gab keinen Grund für die Roboter, den Maschinenraum zu verlassen.
Sie hatten in der Nähe der Maschinen zu bleiben und Wartungsdienste zu verrichten. Dazu waren sie programmiert.
„Sollen wir Alarm geben?" murmelte Menese.
Terminow blickte auf den wesentlich kleineren Techno-Offizier hinab.
„Warten Sie noch", sagte er. „Ich will herausfinden, was da vorgeht.
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