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haben versucht, das Gefängnis zu überrennen und den Gefangenen aufzuhängen. Derjenige, der diesen Aufruhr angezettelt hat, tut mir schon jetzt Leid", antwortete Dr. Rivers. „Der Sheriff ist nicht nachsichtig. Er wird nicht ruhen, bis er den Aufwiegler gefasst hat."
„Das ist schrecklich. Gott sei Dank, dass nichts Ernstes passiert ist. Der Sheriff ist ein guter Mann."
„Ja, das ist er, und außerdem ist er klug. Er hat mir gesagt, er habe rechtzeitig von dem ihm bevorstehenden Arger erfahren und Mr. O'Keefe daher sicherheitshalber aus dem Gefängnis gebracht. Heute Abend ist niemand aufgehängt worden."
„Gut!" Molly hatte sich bemüht, überrascht und erleichtert zu klingen.
„Sie bringen doch das Essen aus dem Restaurant ins Gefängnis, nicht wahr?" fragte Dr. Rivers.
„Ja, und in den vergangenen Wochen habe ich Mr. O'Keefe recht gut kennen gelernt. Er ist sehr nett. Ich frage mich, wo der Sheriff ihn versteckt hat."
„Das weiß niemand, und er selbst sagt das natürlich nicht. In Anbetracht der Umstände ist das wohl das Beste. So, und nun möchte ich Ihre Mutter sehen."
Molly führte den Arzt ins Schlafzimmer der Mutter. Nachdem er Mrs. Magee gründlich untersucht hatte, zog er deren Tochter aus dem Zimmer und ließ Jimmy zurück, der sich um seine Mutter kümmern sollte. Dann übergab er Molly einige Medizintütchen.
„Mischen Sie das in heißen Tee und sorgen Sie dafür, dass Ihre Mutter viermal am Tag eine größere Menge davon trinkt. Falls sich ihr Zustand bis morgen Abend nicht bessert, lassen Sie mich wieder holen. Ich hoffe jedoch, dass diese Arznei genügt."
„Ja, Dr. Rivers. Vielen Dank", erwiderte Molly. „Und hier ist Ihr Geld."
„Nein, Miss Magee behalten Sie es. Sie könnten es benötigen."
„Wir sind Ihnen so viel schuldig. Ich bestehe darauf, dass wir Ihnen zumindest die letzte Rechnung begleichen, die Sie freundlicherweise nie erwähnt haben", sagte Molly lächelnd. „Bitte, Dr. Rivers, lassen Sie mich Ihnen etwas Geld geben."
„Also gut, Molly. Also gut." Zögernd nahm er es entgegen. „Ich hoffe, dass es Ihrer Mutter morgen besser ergeht. Die Medizin müsste ihr helfen."
„Vielen Dank", erwiderte Molly schlicht.
Nachdem der Arzt das Haus verlassen hatte, rief sie sofort nach Devlin. „Du kannst herauskommen. Jetzt ist es sicher."
„Ich dachte, er würde nie herkommen. Und dann dachte ich, er würde nie gehen."
„Das habe auch ich gedacht", gestand Molly. „Aber Gott sei Dank ist er hergekommen. Hast du alles gehört, was er gesagt hat?"
„Ja", antwortete Devlin stirnrunzelnd. „Ich mache mir Sorgen um Sheriff Macauley.
Was ist, falls der Mob zurückkommt? Dann ist der Sheriff in Gefahr und muss meinetwegen die ganze Sache noch ein zweites Mal durchstehen."
„Das ist seine Aufgabe, Dev", entgegnete Molly, weil sie nicht wollte, dass Mr.
O'Keefe sich schuldig fühlte.
„Es ist nicht seine Aufgabe, einen des Mordes bezich-tigten Menschen gegen einen aus wütenden Betrunkenen bestehenden Mob zu verteidigen."
„Doch, genau das ist es! Noch bist du nicht verurteilt worden. Du bist keines Verbrechens schuldig", nahm Molly Devlin leidenschaftlich in Schutz.
Überrascht von ihrem eindringlichen Ton schaute er sie an. „Du scheinst zu meinen, was du soeben geäußert hast."
Sie errötete stark und gab dann zu: „Ja, das war mein Ernst. Du hast Senor Santana nicht getötet. Darauf wette ich."
Devlin wärmte es das Herz, dass sie so viel Vertrauen zu ihm hatte. Er würde, wenn er sie gezwungenermaßen verlassen hatte, die Erinnerung an ihre Herzlichkeit brauchen. „Du hast Recht, Molly. Ich habe Mr. Santana nicht getötet. Aber abgesehen von meinem Freund Clay bist du der einzige Mensch, der mir glaubt."
„Ich denke, in diesem Punkt irrst du dich wahrscheinlich. Ich glaube nicht, dass dir von Sheriff Macauley erlaubt worden wäre, mit mir zu gehen, wenn er kein Vertrauen zu dir hätte."
„Das ist sicher richtig. Ich muss jedoch einen Beweis für meine Unschuld erbringen, der die Geschworenen überzeugt."
„Er wird sich finden. Du musst nur Zuversicht haben." Beschwörend schaute Molly Mr. O'Keefe an.
„Zuversicht", wiederholte er bedächtig. „Manchmal ist es so schwer, die Hoffnung nicht zu verlieren."
„Das weiß ich, aber vergiss nicht, dass ich und dein Freund Clay an dich glauben. Ich werde dich nie im Stich lassen, und auch er wird das nicht tun, wenn er auch nur zur Hälfte deiner Beschreibung von ihm entspricht."
„Er ist der
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