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033 - Lautlose Bedrohung

033 - Lautlose Bedrohung

Titel: 033 - Lautlose Bedrohung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Frenz
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wissen, dass Drytor nicht mehr zum Bund der neun Städte gehörte. Trotzdem behielten ihn die Frevler bei, wie so viele Gewohnheiten aus ihrem früheren Leben.
    Tir'zas blutige Lippen verzogen sich zu einem grausamen Lächeln. »Sehr gut«, lobte sie. »Das läuft ja besser als erwartet.«
    Hauptmann Goz'anga nickte, obwohl er den Plan der VIERTEN für zu gewagt hielt. Seiner Meinung nach hätten sie längst die Entscheidung im offenen Kampf suchen sollen, anstatt mit List und Verschlagenheit gegen ihre Feinde vorzugehen. Zum ersten Mal kam ihm der Gedanke, dass er ein besserer Führer der neuen Ordnung wäre, und er fragte sich, wie das Herz der VIERTEN schmecken mochte. Diesmal schwieg seine innere Stimme, als übertönte der Wunsch nach Macht den barmherzigen Reflex, der noch in ihm wohnte. Die VIERTE musterte ihn kalt, als ob sie seine Gedanken erahnte.
    Das wäre nicht weiter verwunderlich, schließlich wühlte in jedem Frevler die selbe Gier.
    Ein Hai reißt dem anderen keine Flosse aus, hieß ein altes Sprichwort, das der Hauptmann im Stillen ergänzte: solange er keinen Vorteil dadurch erlangt.
    »Wie lauteten deine Befehle, Hauptmann?«, erforderte die VIERTE seine Aufmerksamkeit.
    »Ich habe unseren Kal'mar auf ihre Spur gesetzt«, antwortete Goz'anga mit vorgetäuschter Gehorsamkeit.
    Die VIERTE sah ihn von oben herab an.
    »Gut! Aber achte darauf, dass keine Fehler geschehen. Du haftest mir persönlich für das Gelingen dieser Mission, Hauptmann. Mit deinem Kopf!«
    Ohne ein weiteres Wort an den Untergebenen zu verschwenden drehte sich Tir'za wieder dem Toten zu, um ihr Mahl zu beenden. Hauptmann Goz'anga sah indes zu den Wachen auf, die in einem engen Ring über ihrer Herrin schwebten. Er kannte jeden Einzelnen von ihnen, doch sie erwiderten seine Blicke kalt und distanziert. Ihren Mienen war deutlich anzusehen, dass sie sich, wenn es die VIERTE befahl, sofort auf ihn stürzten und ihn töten würden.
    So viel war sicher.
    Wenn er wirklich der Herrscher des neuen Reiches werden wollte, musste er sich erst Verbündete in den eigenen Reihen schaffen.
    ***
    Irgendwo vor der Ostküste Nordamerikas
    Der Man'tan jagte mit hoher Geschwindigkeit durch das unendliche Grün des Atlantiks. Jeder Schlag der mächtigen Schwingen brachte sie ein Stück näher ans Ziel. Nach Hykton, in die Sicherheit.
    Sie waren bereits eine halbe Stunde unterwegs, aber das Meer hinter ihnen war immer noch frei von feindlichen Rochengeschwadern. Langsam keimte Hoffnung in Matthew auf. Mit etwas Glück würden sie auch den Rest des Weges unversehrt hinter sich bringen.
    Nur Mer'ols Verwundung bereitete ihm zunehmend Sorge. Sie hatten den Dorn entfernt, doch die Blutung wollte einfach nicht zum Stillstand kommen. Sie mussten dringend etwas unternehmen, bevor der Blutverlust zu groß wurde… oder sich ein Rudel Haie an ihre Fersen heftete.
    »Wieso habt ihr bloß kein Verbandszeug an Bord?«, fluchte Matt schon zum zehnten Mal.
    »Schneidet sich bei euch nie jemand in den Finger?«
    »Das schon«, antwortete Quart'ol geduldig.
    »Aber normalerweise haben wir es nicht weit bis zur nächsten Apotheke. Da vorne ist schon eine!«
    Mit einem harten Ruck brachte er den Man'tan über dem Meeresgrund zum Halten, stieß sich von dessen Rücken ab und schwamm zu einer großen Seepflanze hinüber, deren glockenförmige Blüten an blassgelbe Os- terblumen erinnerten.
    Am Rande des Kelchs wuchsen plötzlich scharfe Fangzähne, die wütend nach Quart'ol schnappten, als er daran ging, einige lange schmale Blätter von der Pflanze zu rupfen. Geschickt wich er den Attacken der handtellergroßen Mäuler aus und kehrte mit seiner Beute zurück.
    »Die Fasern des Glockenfressers haben eine heilende Wirkung«, erklärte er.
    Geschickt rollte er eines der grünen Blätter zu einem dünnen Stäbchen auf, das er ohne viel Federlesens in die offene Wunde stopfte.
    Mer'ol ließ die schmerzhafte Prozedur ohne einen Klagelaut über sich ergehen, wofür ihm Matt insgeheim Bewunderung zollte. Auch sonst musste er seine Meinung über den Hydriten, der ihm in den letzten zwei Wochen das Leben schwer gemacht hatte, revidieren. Als es darauf ankam, hatte Mer'ol all seine Vorurteile beiseite geschoben und ihn mit einem sicheren Schuss aus den Fängen des Hais gerettet. Eine noble Einstellung, der Matt nicht nachstehen wollte.
    »Gib her, ich mache den Rest«, forderte er Quart'ol auf.
    Während der junge Klon wieder die Zügel übernahm, wickelte Matt die übrigen

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