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033 - Lautlose Bedrohung

033 - Lautlose Bedrohung

Titel: 033 - Lautlose Bedrohung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Frenz
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haben.
    Das ist Ei'dons Strafe für unseren Frevel, den wir in seinen Namen begingen, durchzuckte es ihn. Einige schmerzhafte Schläge lang setzte sein Herz aus und er musste zurück in seinen Körper, der schon viel zu schwach war, um die Anstrengungen einer langen Seelenreise auf sich zu nehmen.
    Keuchend krümmte sich Quan'rill zusammen, wälzte sich auf dem Lager aus Seeanemonen hin und her, kämpfte ums nackte Überleben. Er befand sich in einem Zustand äußerster Hilflosigkeit, genau zu dem Zeitpunkt, an dem das Volk der Hydriten ihn am nötigsten gebraucht hätte…
    ***
    Hykton, Labor der Beobachter
    Eine Armada festgesaugter Dornenfische säumte Lorg'das Schulterblätter wie ein zuckendes Geschwür, das kurz vor dem Platzen stand, während Bel'ar widerwillig die Messdaten von den farbigen Stacheln ablas. Es war nicht der lebende Buckel, der sie von ihrem Patienten abstieß, sondern sein forsches, geradezu aggressives Auftreten und die anmaßenden Blicke, die er ihr zuwarf. Die Beobachterin war es gewohnt, mit ihrer großen Oberweite für Aufsehen zu sorgen - selbst Maddrax starrte ihr öfter darauf -, doch die Art, wie Lorg'da ihren Körper fixierte, trieb ihr eisige Schauer über den Rücken.
    »Und?«, fragte der Drytorer wohl schon zum zwanzigsten Mal. »Haben Sie etwas Ungewöhnliches gefunden?«
    Seine zunehmende Ungeduld war ein weiterer Punkt, der Bel'ar missfiel. Nicht nur weil sie seine ständigen Fragen als unhöflich empfand, sondern weil ihr die Messfische signalisierten, dass es eine körperliche Ursache für sein nervöses Verhalten gab. Doch je länger sie Lorg'da untersuchte, desto widersprüchlicher wurden die Daten, die sie an den farbigen Dornen der Doktorfische ablesen konnte. Als ob der Patient einem rapiden Verfall ausgesetzt wäre, der seinen ganzen Organismus in Aufruhr versetzte. Eine Zeit lang glaubte Bel'ar Nahrungsmangel als Ursache lokalisiert zu haben, doch im Labor schwebte genügend. Plankton, um eine ganze Beobachtergruppe satt werden zu lassen. Essstörungen ließen sich ebenfalls nicht ausmachen, und bevor sie diese absurde Idee weiter verfolgen konnte, warfen neue Messdaten ihre Theorie wieder völlig über den Haufen »Verdammt, jetzt reicht es mir endgültig«, begehrte Lorg'da plötzlich auf. Mit einer blitzschnellen Drehung wand er sich unter ihr fort und paddelte außer Reichweite. »Ich bin nach Hykton gekommen, um Hilfe für unsere Vermissten zu holen, und nicht, um auf alle Ewigkeit in diesem Labor festzuhängen.«
    Wütend griff er in seinen Nacken und löste die Saugnäpfe der Doktorfische.
    Bel'ar ließ ihn gewähren. Sie hatte sich längst damit abgefunden, dass sie mit der Standardausstattung nicht weiterkam. Die heftige Reaktion ihres Patienten war dafür umso aufschlussreicher.
    »Gibt es einen besonderen Grund für Ihr aggressives Verhalten?«, erkundigte sie sich in sachlichem Ton.
    »Allerdings!«, fuhr Lorg'da sie an.
    »Drei Mitglieder meiner Familie werden vermisst! Statt sie zu suchen, muss ich mich hier wie ein Aussätziger behandeln lassen. Das gefällt mir nicht!«
    Seine Antwort klang im ersten Moment überzeugend, doch Bel'ars geschulter Beobachtungsgabe entging nicht, dass ihr Lorg'da etwas verheimlichte.
    »Was erwarten Sie jetzt von mir?«, fragte sie betont freundlich. »Ich habe nicht die Macht, Sie in Ihre Heimatstadt zu entlassen.«
    »Ich will einfach nur raus«, forderte Lorg'da mit mühsam unterdrücktem Zorn. »Ich brauche etwas Zeit für mich allein, dann beruhigen sich meine Nerven wieder.«
    »Eine kurze Pause ist vielleicht keine schlechte Idee«, stimmte Bel'ar zu. »Drehen sie eine Runde durch unseren Korallenpark, der hat bisher noch jedem Besucher gefallen.« , Lorg'da sah die Beobachterin ungläubig an, als könnte er erst nicht fassen, dass sie ihn wirklich gehen ließ. Dann spalteten sich seine Lippen zu einem zufriedenen Lächeln. »Na also, du bist doch gar nicht so biestig, wie es die ganze Zeit den Anschein hatte.«
    Ehe ihn Bel'ar vom Gegenteil überzeugen konnte, schwamm er auf das Durchgangsschott zu. Sie hielt ihn nicht auf. Eine alte Beobachterregel besagte, dass ein Objekt sich immer dann ganz natürlich verhielt, wenn es sich nicht beobachtet fühlte. Dies schien genau der richtige Umgang mit Lorg'da zu sein.
    Regungslos verharrte Bel'ar in der Mitte des Raumes, während er in den Gang hinaus schwamm. Sobald das Schott wieder geschlossen war, explodierte sie aber förmlich vor Bewegung.
    Mit kräftigen

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