033
Stillen schickte sie ein Stoßgebet zum Himmel, ihm möge kein Leid geschehen. Er war zu gut und für sie etwas viel zu Besonderes. Sie liebte ihn so.
„Du kannst mein Schlafzimmer haben, so lange du hier bist, Dev. Ich werde bei Jimmy schlafen", sagte sie, sobald er aus dessen Zimmer kam.
„Bist du sicher?" Es hatte ihn nicht gestört, sich dort tagsüber zu verstecken. Aber er hasste den Gedanken, sie wolle ihm zuliebe auf ihr Bett verzichten.
„Ja, ich bin sicher. Wenn ich hier schlafe, höre ich Mutter leichter."
Widerstrebend gab Devlin nach. „Ich hoffe nur, dass ich euch nicht mehr lange zur Last fallen werde."
„Dev!" äußerte Molly scharf, damit er ihr in die Augen sah. Seit er zurückgekommen war, hatte er nämlich ihren Blick gemieden. „Du fällst uns nicht zur Last. Ich habe dir gern geholfen und bin froh darüber, dass ich dir beistehen konnte."
Man wünschte sich eine gute Nacht und trennte sich. Sie würden in verschiedenen Zimmern schlafen, obwohl keiner von ihnen im Herzen vom anderen getrennt sein wollte.
„Molly! Beeile dich!"
Jimmys erschrocken klingende Stimme riss sie aus dem Schlaf. Sie sprang aus dem Bett und hastete aus dem Zimmer, um zu sehen, was nicht in Ordnung war. Auch Devlin hatte den Jungen gehört und verließ rasch das Bett. Plötzlich standen Molly und er sich gegenüber. Sie war mit einem bodenlangen Nachthemd bekleidet, und er trug nur seine Hosen.
Er bemerkte ihre vom Schlaf geröteten Wangen und fand, in dem schlichten, ihre jugendliche Unschuld unterstreichenden Nachtkleid sei sie die schönste Frau der Welt. Sie blickte auf seine breite Brust, seine kräftigen, stark entwickelten Schultern und Arme und wurde sich erneut bewusst, dass er der maskulinste Mann war, den sie je zu Gesicht bekommen hatte. Eine sinnliche Stimmung entstand zwischen ihnen, doch sie hatten kaum Zeit, darüber nachzudenken.
„Was ist los?" erkundigte er sich und zwang sich, hart zu sich zu sein. Vielleicht gab es seinetwegen Ärger, und darauf musste er vorbereitet sein. Er musste sich einen klaren Verstand bewahren.
Molly brauchte nur einen Augenblick, um zu begreifen, dass ihr Bruder sie aus dem Schlafzimmer der Mutter gerufen hatte.
„Es geht um Mutter", murmelte sie nervös und eilte dann zu ihr, um zu sehen, wie es ihr erging.
„Molly." Eileen Magee lächelte matt, als sie die Tochter auf sich zukommen sah, und hob zur Begrüßung die Hand.
„Es geht ihr sehr viel besser!" verkündete Jimmy. Sein leuchtender Blick drückte Erleichterung und Liebe zur Mutter aus.
„Wie fühlst du dich?" fragte Molly zärtlich, während sie sich neben das Bett hockte und die Hand der Kranken ergriff. Sie war entzückt darüber, dass die Augen der Mutter klarer aussahen.
„Schrecklich, aber deiner Reaktion nach zu urteilen, geht es mir offenbar besser als vorher", antwortete Eileen. Sie hatte müde geklungen. „War ich sehr lange krank?"
„Einige Tage. Wir haben uns große Sorgen gemacht, doch gestern Abend war der Doktor hier und hat uns Medizin für dich gegeben. Mir scheint, sie hilft dir."
„Du hast den Doktor herkommen lassen?" Eileen war besorgt, da sie kein Geld hatte. „Ich hatte dir doch gesagt ..."
„Sei unbesorgt. Er war wunderbar und sehr verständnisvoll. Alles kommt wieder in Ordnung", versicherte Molly ernst.
Eileen nickte bedächtig und furchte dann leicht die Stirn. „Kann es sein, dass ich die Stimme eines Mannes aus dem anderen Zimmer gehört habe?"
„Oh!" Molly wusste, dass sie sich schnell etwas ausdenken musste. „Ja, das ist Dev."
„Dev?" Eileen warf ihrer Tochter einen fragenden Blick zu.
„Sheriff Macauley hat ihn hergeschickt. Ein Gefangener ist geflohen, und der Sheriff dachte, es könne hier Ärger geben. Deshalb hat er Dev hergeschickt, um sich zu vergewissern, dass alles in Ordnung ist." Beim Erzählen dieser Geschichte war Molly sich sehr bewusst, dass Jimmys Blick auf ihr weilte. Sie hatte jedoch nicht mit der Wimper gezuckt, während sie nur die halbe Wahrheit berichtete. Es hatte keinen Sinn, die Mutter jetzt zu sehr aufzuregen. Sobald sie sich kräftiger fühlte, würde Molly ihr die ganze Geschichte erzählen.
„Oh!" Eileen seufzte schwer. „Wir sind doch nicht in Gefahr, oder?"
„Nicht, solange Dev hier ist. Ich bin sicher, die Sache wird sich bald klären."
Eileen fand es etwas seltsam, dass Sheriff Macauley jemanden ausgerechnet zu ihrem Haus geschickt hatte, äußerte sich jedoch nicht dazu. Im Moment war sie viel zu
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