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033 - Lautlose Bedrohung

033 - Lautlose Bedrohung

Titel: 033 - Lautlose Bedrohung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Frenz
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kontinuierlich langsamer wurden, dann stoppten sie mit einem leichten Ruck. Die Tentakel um ihren Leib gaben sie frei. Mit einem saugendem Geräusch bildete sich in dem Quallenkörper eine kreisrunde Öffnung, durch die sie empor tauchen konnten.
    Kaum waren sie draußen, zog sich der Schließmuskel wieder zusammen und die Gondel ging in Warteposition.
    Die Eingangshalle erwies sich als eine exakte Kopie des Hydrosseums von Hykton, doch die hiesigen Wachen benahmen sich wesentlich aggressiver. Innerhalb von Sekunden bildeten sie einen engen Ring um Matt und seine Begleiter, die plötzlich in ein Dutzend Harpunenläufe blickten.
    »Waffen runter, Hyktoner«, verlangte ein Hydrit mit hageren Zügen, der offensichtlich die Befehlsgewalt besaß. Neben seinem perlenbesetztem Schulterpanzer und dem grünen Lendentuch trug er einen Dolch mit Doppelklinge am Gürtel.
    Ein fast anachronistischer Anblick angesichts der modernen Harpune in seinen Händen.
    Wie gefährlich diese primitive Waffe trotzdem war, bewies ein frisch verheilter Schnitt an seinem Oberarm. Auch die anderen Wachen trugen die eine oder andere Blessur zur Schau.
    Quart'ol und Mer'ol tauschten einen kurzen aber vielsagenden Blick aus, den nur Matt registrierte. Sie schienen nicht verwundert über den harschen Empfang zu sein, trotzdem weigerten sie sich standhaft, ihre Waffen herauszugeben.
    Es entstand ein heftiger Disput, in dem sie darauf beharrten, ihren Gefangenen persönlich zu bewachen. Als sie sogar damit drohten, auf der Stelle heimzukehren, gaben die Drytorer schließlich nach.
    Dicht umringt von den Wachen ging es in Richtung Ratssaal.
    Matt fühlte ein dumpfes Pochen in der Magengegend, während er in dem Pulk mit schwamm. Es war nicht nur das aggressive Auftreten der Wachen, das bei ihm ein warnendes Kribbeln auslöste, sondern auch der seltsam öde Anblick des Hydrosseums.
    Es dauerte einige Zeit, bis er erkannte, was ihn schon die ganze Zeit unbewusst störte.
    Im Gegensatz zu Hykton war hier nirgendwo der kleinste Fisch zu sehen! Die Eingangshalle wirkte so leergefegt wie die Innenstadt von Riverside an Thanksgiving. Nur ein paar dichte Planktonschleier zogen vorüber.
    Irgendetwas stimmte hier nicht. Matt schauderte. Plötzlich hatte er das Gefühl, in eine Falle getappt zu sein.
    ***
    Versammlungssaal des HydRats der Stadt Drytor
    Tir'za blickte durch ein Bullauge hinaus auf die leblose Stadt. Ein Anblick, der die VIERTE erfreute. Nie zuvor hatte sie sich so klar und überlegen gefühlt.
    Die Zeit der Selbstzweifel war vorbei. All die Rotationen, in denen sie nach Aufstieg und Weiterentwicklung gestrebt hatte, waren genauso unbedeutend wie ihr schmähliches Scheitern!
    So manche schlaflose Nacht hatte sie sich gefragt, warum ihr das Mysterium des Quan'rill verschlossen blieb, obwohl sie sich mit jeder Faser ihres Leibes darum bemühte, die neue Bewusstseinsebene zu erreichen.
    Warum hat mich Ei'don nur verstoßen?, hatte sie sich immer wieder gefragt. Andere Hydriten ihres Alters waren längst in den Kreis der Privilegierten vorgestoßen, die über die Städte in Allatis, Posedis und Maaris (Atlantik, Pazifik und Indischer Ozean) herrschten.
    Sterbliche und OBERSTE im HydRat, VIERTE im Bund der Neun Städte, damit war sie fast schon ein Anachronismus. Die Seelenwanderer lauerten nur auf den Tag, an dem ihr Leib in der großen Tiefe verrottete, damit endlich einer von ihnen ihre Stelle einnehmen konnte.
    Tir'za hatte sich längst mit diesem Dilemma abgefunden gehabt, als Mar'os' reinigendes Strafgericht auf Drytor niederfuhr ! Innerhalb von zwei Atemzügen siechten die Alten und Schwachen danieder, während sich die ganze Stadt in eine riesige Arena verwandelte, in der die Hydriten zum Ruhme des dunklen Kriegsgottes miteinander rangen.
    Die VIERTE blickte stolz auf die Blessuren, die sie selbst davon getragen hatte. Auch über sie war ohne Vorwarnung die Mordlust hereingebrochen, und sie hatte sich gut geschlagen.
    Als die Überlebenden der Schlacht wieder aus ihrem Blutrausch erwachten und feststellten, dass sie das Fleisch der Verlierer gegessen hatten, gab es nicht einen von ihnen, der falsche Scham verspürte.
    Ihre animalischen Instinkte, die sie so lange unterdrückt hatten, bestimmten plötzlich wieder ihr Leben.
    So streiften sie die Fesseln der Zivilisation ab und huldigten Mar'os, der ihnen die Erleuchtung brachte.
    Doch sie mussten sich vor den Hydriten der anderen Städte hüten, die sie für Frevler halten würden. Seit Ei'dons

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