0328 - Die Werwolf-Schlucht
selbst genug zu tun.
Das nutzten unsere Verfolger aus. Plötzlich bekam die Brücke noch mehr Schwung. Sie schaukelte gefährlich hin und her, denn keine der Bestien dachte an vorsichtiges Betreten der Konstruktion.
Ihnen war es möglicherweise egal, wenn sie stürzten. Wahrscheinlich überlebten sie auch in den eiskalten Fluten.
Wir stemmten uns hoch. Hatten ungeheure Mühe mit dem Gleichgewicht, fielen nach vorn, nach hinten und kamen nicht dazu, uns zu verteidigen.
Die anderen waren schneller.
Hätten sie jetzt die Lanzen oder Speere geworfen, die Wahrscheinlichkeit eines Treffers wäre sehr hoch gewesen, aber sie machten einen Fehler, indem sie näher herankamen und mit ihren Waffen zustechen wollten. So dicht kamen sie, daß wir schießen konnten.
Ich erwischte den ersten. Auf der Brücke brach er zusammen und kippte auch gegen das Seilgeländer, bekam das Übergewicht und fiel.
Ob er schrie, hörte ich nicht. Wenn ja, wäre sein Schreien im Rauschen des Wasserfalls untergegangen.
Der Wildbach verschlang ihn.
Suko erschoß den nächsten.
Wir hätten noch weiter feuern können, aber nicht mehr auf dieser verdammten Brücke.
Während der von Suko erledigte Unhold in Flammen aufging, wichen wir rückwährtsgehend zurück, was auf diesen schmalen Planken und bei der windigen Konstruktion gar nicht so einfach war.
Irgendwie mußten es die Wölfe gespürt haben, daß mit uns nicht gut Kirschen essen war, denn sie hielten sich zurück. Es folgten den von uns erledigten Wesen keine anderen mehr auf die Brücke, und sie schleuderten auch ihre Waffen nicht.
Wollten sie uns vielleicht entkommen lassen? So etwas konnte ich mir kaum vorstellen. Nein, diese Bestien hatten alles eingesetzt, und das wäre ja dann umsonst gewesen.
»Die haben eine Schweinerei vor!« rief Suko, während wir uns zurückzogen.
»Und wie!« Suko hatte kaum ausgeredet und ich meine Antwort gegeben, da konnten wir beide sehen, welchen Trick sie auf Lager hatten. Einen verdammt bösen und gefährlichen.
Anscheinend war es ihnen egal, ob die Brücke hielt oder nicht. Sie würden auch andere Möglichkeiten finden, den reißenden Fluß zu überqueren, im Gegensatz zu uns.
Die Bestien waren dabei, die Seile zu kappen, die die Brücke an einem Ende hielten!
Für uns gab es nur noch eins: Rennen, was die Beine hergaben.
Wenn wir nicht schneller als die in den Knoten hauenden Speere waren, konnten wir uns gleich in die Tiefe stürzen und uns begraben lassen.
Unsere Füße hämmerten auf die Planken. Durch die Feuchtigkeit waren sie seifig geworden. Mehr als einmal rutschten wir weg, konnten uns aber immer wieder festhalten und weiterziehen.
Das Rauschen des Wassers schien mir noch höhnischer vorzukommen.
Es klang gleichzeitig wie eine Lockung, denn ich hatte das Gefühl, als wäre der Wildbach sicher, uns in die Klauen zu bekommen.
Wankte die Brücke nicht schon?
Ich traute mich nicht, einen Blick über die Schulter zu werfen.
Meine Augen waren starr auf das Ziel an der anderen Seite gerichtet. Jetzt kam mir die verfluchte Strecke viel länger vor als auf dem Hinweg. Die Brücke wackelte, zitterte, vibrierte, schwankte und tanzte vor uns, als wollte sie uns verhöhnen.
Vielleicht noch ein Viertel der Strecke lag vor uns. Praktisch die letzten Yards!
Da durchlief ein heftiger Ruck die gesamte Konstruktion. Hatten sie es geschafft?
Das Herz fiel mir vor Schreck fast in die Hose. Ich wartete förmlich darauf, daß die Brücke fiel und uns mit in die Tiefe reißen würde.
Sie hatten erst ein Trägerseil gekappt. Es reichte dennoch aus, um uns in eine lebensgefährliche Situation zu bringen, denn die Brücke kippte zur rechten Seite hinweg. Dadurch rutschten natürlich auch die Planken.
Wie ich es geschafft habe, mich trotzdem noch festzuklammern, kann ich nicht sagen, ich weiß es nicht. Jedenfalls hing ich mit einer Hand am Seilgeländer, während Suko das Seil gefunden hatte, das zwischen den Planken hervorschaute.
Beide pendelten wir über dem Abgrund. Ich hörte mein Herz rasen.
Der Wasserfall rauschte, ich warf einen kurzen Blick nach unten und sah die schäumende Oberfläche des reißenden Bachs, auf dem sich das Mondlicht spiegelte.
»Weiter, John!«
Suko hatte so laut geschrien, wie er konnte, und ich raffte mich auf.
Der Kampf um die Sekunden und ums Überleben begann. Ich vergaß alles, die verdammte Insel, Morgana Layton und auch Fenris mit seinen Dienern. Ich wollte nicht sterben!
Mit beiden Händen hatte ich
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