Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
033

033

Titel: 033 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: In seidenen Fesseln
Vom Netzwerk:
trotz der Hitze rann ihr ein Frösteln über den Rücken. „Ich werde für Sie beten, Poke."
    „Verdammt, Sie beten besser für jeden von uns", knurrte er. Nachdem er die Kugeln ins Magazin geschoben hatte, richtete er sich wieder beim Fenster auf.
    Auf dem Weg zu dem kleinen Teich ließ Clay das Pferd im Schritt gehen. Abgesehen von einigen Stunden Schlaf, die er in der vergangenen Nacht gehabt hatte, war er seit dem Aufbruch aus Monterey vor eineinhalb Tagen ununterbrochen geritten. Er war wütend und missmutig, wusste indes, dass es nichts brachte, so übel gelaunt zu sein. Er musste sich auf den Auftrag konzentrieren und Miss Alva-rez finden, und zwar schnell. Nur so konnte er Dev davor bewahren, wie ein Tier in der Gefängniszelle eingesperrt zu sein.
    Er hielt am Ufer an, saß ab und ließ das Pferd sich tränken. Entschlossen betrachtete er die Umgebung und versuchte zu errechnen, wie weit er schon geritten war und womöglich noch reiten müsse. Er war quer über Land geritten und hatte sich angestrengt, die zwei Tage zuvor aus Monterey nach Los Angeles abgefahrene Postkutsche einzuholen.
    Er war ihr nicht aufs Geratewohl gefolgt, sondern weil er vor dem Aufbruch viel mit Mr. Alvarez und dessen Detektiven geredet hatte. Deren gründliche, aber ergebnislose Suche hatte ihn vermuten lassen, dass Miss Alvarez sich nicht mehr in dieser Gegend aufhielt. Nachdem er seinem Auftraggeber diese Vermutung mitgeteilt hatte, war Mr. Alvarez sofort der Annahme gewesen, seine Tochter sei wohl auf dem Weg nach New Orleans zu guten Freunden. Erkundigungen in der Postkutschenstation hatten ergeben, dass vier Passagiere in der Postkutsche saßen, die vor zwei Tagen abgefahren war, zwei Frauen, beide noch verhältnismäßig jung, ein älterer Mann und ein Kind. Clay war so gut wie sicher gewesen, dass eine der Frauen Miss Alvarez sein musste, und hatte daher beschlossen, dieser Spur nachzugehen. Deshalb befand er sich jetzt in dieser von Gott verlassenen Gegend und bemühte sich, die Postkutsche einzuholen, in der seiner Meinung nach Miss Alvarez saß.
    Er ließ das Pferd saufen, suchte den Schatten eines in der Nähe wachsenden Baumes auf und versuchte, sich eine Weile zu entspannen. Er grübelte jedoch, obwohl er sich bemühte, nicht an den Freund zu denken, weiter über dessen gefährliche Lage nach, und verwünschte nicht zum ersten Mal, seit er den Auftrag angenommen hatte, die Frau, die schuld an dieser Misere war.
    Verärgert zog er das kleine Portrait aus der Tasche, das Mr. Alvarez ihm gegeben hatte, und starrte die dargestellte schöne Frau an. Aufmerksam betrachtete er sie und versuchte, sich ihre Gesichtszüge gut einzuprägen. Wiewohl Mr. Alvarez ihm gesagt hatte, das Bild sei jetzt zwei Jahre alt, glaubte er nicht, dass er Schwierigkeiten haben würde, dessen Tochter zu erkennen. Auf dem Bild trug sie ein elegantes, tief dekolletiertes grünes Ballkleid, und die Ausstrahlung, die der Maler ihr verliehen hatte, erweckte den Anschein von Würde. Das rabenschwarze Haar war aus dem Gesicht gekämmt und fiel ihr in weichen Wellen auf die schmalen Schultern. Clay fand, die Augen seien das Bemerkenswerteste an diesem Gesicht. Sie waren groß und dunkel und hatten einen unergründlichen Ausdruck.
    In diesem Blick konnte man sich verlieren. Der Teint war makellos, die Nase perfekt und der verlockende Mund küssenswert. Clay überlegte . . .
    Plötzlich wurde er sich gewahr, in welche Richtung seine Gedanken abschweiften, und sein Ärger wuchs. So hinreißend Miss Alvarez auch aussah, wollte er doch nichts mit ihr zu tun haben. Er hielt sich vor, welche Art Frau sie war. Seiner Ansicht nach war sie, genau wie seine Mutter, eine habgierige, egoistische Hexe, und das durfte er nie vergessen. Er würde sie finden und zu ihrem Vater und ihrem sie liebenden Verlobten bringen. Mehr wollte er nicht mit ihr zu tun haben.
    Erregt und sich bewusst, dass er keine Zeit verlieren und sich ausruhen durfte, derweil Dev hinter Gittern saß, stand er auf und ging zielstrebig zu seinem Pferd. Er verweilte nur noch so lange, wie er brauchte, um das Bild von Miss Alvarez in die Satteltasche unterzubringen, ergriff dann die Zügel und schwang sich in den Sattel.
    Er hatte soeben das Pferd antraben lassen, als er von fern Schüsse hörte. Er wusste nicht, was da geschah, hatte jedoch den Eindruck, dort gäbe es Ärger. Clay hielt das Pferd zu raschem Galopp an und preschte in die Richtung, aus der die Schüsse zu vernehmen gewesen waren, um zu

Weitere Kostenlose Bücher