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033 - Lautlose Bedrohung

033 - Lautlose Bedrohung

Titel: 033 - Lautlose Bedrohung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Frenz
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nah heran. Der erste Schuss musste sitzen, sonst waren sie erledigt.
    In einem halsbrecherischen Manöver zog Quart'ol um den nächsten Felsvorsprung. Der gegnerische Rochenreiter wollte ihm nicht nachstehen, deshalb jagte er genauso eng um die Kurve. Das wurde ihm zum Verhängnis! Matt jagte eine Schallwellensalve in die darüber liegenden Felsen. Krachend stürzte die ausgelöste Lawine herab und riss den Rochen mitsamt Reitern in die Tiefe.
    Nun hatten sie es nur noch mit einem Verfolger zu tun.
    »Dreh um!«, schrie Matt. »Wir brauchen ein neues Gefährt!«
    Quart'ol stellte keine Fragen, sondern kam der Aufforderung nach. Er vertraute auf Matts kämpferisches Talent, das er in der Zeit in seinem Körper mehrmals hautnah hatte miterleben können.
    Ein wenig des menschlichen Wagemutes steckte nun auch in ihm; nie zuvor in seinen drei Leben war er so todesmutig auf einem Man'tan geritten.
    Einen lauten Kampfschrei auf den Lippen trieb er das Tier zu einem Rückwärtslooping an.
    Ohne die Tentakelsicherung wäre Matt aus dem Sitz geglitten, als sie plötzlich über Kopf standen, doch auf dem Scheitelpunkt der Bahn drehte sich der Man'tan wieder auf den Bauch und stürzte dem herankommenden Rochen entgegen.
    Die Verfolger waren von dem Manöver völlig überrascht, feuerten aber nach der ersten Schrecksekunde aus allen Rohren.
    Die Unterseite des Man'tan wurde mit Harpunen gespickt, trotzdem blieb er auf Kurs. Plötzlich schnellte Matt hinter der linken Schwinge hervor und feuerte im Vorbeigleiten auf die vierköpfige Besatzung. Der geballte Wasserdruck setzte sie umgehend außer Gefecht.
    Führungslos geworden stoppte der Rochen, wie es in seinen Dressurcodes programmiert war.
    »Na also«, frohlockte Quart'ol, »damit dürften wir es bis Hykton schaffen.«
    Eilig schwammen sie hinüber und lösten die Ohnmächtigen aus den Tentakelsicherungen. Sie durften keine Zeit verlieren! Sobald sich die anderen Besatzungen von ihren Blessuren erholten, ging der ganze Ärger von vorne los. Es ließ sich jedoch kein Frevler blicken, auch nicht, als sie Mer'ol und den Leinensack nachholten.
    Der Man'tan, auf dem sie bisher geritten waren, sank in einer grünlichen Plasmawolke langsam in die Tiefe, als wüsste er, dass seine Aufgabe erfüllt war. Matt spürte einen Kloß im Hals, der ihm das Schlucken schwer machte. Diese künstliche aber gleichzeitig so lebendige Lebensform mochte kein großes Schmerzempfinden haben, trotzdem schien es ihm falsch, sie nach ihren treuen Diensten einfach sterbend zurückzulassen.
    Doch ihre Situation ließ keine Zeit für Sentimentalitäten. Sie mussten den antiken Kampfstoff umgehend nach Hykton bringen, bevor er weiteres Unheil anrichten konnte. In den Händen der Frevler wäre er eine gefährliche Waffe, die die Machtverhältnisse in den Ozeanen für alle Zeiten auf den Kopf stellte.
    Quart'ol wandte sich um. Zufrieden registrierte er die Tentakelstränge um die Hüften seiner Besatzung. Mit leichtem Fersendruck ließ er den gekaperten Man'tan aufsteigen. Hinaus aus der Schlucht, Hykton entgegen.
    ***
    Jagd-U-Boot Kiew, Wrackstelle nahe Drytor
    Die VIERTE schwebte mit gebeugtem Rücken über Ayga'da, dem Späher, der Maddrax begleitet hatte. Rote Wolken stiegen von ihm auf. Weit mehr, als durch zwei Harpunenwunden austreten konnte.
    Hauptmann Goz'anga schlug seine Fußflossen wie zufällig gegeneinander, um sein Kommen anzukündigen. Die VIERTE richtete sich betont langsam auf, um ihren Unmut zu bekunden, bevor sie über die Schulter blickte. Blut klebte an ihren Lippen, Fleischfasern ragten zwischen den gebleckten Zähnen hervor.
    Als sie sah, dass es der Hauptmann war, der sie störte, wandte sie sich dennoch um. Dabei gab sie den Blick auf Ayga'das geöffneten Brustkorb frei.
    Tir'za hielt die Doppelklinge, mit der sie den Schnitt ausgeführt hatte, immer noch in Händen.
    Es war die Klinge des Toten.
    Verspeise das Herz deines Feindes, lehrte Mar'os seine Jünger. Doch Ayga'da war kein Feind gewesen,nur ein Verletzter, der seinen Wert verloren hatte. Irgendwo tief in Goz'anga flüsterte eine leise Stimme, dass diese Handlung Unrecht sei, doch er verdrängte sie sofort wieder.
    Gelobt sei, was rücksichtslos und stark macht, war seine neue Maxime, und so sollte es auch bleiben.
    »Die Flüchtigen sind mit dem Geschenk, das uns Mar'os sandte, unterwegs nach Hykton«, meldete er der VIERTEN.
    Ihr Titel hatte eigentlich keine Bedeutung mehr, denn bald würden alle Hydriten dieser Küste

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