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033 - Die Herberge der 1000 Schrecken

033 - Die Herberge der 1000 Schrecken

Titel: 033 - Die Herberge der 1000 Schrecken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Brent
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früher die Pferde und Maultiere geführt
hatte.
    Heute war diese Tränke leer, nur manchmal füllte sie sich, wenn
ausgiebig Regen fiel.
    Unwillkürlich mußte der Engländer an die Erzählung des Alten denken,
und er sah vor seinem geistigen Auge die kahlen Pfähle der Galgen aus den
beiden steinernen Hügeln emporwachsen, die beiden Gehängten daran baumeln, die
von geheimnisvoller Hand dort aufgeknüpft worden waren...
    Das Mondlicht fiel in einer schmalen Bahn über den gewachsten
Fußboden vor ihm. Für den Bruchteil eines Augenblicks wurde sein eigener
Schatten groß und wuchtig an die Bretterwand geworfen, die den nach links
abbiegenden Flur von der schmalen, direkt nach unten in den Schankraum
führenden Treppe trennte.
    Unwillkürlich wandte Bartmore den Kopf, als er an der Treppe
vorüberkam. Der Schankraum war leer. Nein, eine einzelne Person saß in der Ecke
an einem Tisch. Vor sich hatte er eine Bastflasche und einen hölzernen Becher
stehen. Auf dem Tisch blakte eine Kerze.
    Der Mann trug eine dunkle, etwas weitgeschnittene Jacke und wandte
Bartmore den Rücken zu, so daß der Engländer das Gesicht des einsamen und
späten Gastes nicht sehen konnte.
    Es war William Bartmore, als beschleunige der alte Gonzales seine
Schritte, um schnell an der Treppe vorüberzukommen. Er wandte nicht einmal den
Kopf. Er übersah den einsamen Gast demonstrativ.
    »Wir sind jetzt gleich da«, flüsterte er, und Bartmore fand es
merkwürdig, daß Gonzales seine Stimme dämpfte. Es war doch sonst niemand hier
im Haus. Die Gäste, die der Alte beherbergte, schliefen bestimmt nicht, für die
begann doch erst jetzt der Tag...
    »Hier ist es schon!« Gonzales schlurfte auf eine Tür zu, zerrte
den Schlüsselbund aus der Schürzentasche und sperrte auf. Das Schloß ließ sich
fast geräuschlos öffnen. Der Alte fingerte in der Finsternis nach dem
Lichtschalter. Eine gelbliche Birne an der kahlen, rissigen Decke begann matt
zu glühen. Es ging zehn schmale, hölzerne Stufen abwärts, ehe eine weitere Tür
kam. Dies war die Kammer, in der die Kostüme und Masken untergebracht waren.
    Der Geruch von Mottenkugeln und Staub drang in die Nase des
Engländers.
    Gonzales trat ein wenig zur Seite, um mehr Licht in die kleine
Kammer einzulassen.
    Bartmore glaubte, in die Requisitenkammer eines Theaters zu sehen.
An langen Stangen hingen altmodische Kostüme und bunte Kleider, Barte und
Perücken. Auf einem dreistufigen Regal lagen die Masken. Hohlmasken, die man
über den Kopf stülpen konnte, Masken, die man an dünnen Haltestangen einfach
vor das Gesicht halten mußte, um sich zu verbergen.
    Gonzales griff nach einer Stielmaske, die ganz oben lag. Das Holz
klapperte, als er sie herabzog.
    Die geschnitzte Maske war ausgezeichnet gearbeitet. Sie war alles
andere als ein Stück Kitsch. Bartmores Bildung reichte aus, um eine solche
Feststellung zu treffen.
    Er nahm die ihm gereichte Maske zur Hand. Sie stellte ein
Fabelwesen dar, dem eine lange, rote Zunge aus dem grünen Maul hing. Mit der
Maske konnte man das Gesicht verbergen, ehe jemand auf die Idee kam,
diskriminierende Fotos zu schießen, mit denen man unter Umständen einiges mehr
anfangen konnte.
    »Eine erstaunliche Organisation, Gonzales«, konnte er sich nicht
verkneifen zu sagen. »Wurde diese Requisitenkammer extra für den einen Zweck
angelegt, Ihre Gäste voreinander zu verbergen?«
    Gonzales drückte die Tür zu und schloß sie ab, ehe er antwortete.
»Sie werden es nicht für möglich halten, Senor.« Seine Stimme klang noch immer
sehr leise. »Aber diese Kammer hat es wahrhaftig schon gegeben, als ich die
Herberge von meinen Vorgängern vor fünfundzwanzig Jahren übernahm. Es scheint
früher üblich gewesen zu sein, eine Art Maskenfest hier für durchreisende Gaste
zu veranstalten. Vielleicht verbargen sich auch die damaligen Besucher aus
ähnlichen Gründen wie meine Gäste heute, wer weiß, was diese windschiefen Wände
schon alles erlebt haben.« Er lachte leise, während er die schmalen Treppen
hochstieg. »Die Kleider, die Sie gesehen haben, sind keine Nachbildungen,
Senor. Sie sind teilweise hundert bis hundertfünfzig Jahre alt, manche sogar
noch älter. Wenn man das Gewebe anfaßt, zerfällt es.«
    Bartmore nickte. »Sie könnten ein Museum aufmachen, Gonzales.«
    Der Wirt juckte sich an der Nase. »Was soll's, Senor?«
    »Eben. Ihr anderes Geschäft bringt mehr ein.«
    Sie gingen zum Ende des Ganges. Bartmore gewann erst in diesen
Minuten einen ungefähren

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