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0329 - Der Ghoul, der meinen Tod bestellte

0329 - Der Ghoul, der meinen Tod bestellte

Titel: 0329 - Der Ghoul, der meinen Tod bestellte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Areals näherten sich einige Zuschauer. Sie waren durch die Schreierei aufmerksam geworden.
    Wir schauten uns an. Ich hielt dabei den Kopf gesenkt und konnte in das runde Gesicht mit den dunklen Augen sehen. Das Alter des Mannes war nur schwer zu schätzen. Um das zu können, musste man wohl schon selbst zu dieser Minderheit der Liliputaner gehören.
    »Das haben Sie gemacht mit dem Hund?«
    »Ja, er war es. Ja, er!« schrie der Mann mit den Eimern, deutete dabei auf Suko.
    Der Blick des Weißgekleideten wechselte. »Stimmt das?«
    »Genau.«
    »Und weshalb?«
    »Er griff uns an.«
    »Was hatten Sie hier auf dem abgesperrten Gelände zu suchen?«
    »Moment!« mischte ich mich ein. »Nicht so voreilig, mein Lieber. Erstens dürfen Sie sich nicht das Recht herausnehmen, willkürlich etwas abzusperren, und zweitens sind wir Polizeibeamte.«
    Der Mann ging einen Schritt zurück.
    Ich hatte ihn überrascht, und ich erkundigte mich, ob er Jossip Semec wäre?
    »Das bin ich.«
    »Dann sind wir richtig.«
    »Was wollen Sie von mir?«
    »Mit Ihnen reden.«
    Er schaute mich lauernd an, blickte danach auf seine Uhr und sprach von der Vorstellung.
    »Es wird vielleicht nicht lange dauern«, baute Suko ihm eine Brücke, über die er auch ging.
    »Gut, gehen wir in meinen Wagen. Da können wir dann sprechen.« Er drehte sich abgezirkelt um und schritt vor. Um den Hund kümmerte er sich nicht mehr.
    Uns blieb nichts anderes übrig, als ihm zu folgen. Es sah seltsam aus, wie der kleine Mensch den Weg zum Wohnwagen schritt. Er ging ›hochaufgerichtet‹, hatte den Rücken durchgedrückt und zeigte einen regelrecht stolzen Schritt.
    Ich sah auch keinen Grund zu lachen. Es kommt nicht auf die äußerliche Größe eines Menschen an, sondern auf die innere. Hoffentlich besaß Semec die auch.
    Der Wohnwagen war normal hoch. Dennoch mussten wir uns bücken, als wir einstiegen.
    Suko, der als letzter ging, wurde angewiesen, die Tür zu schließen.
    Das tat er auch.
    Der Wagen war eng. Plüsch und Kitsch reichten sich die Hand.
    Das begann bei dem alten Tisch, wurde durch das Sofa fortgesetzt und ging weiter bis zu den Figuren, die überall herumstanden und uns aus großen, leeren Augen anglotzten.
    Das Licht gab soviel Schein, dass eine Hälfte des Wagens ausgeleuchtet wurde.
    Der Liliputaner behielt seinen Hut auf. Die Luft war mies. Es roch nach Schminke und Parfüm. So intensiv hatte ich den Geruch selten wahrgenommen. Ich bekam den Verdacht, dass Semec damit etwas überdecken wollte.
    »Nehmen Sie etwas zu trinken?«
    »Nein, danke.«
    Semec nickte. Er hatte sich in einen normal großen Sessel gesetzt und verschwand fast darin. Sein breiter geschminkter Mund war zu einem abwartenden Lächeln verzogen, die Augen blickten kalt, auf gewisse Art und Weise auch staunend.
    »Sie haben den Hund verletzt. Das hätte nicht zu sein brauchen«, warf er uns vor.
    Ich winkte ab. »Deswegen sind wir nicht gekommen. Uns geht es um etwas anderes.«
    »Um was?«
    »Vermissen Sie keinen?«
    »Wie meinen Sie das?« Semec schlug ein Bein über das andere und schaute mich fragend an.
    »Ich glaube zu wissen, dass ein Mitglied Ihrer Truppe nicht mehr unter den Lebenden weilt.«
    Der Liliputaner bekam große Augen. »Was sagen Sie da? Einer meiner Leute oder Brüder soll tot sein?«
    »Ja.«
    »Wie kam er um?«
    »Durch einen Pistolenschuss. Eine geweihte Silberkugel brachte ihn zur Strecke.«
    Semec begann zu lachen und schüttelte seinen im Verhältnis zum Körper übergroßen Schädel. »Das glaube ich Ihnen nicht, Mister…«
    Ich sagte meinen Namen und fügte den meines Freundes auch hinzu.
    »Sehen Sie, Mr. Sinclair.« Er beugte sich vor. »Es gibt zwar nicht viele Liliputaner hier in London, doch einige. Das weiß ich genau. Wir sind außerdem nicht die einzige Sippe und stammen nicht einmal von hier, sondern vom Balkan. Wir befinden uns nur auf einer Reise oder auf einer Flucht, denn niemand will uns haben. Da teilen wir das Schicksal mit den Zigeunern, wenn Sie verstehen.«
    »Klar, ich verstehe schon.«
    »Ich meine.« Er schaute wieder auf seine Uhr. »Dass Sie bei mir an der falschen Adresse sind. Suchen Sie woanders, nicht hier. Oder sagen Sie mir den Namen des Toten.«
    »Den weiß ich leider nicht. Er trug keine Papiere bei sich.«
    »Sehen Sie. Dann ist es doch Unsinn, wenn Sie nicht auch noch woanders nachfragen.«
    »Gurny wies uns auf diese Spur hin.«
    »Wer ist das?«
    Obwohl der kleine Mann die Frage stellte, wusste ich genau, dass er

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