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033 - Lautlose Bedrohung

033 - Lautlose Bedrohung

Titel: 033 - Lautlose Bedrohung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Frenz
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Schwimmstößen jagte sie zur Ausrüstungsecke und nahm einen der Schockstäbe an sich. Normalerweise war ihr jede Bewaffnung zuwider, doch die Erfahrung lehrte, dass es besser war, sich nicht wehrlos an eine Verfolgung zu machen. Die Schalldruck- gewehre, die seit Nag'ors Verschwinden zur Standardausrüstung der Beobachter gehörten, würdigte sie allerdings keines Blickes. Sie waren zweifellos zu auffällig für ihr Vorhaben.
    Als sie das Labor verließ, kam ihr gerade Bol'gar entgegen. Sein leuchtender Flossenkamm signalisierte deutlich, dass er ihr etwas Wichtiges mitteilen wollte.
    »Später«, fertigte Bel'ar ihn ab. Sie hatte keine Zeit für lange Erklärungen, denn ihr Zielobjekt war schon ins Erdgeschoss verschwunden. Ohne sich um Bol'gars verwunderte Rufe zu kümmern, nahm sie die Verfolgung auf.
    ***
    Lorg'da tauchte wie von Haien gehetzt durch die Eingangshalle. Die Wächter am Hauptportal sahen ihm zwar verwundert hinterher, als er grußlos an ihnen vorbei schoss und in einem eleganten Bogen hinter der Kuppel des nächsten Gebäudes verschwand, doch sie hatten keinen Grund misstrauisch zu werden.
    Es war ihre Aufgabe, Unbefugte am Betreten des Hydrosseums zu hindern, nicht, eilige Reisende aufzuhalten.
    Lorg'da schlug einige Haken zwischen den Wohneinheiten und jagte, dicht über dem Meeresboden, aus der Stadt hinaus. In regelmäßigen Abständen kreiselte er auf den Rücken, um zu überprüfen, ob ihm jemand folgte. Er traute der verdammten Beobachterin, die ihn untersucht hatte, nicht über den Weg. Sein Blick wanderte konzentriert über die Kuppeldächer, doch er konnte Bel'ar nirgendwo entdecken. Er hatte sie abgehängt.
    Obwohl sich Erleichterung in ihm breit machte, klopfte sein Herz weiterhin bis zu den Kiemen. Die Gier, die in seinen Adern tobte, ließ sich nicht länger unterdrücken. Wenn Lorg'da geahnt hätte, wie schwer es war, sich auf Dauer zu verstellen, wäre er nie ins Lager des Feindes geschlichen. Die vorgetäuschte Gelassenheit, die nicht mehr seinem Wesen entsprach, hatte ihn fast rasend gemacht. Es war höchste Zeit gewesen, aus dem Labor zu verschwinden bevor die Gier in ihm die Oberhand gewann.
    Der Hunger wurde zum alles beherrschenden Gefühl. Es war wie ein Rausch, der seinen klaren Verstand ausschaltete.
    Eine Sucht, die gestillt werden musste.
    Hunger!
    Vorsichtig blickte er sich in dem Algenwald um, den er durchquerte. Zwischen dem Grün blitzte ab und zu das Kuppeldach des Hydrosseums auf, sonst war nichts mehr von Hykton zu sehen. Um ihn herum schimmerten unzählige bunte Wasserpflanzen, die dass ideale Terrain für Fische aller Art bildeten.
    Lorg'da verbarg sich hinter einem grau verkrusteten Felsen und beobachtete einen Goldmakrelenschwarm, der vorüber zog. Jagdfieber stieg in ihm auf, doch so nahe an der Stadt musste er sich unauffällig verhalten.
    Eine der Makrelen schwamm arglos näher. Hunger!
    Ihr gelb gefärbter Bauch glänzte im Oberflächenlicht, während sie mit dem Maul gegen Lorg'das Brust stupste, um Planktonreste von seinen Schuppen zu putzen.
    HUNGER!
    Blitzschnell packte der Hydrit zu. Seine Flossenhände schlossen sich um die zappelnde Makrele und stopften sie ins Maul, bevor sie ihm wieder entschlüpfen konnte. Die scharfen Zahnreihen schnappten zusammen und trennten den Fischleib in zwei Hälften. Der Geschmack von Blut breitete sich auf seiner Zunge aus. Die quälende Unruhe, die in ihm tobte, wurde augenblicklich gedämpft. Dies war der schönste Augenblick, wenn sich jede Faser seines Körpers in Vorfreude des kommenden Genusses entspannte. Es war ein Moment des Rausches, nur mit dem Höhepunkt einer körperlichen Vereinigung vergleichbar.
    Unwillkürlich musste Lorg'da an die riesigen Muscheln der Beobachterin denken. Kein Zweifel, seit er sich den Lehren des Mar'os zugewandt hatte, war seine Libido stark angestiegen.
    Zufrieden schlang er die Makrele hinunter.
    Nur noch die Schwanzflosse ragte aus seinem Maul, als ihn lauter Flossenschlag herumwirbeln ließ. Entsetzt starrte er auf Bel'ar, die nur wenige Körperlängen von ihm entfernt über den Algenspitzen schwebte. Mit einem saugenden Geräusch ließ er den Rest der Goldmakrele verschwinden, doch es war zu spät.
    Die Beobachterin hatte längst gesehen, was vorgefallen war.
    »Bei Ei'don«, keuchte sie. »Was ist nur in Sie gefahren?«
    Lorg'da grinste höhnisch, obwohl er das metallische Glitzern in ihrer Linken bemerkte. Er hatte keine Angst vor dem Schockstab. Das war nur eine Waffe für

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