Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
033 - Lautlose Bedrohung

033 - Lautlose Bedrohung

Titel: 033 - Lautlose Bedrohung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Frenz
Vom Netzwerk:
Quart'ol war seit seiner Ankunft überraschend wortkarg geworden. Irgendwie schien die tote Stadt einen unheiligen Einfluss auf alle Hydriten auszuüben.
    Einmal mehr kam sich Matt wie ein Ausgestoßener vor, der unter den Fischwesen stets ein Fremder bleiben würde. Der bloße Gedanke, den Rest seines Leben in ihrer Mitte verbringen zu müssen, schnürte ihm die Brust ein.
    Schweigend lehnte er sich in die Sitzschale des Man'tan zurück, der Drytor mit wuchtigen Schwingenschlägen verließ.
    Das Wasser umspülte Matts Gesicht wie eine seidige, streichelnde Hand, während sie über Algen und Seeanemonen hinweg segelten. Hinter Drytor fiel der Meeresboden schlagartig um zwanzig Meter ab. Selbst bei strahlendem Sonnenschein reichte das Oberflächenlicht nur noch für eine trübe Dämmerung, in der sich unheimliche Schatten ausbreiteten.
    Nach einer Viertelstunde erreichten sie den Kontinentalhang, von dessen Kante es steil in die Tiefe ging.
    Der Man'tan segelte schnurgerade am Abgrund entlang, bis Ayga'da plötzlich die Zügeln anzog und auf einen Punkt fünfzig Meter voraus deutete.
    »Dort müssen wir hinunter«, erklärte er. »Das Wrack liegt auf einem Felsvorsprung, in der Dämmerzone. Besser, wir nehmen unsere Handlampen mit.«
    Dabei zeigte er auf das Knorpelgestell, das aus der Wirbelsäule des Rochens empor wuchs.
    Darin waren vier Handlampen eingehängt, wie Matt sie schon aus der Begegnung in Washington kannte. Er nahm eine davon an sich und suchte den Schalter, mit der sie angeknipst wurde.
    Es dauerte eine Weile, bis er herausfand, dass er gleichzeitig mit vier Fingern in eine rippenförmige Vertiefung am Griff drücken musste.
    Inzwischen schwebte der Man'tan über der anvisierten Stelle.
    »Ihr beide seht euch unten um«, ordnete Quart'ol an. »Mer'ol und ich kreisen über euch, um notfalls eingreifen zu können.«
    Ein spöttischer Glanz trat in Ayga'das Augen.
    »Ihr braucht keine Angst vor dem Wrack zu haben. Ich war schon mal drin. Dort gibt es nichts, was uns gefährlich werden könnte.«
    »Unsere Aufgabe lautet, dem Kie- menmenschen jede Fluchtmöglichkeit zu nehmen«, entgegnete Quart'ol hart. »Von hier oben haben wir ihn gut im Blick.«
    Matt war über die Reaktion seines Freundes verblüfft. Es passte nicht im Geringsten zu Quart'ol, sich einen spannenden Ausflug in die menschliche Vergangenheit entgehen zu lassen. Dass er Angst vor dem Wrack hatte, wie es Ayga'da unterstellte, hielt Matt für zweifelhaft. Was ging also wirklich vor?
    Quart'ols Gesicht blieb so verschlossen wie das Stadttor von Washington nach Einbruch der Dunkelheit. Die Freundlichkeit und Güte, die ihn sonst prägten, wirkten plötzlich wie weggewischt. Als ob Matt es nicht mehr mit demselben Hydriten zu tun hatte, mit dem er vor zwei Stunden aus Hykton aufgebrochen war.
    Er hätte seinen Freund am liebsten nach dem Grund für sein seltsames Verhalten gefragt, doch Ayga'da wartete bereits ungeduldig. Matt blieb nichts anderes übrig, als seine Pflicht zu tun. Gemeinsam mit Ayga'da umrundete er die Schwingen des Man'tan und stieß in die Tiefe vor - begleitet von dem untrüglichen Gefühl, dass sich etwas Gefährliches über ihm zusammenbraute.
    Mit kräftigen Flossenschlägen tauchte er Ayga'da hinterher. Der Hydrit hätte sich wohl auch ohne Handlampe zurechtgefunden, denn er steuerte zielsicher auf einen Felsvorsprung zu, der sich unter ihnen aus dem Zwielicht schälte. Ein Schwarm Bonitofische stob wie auf Kommando auseinander, als er nahte.
    Ein äußerst ungewöhnliches Verhalten, das jedoch zu den leergefegten Gassen von Drytor passte.
    Matt warf einen schnellen Blick über die Schulter.
    Der Rochen hing immer noch wie ein bizarrer Ballon über dem Abgrund. Dass Quart'ol ihn von da oben aus besonders gut im Auge haben sollte, war ausgemachter Blödsinn. Entweder fürchtete er wirklich die Gefahren aus dem Wrack, oder er hatte mit Mer'ol etwas ganz anderes vor.
    Kopfüber ging es für Matt weiter in die Tiefe, bis er im dunklen Wasser einen massiven Stahlrumpf ausmachen konnte, der in Geröll und Wasserpflanzen eingebettet war. Auf der zum Felshang gewandten Seite klaffte ein mannsgroßes Loch in der Bordwand, das dem U-Boot einst zum Verhängnis geworden war. Es musste eine Explosion an Bord stattgefunden haben, vermutlich im Torpedoraum.
    Die scharfen Kanten, die den Rand säumten, wirkten nicht besonders einladend. Matt wandte sich erst mal dem Turm zu. Ein Blick auf die überwucherte Luke, deren kreisrunde Form

Weitere Kostenlose Bücher