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033 - Lautlose Bedrohung

033 - Lautlose Bedrohung

Titel: 033 - Lautlose Bedrohung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Frenz
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punktgenaue Einschlag traf den Hydriten so hart, dass er weit zurück geschleudert wurde und mit dem Kopf hart gegen den grauen Fels prallte.
    Sein Körper erschlaffte. Haltlos sank er langsam auf den Meeresgrund hinab.
    Ehe Bel'ar richtig begriff, was geschehen war, tauchte Bol'gar zu ihr herab. In seinen Armen hielt er das Schalldruckgewehr, mit dem er auf seinen Cousin gefeuert hatte.
    »Alles in Ordnung mit dir?«, erkundigte er sich besorgt.
    Bel'ar presste die linke Handflosse auf ihre Schnittwunde. »Ist nicht so schlimm«, versicherte sie, obwohl Blutschwaden zwischen den Schwimmhäuten hervor quollen. »Du bist gerade im richtigen Moment gekommen.«
    »Ich verstehe überhaupt nicht, was in meinen Cousin gefahren ist«, jammerte Bol'gar, als fühlte er sich für dessen Handlungen mit schuldig. »Er ist sonst ein friedliebender Hydrit, wie ihn sich Ei'don nur wünschen kann.«
    Bel'ar wollte ihren Kollegen gerade über den frevlerischen Fischgenuss aufklären, als sein Schrei sie zusammenzucken ließ. Erst konnte sie sich Bol'gars Reaktion nicht erklären, aber als sie seinem Blick folgte, stieß sie auf den Grund des Entsetzens.
    Unter ihnen trieb Lorg'da regungslos zwischen den Algen. Sein Hinterkopf wirkte seltsam deformiert, als hätte jemand ein Stück davon abgetrennt. Nicht ein Tropfen Blut sickerte hervor, trotzdem gab es keinen Zweifel - er war tot.
    »Das… das darf doch nicht sein!« Bol'gar starrte entsetzt auf das Gewehr in seinen Händen. »Ich wollte doch nur verhindern, dass er dir etwas antut.«
    ***
    Transportröhre 5, Hykton - Drytor
    Matt vermochte nicht genau einschätzen, wie lange sie schon unter dem Meeresgrund entlang sausten, aber obwohl es ihm wie eine Ewigkeit vorkam, dass sie die Station im Hydrosseum verlassen hatten, konnten sie höchstens eine Stunde unterwegs sein. Das Gefährt, das er sich mit den Hydriten teilte, ähnelte dem, welches er schon vor der englischen Küste benutzt hatte? [2]
    Auf dem ersten Blick wirkte die Gondel wie eine lebende Qualle, die den ganzen Durchmesser der Röhre mit ihrer fließenden Körperform ausfüllte. Im Inneren der wabbelnden Masse befand sich aber ein bequemer Hohlraum, in dem bis zu acht Passagiere Platz fanden. Rasend schnell glitten sie durch die Röhre. Obwohl keine Beschleunigung zu spüren war, hatten sich glitschige Tentakel wie Haltegurte um ihre Leiber geschlungen, genau so, wie Matt es schon bei dem Ritt auf einem Man'tan erlebt hatte.
    Die beiden Hydriten, die ihm gegenüber saßen, hielten futuristisch anmutende Sturmgewehre in den Händen. Wenn er Quart'ol richtig verstanden hatte, verschossen diese Waffen jedoch keine Projektile, sondern punktgenaue Schallwellen, die das Wasser wie eine Bugwelle vor sich her trieben und mit großer Wucht gegen das Ziel schleuderten. Richtig eingesetzt, konnte so ein Gegner ausgeschaltet werden, ohne ihm dauerhaften Schaden zuzufügen. Eine klassische Defensivwaffe, wie sie dem friedlichen Wesen der Hydriten entsprach - bei voller Leistung konnte sie aber auch tödlich wirken. Darum wurde sie nur im Notfall eingesetzt.
    Den beiden Wissenschaftlern schien ihr militärisches Auftreten überhaupt nicht zu behagen. Seit Fahrtantritt hüllten sie sich in Schweigen, als ob sie ein dunkles Geheimnis teilten, das durch eine unbedachte Äußerung ans Tageslicht geraten könnte Matt hing ebenfalls seinen Gedanken nach, die sich immer wieder um den selben Punkt drehten. Nach sorgfältigem Abwägen brachte er endlich zur Sprache, was ihn quälte. Mer'ols Anwesenheit störte ihn zwar bei diesem privaten Thema, doch er hielt die Ungewissheit einfach nicht länger aus.
    »Diese Transportröhren«, wandte er sich an Quart'ol, »verbinden doch Ostund Westküste des Atlantiks miteinander?« Das war nur eine logische Schlussfolgerung.
    Anders hätte Mer'ol niemals so schnell nach Hykton gelangen können, als die hiesigen Hydriten herausfanden, dass Matt ein Seelenträger war.
    »So ist es«, bestätigte Quart 'ol. Sehr zum Missfallen seines Kollegen, der ihm prompt einen warnenden Blick zuwarf. Jede überflüssige Information, die ein Mensch über die Hydriten erhielt, konnte schließlich das Risiko für ihr Volk erhöhen.
    Matt ignorierte Mer'ols ablehnende Haltung und fragte gerade heraus: »Gibt es eine Möglichkeit, mich in diesen Röhren zurück zur englischen Küste zu transportieren?«
    Quart'ol runzelte seine schuppige Stirn.
    »Sicher. Ich frage mich nur, was du dort willst?«
    Matt rollte mit den Augen.

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