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Gefangene war wochenlang eingesperrt gewesen, ohne dass jemand sich darüber aufgeregt hatte. Plötzlich war es dann zu einem öffentlichen Aufruhr gekommen, und der Mob hatte verlangt, es müsse sofort Gerechtigkeit geübt werden.
Mr. Macauley überlegte, welche Gründe dieses jähe lebhafte Interesse an Mr.
O'Keefe haben mochte. Er hatte das dumpfe Gefühl, hinter der Sache stecke mehr und dass es nicht nur um einen wütenden Mob ging, der Selbstjustiz hatte verüben wollen. Er vermutete, es müsse jemanden geben, der aus einem ihm unbekannten Grund Mr. O'Keefe tot wissen wollte. Da er stets seiner Intuition folgte, beschloss er, den Vorgang gründlicher zu untersuchen. Er hatte den Verdacht, dass er, sobald er mit weiteren Nachforschungen begonnen hatte, eine Verbindung zu Senor Santanas Mörder finden würde.
Er versuchte, sich zu erinnern, ob in der Menschenmenge ein ganz bestimmter Aufwiegler gewesen war, doch ihm fiel niemand ein. Jedenfalls war, als er die Meute in Schach gehalten hatte, niemand unter ihr gewesen, der sie gegen ihn aufgestachelt hatte. Aber es musste jemanden geben, der hinter der Sache steckte.
Der Sheriff nahm sich vor, am nächsten Tag Mr. Andrews aufzusuchen und ihn zu befragen, wer die Leute in der Kneipe aufgehetzt hatte.
21. Kapitel
„Ich gehe für einige Minuten hinaus, Jimmy", sagte Molly zum Bruder, der im Sessel neben dem Bett der Mutter Nachtwache hielt. „Ich bin bald zurück."
„In Ordnung", erwiderte er schläfrig. „Ich passe auf."
In Anbetracht seiner Entschlossenheit, wach zu bleiben, schmunzelte Molly Er war müde, aber auch sehr starrsinnig. Noch hatte er nicht die Absicht, zu Bett zu gehen.
Er wollte bleiben, wo er war, falls die Mutter aufwachte und etwas benötigte.
Molly verließ das Haus, blieb einen Moment vor der Haustür stehen und überlegte, wohin Devlin gegangen sein mochte. Er hielt sich seit einer Stunde im Freien auf, und je mehr Zeit verstrichen war, desto mehr Sorgen hatte sie sich um ihn gemacht.
Ihr kam nicht einmal in den Sinn, er könne geflohen sein. Sie wusste, dass er das nie tun würde. Da sie nicht herausfinden konnte, in welche Richtung er gegangen war, schlenderte sie den Weg hinunter, der an dem baufälligen Schuppen vorbei zu dem kleinen, dahinter liegenden Teich führte.
Es war spät, und der hoch am Himmel stehende Mond tauchte alles in silbriges Licht.
Sie konnte Devlin nirgendwo sehen, doch das unregelmäßige Aufklatschen von Steinchen, die über das Wasser geworfen wurden, lockte sie an. Auf dem Weg zum Ufer erblickte sie Devlin. Er saß auf einem großen Stein und starrte über den vom Mond beschienenen Teich. Licht und Schatten verliehen seinem Gesicht scharfe Konturen. Er sah sehr einsam und verlassen aus, während er ein Steinchen nach dem anderen über das Wasser warf. Molly wollte zu ihm gehen und ihn in die Arme schließen, ihn beruhigen und ihm sagen, alles würde in Ordnung kommen. Sie entsann sich jedoch, wie kühl er sich benommen hatte, bevor er aus dem Haus gegangen war, und wagte es nicht, ihn einfach an sich zu drücken.
„Devlin", äußerte sie leise.
Er schaute auf und sah sie im Mondlicht stehen. Seit er das Haus verlassen hatte, waren seine Gedanken nur um sie gekreist. Es war beinahe zu schön, um wahr zu sein, dass er sie nun vor sich hatte. Vom blassen Mondlicht silbrig beschienen, sah sie hübscher denn je aus. Ihr Haar fiel ihr in weichen Wellen auf die Schultern. Er musste den Drang bezwingen, die in der Hand gehaltenen Steine nicht wegzuschleudern, zu ihr zu eilen und sie in die Arme zu schließen. Es kostete ihn große Anstrengung, sich zu bezwingen, doch er blieb, wo er war.
„Molly." Seine Stimme hatte spröde geklungen. Sein Blick schien Molly zu verschlingen. Er wollte sich ein für alle Mal einprägen, wie schön sie in diesem Augenblick war. „Wieso bist du hergekommen? Stimmt etwas nicht?"
„Das wirst du mir sagen müssen", erwiderte sie eindringlich, weil sie wollte, dass er sich ihr öffnete und ihr erzählte, was ihn belastete. Sie wollte ihm helfen, falls sie dazu imstande war.
„Es ist alles in Ordnung", log er und widerstand dem Verlangen, zu ihr zu gehen und sie zu küssen. Er riss den Blick von ihr los und schaute wieder über den stillen Teich.
„Bist du sicher?" fragte sie, ging zu ihm und legte ihm die Hand auf die Schulter.
Die sanfte Berührung fachte seine Leidenschaft an und weckte auch seinen Zorn. Er hatte keine Ahnung, wieso die leichte Berührung ihn derart
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