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junge Frau, und da ich ein wohlhabender Mann bin, hat es mir stets Freude gemacht, ihr jeden Wunsch zu erfüllen. Im Verlaufe der Jahre habe ich keine Kosten gescheut, doch es betrübt mich, gestehen zu müssen, dass sie sich zu einer egoistischen, sehr verzogenen jungen Dame entwickelt hat. Jetzt habe ich gemerkt, welch schrecklicher Fehler es war, sie so zu verhätscheln. Aber ich habe sie sehr gern ..."
Clay fühlte sich abgestoßen. Wie seine Mutter, war auch Mr. Alvarez' Tochter eine schöne, verzogene und reiche Frau, und weil ihr Leben ihr nicht passte, war sie verschwunden. Es war ihr gleich, wem sie dadurch Kummer bereitete. Ihm war bereits klar, dass er den Auftrag des alten Mannes nicht annehmen würde.
„Sie ist verlobt, und die Hochzeit soll in einem knappen halben Jahr stattfinden. Aus irgendeinem Grund will Reina ihren Verlobten nicht heiraten. Daher hat sie heimlich das Haus verlassen. Ich möchte, dass Sie mir meine Tochter zurückbringen."
Nachdem Mr. Alvarez sein Ansinnen vorgebracht hatte, war Clay noch fester entschlossen, den Auftrag um keinen Preis anzunehmen. Nicht für alles Geld der Welt würde er sich dazu bringen lassen, die Suche nach Miss Alvarez zu beginnen. Er hatte schon einmal mit einer solchen Frau zu tun gehabt, und das reichte ihm.
„Es tut mir Leid, Sir", sagte er kühl. „Ich bedauere Sie zwar sehr, und auch den Verlobten Ihrer Tochter, doch die Angelegenheit ist nicht mein Problem. Ich bin nicht daran interessiert, den Auftrag zu übernehmen."
Luis vermochtes nicht zu fassen, dass Señor Cordeil ihn abschlägig beschied. „Aber die Sache ist ganz ungefährlich, und ich habe Ihnen schon gesagt, dass Sie mir Ihren Preis nennen sollen! Sie sollen meine Tochter nur finden, zu mir bringen und über die ganze Angelegenheit Schweigen bewahren."
„Wie ich bereits sagte, bin ich nicht interessiert."
„Geld spielt keine Rolle."
„Sie haben Recht", stimmte Clay zu und trank wieder einen Schluck Whisky, um den schalen Geschmack im Mund zu vertreiben. „Geld hat mit meiner Weigerung überhaupt nichts zu tun. Ihre Tochter ist Ihr Problem, nicht meines, Mr. Alvarez.
Suchen Sie sich einen anderen Laufburschen."
Die Zurückweisung machte Luis wütend. „Zweitausend Dollar!"
„Nein."
„Dreitausend."
„Wissen Sie, was das Wort Nein bedeutet, Mr. Alvarez?" Clay war über die Hartnäckigkeit des Mannes verärgert. „Ich lehne ab. Mein Freund und ich haben Besseres zu tun, als das ganze Land nach Ihrer Tochter abzusuchen!" Er trank wieder einen großen Schluck Whisky.
„Zum Beispiel, sich sinnlos zu betrinken, Señor Cor-dell!"
„Sie haben verdammt Recht, Mr. Alvarez. So, nun verschwinden Sie, und schicken Sie Frenchie herauf. Sie ist die einzige Art Frau, die mich interessiert. Sie ist nett und willig und zweifellos sehr gut im Bett. Wahrscheinlich ist sie genau all das, was Ihre Tochter nicht ist!"
Luis platzte beinahe vor Wut.
„Denken Sie einmal gründlich nach, Mr. Alvarez. Vielleicht kann der Verlobte Ihrer Tochter von Glück reden. Möglicherweise ist ihr Verschwinden das Beste, was ihm je passieren konnte. Vermutlich hätte Sie ihn ohnehin nur unglücklich gemacht."
Señor Cordells Unverfrorenheit ließ Luis erstarren. Er kam sich vor, als habe er einen Schlag ins Gesicht erhalten. Er wurde blass, und dann stieg ihm die Zornesröte in die Wangen. Schließlich war er Luis Alvarez! Wie konnte der Amerikaner es wagen, in dieser Weise mit ihm zu reden und derart abscheuliche Dinge über seine geliebte Tochter zu äußern!
Luis starrte vom Fußende des Bettes den gemütlich vor ihm liegenden, bezechten Gringo an, und sein Blick verfinsterte sich gefährlich. Der Narr wusste offensichtlich nicht, mit wem er es zu tun hatte. Kalt beschloss er, ihm das zu zeigen. Da der Freund ihm gesagt hatte, Señor Cordeil sei der Beste, um seine Tochter aufzuspüren, würde er den Amerikaner engagieren. Er musste nur noch sehen, wie das zu schaffen war.
„Ich würde mich nicht so kategorisch weigern, Señor Cordeil. Denken Sie eine Weile über mein Angebot nach. Ich werde mich später wieder mit Ihnen in Verbindung setzen." Luis drehte sich um und ging zur Tür.
„Verschwenden Sie weder Ihre noch meine Zeit, Mr. Alvarez", rief Clay ihm nach.
„Ich bin nicht interessiert."
„Warten wir es ab, Señor Cordeil! Warten wir es ab", erwiderte Luis halblaut, machte die Tür auf und verließ den Raum.
Die Tür des Zimmers, das Devlin im Perdition-Saloon für die Nacht gemietet
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