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0329 - Der Ghoul, der meinen Tod bestellte

0329 - Der Ghoul, der meinen Tod bestellte

Titel: 0329 - Der Ghoul, der meinen Tod bestellte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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beides. Artistik und Kunst.«
    »Ach so.«
    Über die Stufen der Treppe betraten sie den Wohnwagen. Unter der Decke brannten nackte Glühbirnen. Es gab sogar einen abgeteilten Gang mit Nischen und kleinen Kabinen, wo Spiegel hingen und man sich schminken konnte.
    Jeder Spiegel besaß auch eine Lampe.
    Bis dicht an den Vorhang traten sie. Semec hatte genau die Stelle genommen, durch die er sehen konnte, ob sich die Sitzreihen gefüllt hatten.
    Er brauchte sich nicht einmal zu bücken.
    »Ja!« flüsterte er, »es ist voll. Wollen Sie schauen, Inspektor?«
    »Lassen Sie mal. Wenn Sie das sagen, reicht es.«
    Jossip Semec lachte. »Misstrauisch?«
    »Ein wenig.«
    »Ach, Inspektor, das können Sie vergessen. Kommen Sie, ich zeige Ihnen Ihren Platz. Es ist einer der besten. Auf ihm sitze ich oft, wenn ich während der Vorstellung nichts zu tun habe.«
    Sie schritten den Gang bis zu seinem Ende durch und gingen dabei parallel zum Vorhang. An seinem Ende lief er in einer kleinen Rechtsrundung aus.
    Hier befand sich auch die Öffnung, durch die Suko schlüpfen konnte. Semec hielt sie ihm auf.
    Es war fast stockfinster dahinter. Suko konnte nichts sehen und holte seine Bleistiftleuchte hervor.
    Der Strahl fiel auf einen Stuhl.
    »Da können Sie sich setzen«, erklärte Semec. »Sie werden besser sehen, wenn das Stück beginnt. Bleiben Sie zuvor noch im Dunkeln. Es dauert nur mehr eine halbe Minute. Viel Spaß!«
    Semec zog sich zurück und ließ den Chinesen allein.
    Es passte Suko nicht, in der Dunkelheit zu hocken. Sehr lange brauchte er dies auch nicht, denn er hörte ein schleifendes Geräusch, und im nächsten Augenblick schwang der Vorhang zur Seite.
    Unwillkürlich wurde Suko an das Vampir-Theater erinnert, das er in Hongkong kennengelernt hatte, doch hier gab es keine Vampire, höchstens Ghouls und einen Mann, der sich ebenso zu bewegen verstand, wie ein Ansager in Las Vegas.
    Es war Semec!
    Voll fiel das Licht eines Scheinwerfers auf ihn. Beide Arme hob er in die Höhe, nahm den dünn klingenden Beifall der Zuschauer entgegen und schien die vereinzelten Pfiffe zu überhören.
    Suko saß in einer schmalen Gasse. In einem richtigen Theater nannte man so etwas Inspizientengasse. Von der Seite her konnte Suko auf die Bühne blicken, und er sah, wie der Ansager Semec anfing zu tanzen. Er steppte wie Fred Astaire in seinen besten Zeiten.
    Sogar Suko wurde von dieser Darbietung abgelenkt.
    In den Stepptanz hinein folgten die anderen. Aus dem Dunkel tauchten sie auf. In der Höhe hatten sie gewartet. Jetzt hüpften sie wie Gummibälle über die Bühne, überschlugen sich, drehten Salti und bildeten in ihrer farbigen Kleidung ein schillerndes, buntes Bild.
    Was die Liliputaner da boten, war nicht schlecht, das musste auch Suko zugeben. Bisher war alles harmlos verlaufen, nichts störte ihn, nur eine Kleinigkeit.
    Der Geruch!
    Auf einmal war er da.
    Modrig, faulig, nach Leichen, Friedhof und Verwestem riechend.
    Suko saß sofort starr. Er konnte sich nicht vorstellen, woher dieser Geruch kam. Nicht einmal aus einer bestimmten Richtung, sondern von allen Seiten wehte er ihm entgegen.
    Da stimmte etwas nicht…
    Suko hielt den Atem an. Er spürte ein seltsam steifes Ziehen im Nacken. Eine Art von Warnung, denn er wurde einfach das Gefühl nicht los, in einer Falle zu hocken.
    Nach wie vor wirbelten die Artisten über die Bühne. Der Bretterboden vibrierte und dröhnte unter ihren Schritten und Aufprallen, wenn sie von oben herunterfielen.
    Eine wirkliche Ablenkung für den Zuschauer.
    Für Suko nicht. Er ahnte plötzlich, wie der Hase laufen sollte. Man wollte ihn ablenken, um ihn in Ruhe angreifen zu können. Vielleicht sogar umzubringen.
    Der Inspektor stand auf, von der Bühne her fiel auch Restlicht in seine Kammer. Er schaute jetzt nicht mehr zur Fläche hin, sondern auf den zuvor hinter ihm gewesenen Vorhang.
    Und der bewegte sich. Ob durch Menschenhand oder von einem Windzug verursacht, dies konnte Suko nicht sagen. Jedenfalls wollte er Gewissheit haben und griff zu einem Trick.
    Er packte den Stuhl, auf dem er noch vor, einigen Sekunden gesessen hatte, hob ihn hoch und rammte ihn kurz entschlossen vor.
    Genau auf die Mitte des Vorhangs zu.
    Die vier Beine hatten den Stoff noch nicht berührt, als etwas aus dem Schlitz wischte.
    Lang, glänzend – eine Messerklinge!
    Die hätte Suko voll in den Rücken oder Magen getroffen, so aber stach sie genau in die untere Seite der Sitzfläche. Umfasst wurde der Messergriff von

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